Von nix kommt nix: Voll auf Erfolgskurs mit den Geissens (German Edition)
Obdachlose in der Kanalisation hausen. Ich finde es unheimlich wichtig, dass man den Blick auf die Realität nicht verliert, nur weil man es aus welchem Grund auch immer geschafft hat, zufällig oben stehen zu dürfen.
Ein echtes Problem in diesem Zusammenhang ist allerdings, dass wir inzwischen wirklich aufpassen müssen, nicht an Neider zu geraten – oder an solche Zeitgenossen, die sich einfach ein bisschen an unseren Erfolg dranhängen wollen. Denn überall dort, wo gutes Geld verdient wird, tummeln sich immer auch zwielichtige Gestalten, die vom großen Kuchen ein Stück abhaben wollen. Zum Glück sind Robert und ich aber mit einer recht guten Menschenkenntnis ausgestattet, die uns bis jetzt immer davor bewahrt hat, Aufschneidern und Blendern auf den Leim zu gehen. Davon gibt es nämlich mehr als man denkt. Inzwischen kann ich Bettelbriefe und unseriöse Angebote recht gut von ernstgemeinten Zuschriften unterscheiden.
Im Stillen dagegen versuche ich immer mal wieder, hier und dort etwas Gutes zu tun. Kleidungsstücke, die ich nicht mehr trage zum Beispiel, lassen sich prima dafür verwenden, anderen eine Freude zu machen. Solche Dinge mache ich aber grundsätzlich abseits der Öffentlichkeit und ganz sicher nicht auf Zuruf, denn so kann keiner das Ganze ausnutzen! Und das soll auch so bleiben!
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Ganz grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man sich einfach immer so verhalten sollte, wie man es sich auch von anderen im Umgang mit einem selbst wünscht. Ein Dankeschön an den aufmerksamen Kellner, ein Lob für den engagierten Gärtner oder einfach ein Lächeln an der Supermarktkasse kostet nichts – und zieht in den allermeisten Fällen eine positive Reaktion nach sich. Das bedeutet natürlich nicht, dass Ihr Euch alles gefallen lassen müsst. Aber wie heißt es doch so schön? Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück. Das kann ich nur unterschreiben!
13. »Geld allein macht nicht glücklich – es gehören auch Aktien, Gold und Grundstücke dazu« – Robert
Um irgendwelche Geldanlagen musste ich mich lange Zeit überhaupt nicht kümmern. Festgeldkonten, Aktienfonds oder sonstiger finanzieller Klimbim war für uns in etwa so realistisch wie für Otto Normalverbraucher die Präsidentensuite im Ritz! Denn vom Beginn meiner Selbständigkeit an floss praktisch jede Mark direkt wieder in die Firma.
Los ging’s schon damit, dass ich gleich nach dem Sprung ins kalte Wasser mit meinem Bruder zusammen unseren Großeltern mütterlicherseits ihren alten Spielwarenladen abkaufte. Wir brauchten für unser »MiRo«-Projekt zunächst überhaupt mal eigene Geschäfts- und Lagerräume. Opa und Oma machten uns zwar einen guten Preis. Knapp hunderttausend Mark kostete das Ding inklusive neuer Einrichtung trotzdem. Das war natürlich erstmal eine Hausnummer, die uns ganz schön Kopfschmerzen bereitete. Immerhin gab uns Mutter zusätzlich zu Michaels und meinen Ersparnissen einen kleinen Kredit dazu, damit wir die Summe stemmen konnten. Aber damit war es noch längst nicht getan. Wir benötigten darüber hinaus ja auch noch Kohle, damit wir überhaupt eigene Waren einkaufen konnten. Mit solchen Belastungen im Kreuz schläft es sich erst mal nicht besonders ruhig. Uns war jedoch klar, dass es anders nicht funktionieren würde.
Als die Firma dann erfolgreicher wurde, galt es einerseits die Schulden abzuzahlen – und andererseits wieder neu zu investieren, damit wir weiter wachsen konnten. Unser Rechnungsprinzip lautete eine Zeitlang, dass immer derjenige als Erster seine Kohle bekam, der am lautesten geschrien hatte! Wenn doch ab und zu mal der Baum am Brennen war, hat uns damals unsere Bank den Arsch gerettet! Das ging aber nur aufgrund persönlicher Beziehungen: Der Filialleiter kannte meinen Vater gut und räumte uns zeitweilig hunderttausend Mark Dispo ein. Wenn da etwas schiefgegangen wäre, hätte der gute Mann sicher seinen Job verloren – und wir die Firma! Aber hier griff aus unerfindlichen Gründen jedes Mal das Kölsche Grundgesetz: Et hätt noch immer jot jejange!
Schnell wurden unsere Räume zu klein. Da traf es sich hervorragend, dass mein Vater in der Zwischenzeit sein altes Firmengelände in Marsdorf an ein gerade erst neu eröffnetes Möbelhaus verkauft hatte. Die Möbel-Heinis hatten nicht mit einem solchen Ansturm gerechnet und brauchten unbedingt Flächen für neue Kundenparkplätze. Mein Vater machte den Deal gerne und zog mit seiner GmbH einfach zwei Straßen weiter. Er residierte
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