Von nix kommt nix: Voll auf Erfolgskurs mit den Geissens (German Edition)
Alexander Nestor Haddaway. Nestor stammte aus Trinidad und war später mit seinen Eltern nach Köln gezogen. Dort spielte er American Football und verdiente sich nebenher ein paar Kröten, indem er bei Modenschauen als Tänzer auftrat. Auch für uns hatte er auf diversen Fitness-Messen schon einige tolle Shows abgeliefert. Bei einer davon wurde er irgendwann von einer Musik-Produzentin entdeckt, die ihm den Hit »What is Love« auf den durchtrainierten Leib schrieb. Der Song startete weltweit durch, stieg in Deutschland und England auf Platz zwei und in den USA immerhin auf Platz elf der Charts. Nestor war nun ein Mega-Star. Aber das Kuriose war: Er trat auch weiterhin an unseren Messeständen auf, weil es ihm einfach Spaß machte! Allerdings durften wir niemandem erzählen, wer da auf der Bühne herumhopste. Sein Management hatte etwas dagegen. Natürlich sickerte trotzdem durch, dass Haddaway mit Uncle Sam gemeinsame Sache machte.
Das Ganze nahm schnell eine gewisse Eigendynamik an. Es war kein Geheimnis, dass ich immer schon ein Faible für schnelle Autos hatte. Deshalb sagte ich auch sofort zu, als wir gefragt wurden, ob wir Frank Schmickler sponsern wollten. Schmickler fuhr seinerzeit im Porsche Supercup. Das war genau nach meinem Geschmack! Dieser Wettbewerb fand im Rahmen der Formel-1-Weltmeisterschaft statt. Und als Sponsor durfte man natürlich überall ganz vorne mit dabei sein – selbstverständlich auch beim Rennen in Monaco. Das hatte mich immer schon fasziniert. Ich saß auf der Tribüne oberhalb der Boxengasse und schaute in einer Rennpause gedankenverloren in den Himmel über der Côte d’Azur. Das hatte was! Da kann noch so ein ausdauerndes Hochdruckgebiet über Köln liegen, eine solche Farbe kriegte die Sonne bei uns einfach nicht hin.
Die Verträge mit Frank Schmickler waren kaum unterschrieben, da kam ein Anruf vom Management von Michael Schumacher. Schumacher fuhr gerade seine dritte oder vierte Saison in der Formel-1 und galt als größtes Talent der letzten Jahrzehnte. Schumis Agentur bot uns den Frontflügel seines Benetton an. Doch Formel-1 war schon damals richtig teuer. Ich lehnte ab. Auch, weil ich nicht absehen konnte, wie groß Schumi einmal werden würde.
Genauso ging es uns mit Henry Maske: Auch ihn sollten wir zu jener Zeit ausstatten. Maske war Mitte Zwanzig und gerade IBF-Weltmeister geworden. Seine spätere Entwicklung war so nicht vorhersehbar. Mittelgewichtsboxen fand ich außerdem eher langweilig. Wenn schon, dann musste Uncle Sam im Schwergewicht vertreten sein!
Zum Glück hatte Maskes Manager noch einen anderen aufstrebenden Boxer im Angebot, der in meiner bevorzugten Gewichtsklasse antrat: Axel Schulz war zwar bislang »nur« Deutscher Meister, aber er hatte einen unschätzbaren Vorteil: Axel hatte, ganz ohne unser Zutun, ein Riesen-Faible für unsere Klamotten. So war es kein Problem für meinenBruder, mit der Schulz-Seite einen coolen Deal auszuhandeln: Für jeden Kampf von Axel Schulz, der im Fernsehen übertragen wurde, gab’s zehntausend Mark Prämie. Und unabhängig davon »Uncle Sam«-Sachen, bis die Schränke zusammenkrachten. Axel freute sich wie ein Kind. Und für uns war das ein gutes Geschäft. Das wurde noch viel besser, als er kurze Zeit später dann tatsächlich gegen George Foreman ran durfte – und diesen Kampf nur durch Beschiss verlor. Der Fight fand mitten in der Nacht statt. Trotzdem sahen fast vier Millionen Menschen zu. Schulz war über Nacht berühmt – und wir mit ihm. Irgendwann hat sein Manager dann die Krise bekommen und uns genötigt, die Sponsorsumme drastisch aufzustocken. Dafür machte der wirklich grundsympathische Axel, der ein richtiger Freund geworden ist, fast alles mit, was wir ihm vorschlugen. Ich glaube, er joggt noch heute mit einem »Uncle Sam«-Käppi durch den Wald.
Unser nächster Katalog brach auch dank der vielfältigen Werbemaßnahmen alle Rekorde! Das Ding war 218 Seiten stark. Allein der Druck verschlang einen siebenstelligen Betrag. Wir hatten inzwischen auch eine eigene Ski- und eine Tennis-Kollektion. Dazu gab’s »Uncle Sam«-Unterwäsche, Schuhe, Uhren und vieles mehr.
Insgesamt beschäftigten wir nun rund hundertzwanzig Mitarbeiter. Das war aber ein Klacks im Vergleich zu den Beschäftigten, die in der Türkei zumindest teilweise von uns lebten: Knapp fünftausend Menschen, schätze ich, waren in und um Istanbul an der Produktion unserer Kleidung und sonstiger Artikel beteiligt. Wir hatten sogar eigene
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