Von nix kommt nix: Voll auf Erfolgskurs mit den Geissens (German Edition)
lebende Tiere in Kästen, Tonnen oder Kartons – Frösche, Schildkröten oder Krebse. Es heißt ja, dass die Chinesen aus so ziemlich allem Getier etwas zubereiten können. Dieses Klischee hat sich schon auf diesem Markt absolut bestätigt!
Roberts Vater Reinhold, der sich durch seine früheren Export/Import-Geschäfte in Hongkong nochbestens auskannte, führte uns mit einem Scout andie abgelegensten Ecken dieser Acht-Millionen-Stadt. Auf dem so genannten »Ladies Market« gab es außer Zigtausenden von billigen Klamotten, die kreuzund quer zwischen unzähligen Ständen aufgehängt waren, auch eher frivole Kleidungsstücke, die bei uns höchstens irgendwo unter dem Ladentisch gehandelt würden. Prüde waren die Leute hier jedenfalls nicht. Anschließend gingen wir in einem wirklich sehr landestypischen Restaurant essen. Und landestypisch bedeutete: Es gab keine englische Speisekarte, ich sah überall nur kantonesische Schriftzeichen und verstand Bahnhof. Dazu herrschte, nun ja, nicht gerade klinische Sauberkeit. Ich hatte nach der Erfahrung auf dem Vogelmarkt erhebliche Bedenken, was der Koch alles in den Wok werfen würde, aber wenn wir schon hier waren, dann durften wir keine Berührungsängste haben. Auch wenn danach unser Magen etwas grummelte – wir überlebten das Menü.
Allerdings war ich gelinde gesagt etwas geschockt, wie teuer das Leben in Hongkong sein konnte. Das erschloss sich beim Blick auf die schäbigen Fassaden, die kreuz und quer verlaufenden Stromleitungen, das unübersichtliche Gewirr aus Fenstern und winzigen Balkonen, eher nicht. Aber unser Guide erzählte uns, dass die Stadt in der Zwischenzeit zu den zehn teuersten Orten auf der Welt zählte – und das merkte ich leider bei meinem obligatorischen Besuch beim Frisör. Und obwohl der Maestro weitaus mehr verlangte als jeder mir bekannte Coiffeur in Monaco, föhnte er mir die Haare zusammen wie ein Stift am dritten Lehr-Tag. Eine echte Enttäuschung – aber das nur am Rande.
Obwohl es Robert, der zuletzt vor einem Vierteljahrhundert hier war, nicht wirklich gefiel, saugte ich alles an Eindrücken auf, was ich aufnehmen konnte – wer weiß, ob ich noch mal herkommen würde: die Abermillionen Lichter und Leuchtreklamen, die dafür sorgten, dass es nachts heller war als tagsüber an der Cote d’Azur, das Gewusel auf der Straße, die Bootsfahrt auf eine traditionelle Insel, auf der es aussah wie vor hundert Jahren, die Laser-Show vor der atemberaubenden Skyline.
Ich muss gestehen, dass ich im ersten Moment, als wir aus Hongkong zurückkehrten, einfach nur froh war, wieder Zuhause zu sein. Aber nach und nach kamen die vielen Eindrücke in meinem Kopf an – und ich zog aus diesem Trip vor allem die Erkenntnis, wie unglaublich vielfältig unsere Welt doch ist und wie verschieden die Menschen. Und wie gut es uns eigentlich geht – und damit meine ich nicht den Luxus, den wir uns leisten können, sondern ganz elementare Dinge wie sauberes Trinkwasser, geteerte Straßen oder eine sichere Stromversorgung. Auch das gehört zu den Erfahrungen, die man während eines Lebens unbedingt machen sollte: Nicht alles ist auf den ersten Blick schön. Manches muss man erst sacken lassen und seine Schlüsse daraus ziehen!
Kitzbühel
Diese wohl berühmteste Kleinstadt des gesamten Alpenraumes haben wir uns deshalb als einen unserer festen Wohnsitze ausgesucht, weil sie so ganz anders ist, als all die anderen Orte, an denen wir uns für gewöhnlich aufhalten. Das liegt vor allem am beeindruckenden Panorama, das man in Kitzbühel hat, schon allein, wenn man einfach nur aus dem Fenster guckt: Obwohl wir eigentlich die Sonne und das Meer lieben, geht uns wie wahrscheinlich allen anderen hier das Herz auf, wenn wir auf den imposanten Wilden Kaiser blicken oder den berühmten Hahnenkamm. Und es liegt an der sprichwörtlichen Gastlichkeit der Tiroler, die trotz der zigtausend Touristen, die hier im Sommer und Winter Urlaub machen, immer sehr herzlich geblieben sind.
Kitzbühel ist in erster Linie einfach urgemütlich. Es gibt jede Menge rustikale Almhütten, Gasthäuser oder gar Sterne-Restaurants, die allesamt den Charme eines alten Bergbauernhofs haben. In der Altstadt findet man enge Gässchen mit kleinen Andenken- oder Kunsthandwerksläden genauso wie edle Boutiquen bekannter und (noch) unbekannter Designer. Bemerkenswert finde ich dabei, dass praktisch überall – egal ob beim Baustil der Häuser oder beim Styling in der Mode – der alpenländische Stil
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