Von nix kommt nix: Voll auf Erfolgskurs mit den Geissens (German Edition)
übernehmen, die erstmal weiterhin flutschte. Sonst würde das nicht funktionieren. Und so gut wie es gerade lief, sollte draußen sowieso am besten niemand merken, dass »Uncle Sam« bald andere Besitzer hatte.
Kurzum: Es war eine absolut nervige Angelegenheit! Ich war von neun bis zweiundzwanzig Uhr im Büro, rauchte wie ein Schlot und trank literweise Kaffee. Anders ging es nicht. Bei jedem Punkt, der die letzten Jahre immer Routine gewesen war, musste ich abwägen, ob ich dafür überhaupt noch verantwortlich war. Oder erst recht. Alles, was ich machte, wurde von einem Anwalt abgesegnet. Sieben Monate ging das so. Wir vereinbarten außerdem einen einjährigen Beratervertrag für Michael und einen fünfjährigen für mich, damit die Käufer nicht ganz ohne unser Know How dastanden.
Der endgültige Preis wurde auch erst nach monatelangen Prüfungen festgelegt und sollte in zwei Raten überwiesen werden: die erste mit Unterzeichnung des Vertrages. Die zweite erst nach Ablauf dieser Fünf-Jahres-Frist. Ich hatte zwar keine Ahnung, wie ich mich in einem Unternehmen einbringen sollte, das nicht mehr mir gehörte, aber die neuen Eigentümer bestanden darauf.
Die Gespräche gingen in die Endphase. Die Verträge wurden gerade von hochspezialisierten Juristen in der Schweiz ausgearbeitet. Ich setzte mich in einem der wenigen ruhigen Momente mit meinem Bruder zusammen. Er war zu diesem Zeitpunkt siebenundzwanzig, ich neunundzwanzig Jahre alt. Wir guckten uns an und dachten nach: Das Geld, das wir bald haben würden, war natürlich eine große Verlockung. Dafür wäre aber unser beider Lebenswerk weg! Alles, was wir uns gemeinsam aufgebaut hatten. Alles, was uns in den letzten beinahe zehn Jahren antrieb.
»Machen wir den Sack zu?«, fragte mich Micha.
»Machen wir den Sack zu!«, sagte ich. Ich musste schlucken.
Kurz darauf unterschrieben Michael und ich den Kaufvertrag. Es gab kein Zurück mehr! Ich konnte gar nicht mal sagen, ob sich das irgendwie komisch anfühlte, ob ich erleichtert oder traurig war. Dafür hatte die letzten Monate zu viel Trouble geherrscht. Wahrscheinlich deshalb habe ich mir jenen ominösen Kontoauszug, auf dem die ganze Summe erstmals draufstand, auch nie angesehen. Wirklichnicht.
Aber ich hatte das Geld nun mal. Jetzt musste ich überlegen, was ich damit anfangen sollte. Natürlich wollte ich Carmen und mir nach den ganzen Strapazen etwas gönnen, ein paar Wochen im Hotel de Paris zum Beispiel, um unsere Wohnung in Monaco einzurichten. Aber natürlich war ich viel zu vernünftig, um zum Beispiel im Casino gegenüber alles auf Rot zu setzen.
»Es ist eine Herausforderung einen Sack Geld so zu verwalten, dass er möglichst lange hält.«
Als das Geld auf dem Konto war, konnte ich mich vor freundlichen Finanzberatern kaum retten. Wir hatten mit »Uncle Sam« zwar das Glück, dass uns unsere Bank ein paar Mal echt den Arsch gerettet hat. Das aber war mehr persönlichen Beziehungen geschuldet und weniger ihrer sozialen Einstellung. Insofern herrschte bei mir eine gewisse Grundskepsis vor, was die Tipps von Bankern anging. Das war damals nicht anders als heute!
Ich saß also da vor jeder Menge geschniegelter Typen, die mich mit wichtig klingenden Fachbegriffen und großartigen Versprechen bombardiert haben. Und jedes Mal, wenn mir so jemand in den schillerndsten Farben erzählt hat, was er nun mit meiner Kohle anstellen will, um sie todsicher und schnell zu vermehren, da dachte ich mir: Wenn der gute Mann genau wüsste, wie gut das alles funktioniert – warum sitzt er dann nicht auf der anderen Seite? Eine plausible Antwort auf diese Frage ist mir nie eingefallen. Deshalb habe ich den meisten Bankern auch bei weitem nicht alles geglaubt, was sie mir verklickern wollten.
Natürlich habe auch ich dabei Fehler gemacht. Beim ersten großen Börsencrash der jüngeren Zeit, nach den Anschlägen am 11. September 2001, habe ich eine ganze Menge Geld verloren, weil manche Aktien, auf die ich gesetzt hatte, im besten Fall auf einmal nur noch ein Drittel wert waren. Solche Entwicklungen kann niemand voraussehen, nicht einmal die seriösesten Experten. Nur habe ich in dieser Hinsicht zum Glück nie alles auf eine Karte gesetzt. Dafür bin ich viel zu misstrauisch.
Außerdem kriegst Du die warnenden Beispiele immer mal wieder vor Augen geführt, denn hier in Monaco lässt sich das Auf und Ab ganz prima beobachten. Vor ein paar Jahren ist auf einmal ein ganzer Haufen Investment-Fuzzis aufgetaucht. Die
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