Von nix kommt nix: Voll auf Erfolgskurs mit den Geissens (German Edition)
kurz darauf mit meinen Röntgenaufnahmen, einem frischen Blutbild, sechstausend Mark Budget sowie einer kleinen Reserve mit dem Zug nach Nürnberg.
Je weiter ich jedoch im Intercity Richtung Bayern fuhr, umso mehr Schiss bekam ich vor dem Eingriff. Ich malte mir die schlimmsten Szenarien aus: Was, wenn ich aus der Narkose nicht mehr aufwachen würde? Was, wenn irgendetwas bei der Operation schiefging und ich für alle Zeiten entstellt wäre? Ich war mir nun gar nicht mehr so sicher, dass ich das wirklich auf mich nehmen wollte!
Noch am Nürnberger Hauptbahnhof stöckelte ich in die erstbeste Telefonzelle und rief Robert an.
»Ich kann das nicht«, schluchzte ich in den Hörer. »Ich fahr’ sofort wieder zurück!«
Doch Robert hatte sich inzwischen auch mit den Vorzügen einer Brustvergrößerung arrangiert und konnte mich beruhigen. Nach ein paar Minuten guten Zuredens hatte ich mich wieder gefangen. Mit dem Taxi fuhr ich zur Villa des berühmten Chirurgen, in der gleichzeitig auch seine Klinik untergebracht war. Nach einer kurzen Begrüßung und ein paar routinemäßigen Checks bekam ich mein Zimmer. Hier lag ich nun, zwischen weißen Marmorstatuen und unter goldenen Kronleuchtern, und wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. In der Nacht machte ich kein Auge zu. Am nächsten Morgen holte mich der Arzt ab und erklärte mir, was er mit mir veranstalten würde. Dabei hatte er zwei kleine, weiche und beinahe durchsichtige Kugeln in der Hand.
»Das sind jeweils hundertfünfzig Gramm«, sagte er. »Zu mehr würde ich Ihnen im ersten Schritt nicht raten. Sonst könnte das Probleme mit der Hautspannung geben.«
Ich nickte und stellte mir vor, dass sich in ein paar Stunden diese komischen Bälle mitten in meinem Körper befinden würden. Schon wieder bekam ich Panik! Doch dagegen half ganz prima die »Leck mich am Arsch«-Spritze, die mir wenig später der Assistenzarzt verabreichte. Der Busenmacher verschwamm vor meinen Augen, und ich schlief ein.
Als ich aus der Narkose wieder aufwachte, war mir kotzübel. Unter meinen Achseln steckten zwei Drainagen, damit das Wundsekret besser ablaufen konnte. Und ich hatte natürlich tierische Schmerzen im Brustbereich. So lädiert quälte ich mich durch die nächsten zwei Tage. Ich konnte kaum etwas essen und dämmerte die ganze Zeit vor mich hin. Am dritten Tag im Busen-Palast kam Robert nach Nürnberg angedüst, um mich wieder abzuholen.
Er begrüßte mich ganz euphorisch, so lange waren wir zuvor beinahe noch nie voneinander getrennt. Aber mir ging es gar nicht gut. Ich spürte die beiden Fremdkörper in mir, und mein Bindegewebe konnte sich mit ihnen erst recht noch nicht anfreunden. Es fühlte sich an, als hätte mir der Doc statt Implantate zwei Tennisbälle unter die Haut geschoben. Und was noch viel schlimmer war: Es sah auch so aus! Natürlich mussten sich die guten Stücke erstmal Platz schaffen, damit sich mein Busen langsam aushängte. Aber das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Anstatt glücklich über mein neues Aussehen zu sein, fuhr ich vollkommen deprimiert mit Robert zurück nach Köln.
Um mich abzulenken, ging ich am nächsten Tag gleich wieder in unsere Boutique in der Ehrenstraße zum Arbeiten. Allerdings konnte ich wegen der Schnitte die Arme nicht anheben, kein Stück! Ich stand da wie ein Nussknacker, und unsere Kunden müssen mich für vollkommen bekloppt gehalten haben, aber es war, als wären meine Arme am Körper festgenäht! Ich konnte nicht mal ein T-Shirt ausdem oberen Regal herausholen. Zum Glück hat mich niemand überfallen, denn das Kommando »Hände hoch« hätte ich schlichtweg nicht befolgen können. Zehn Tage lang ging das so. Erst dann wurde es langsam besser.
Gefallen haben mir meine neuen Brüste trotzdem nicht. Und Robert auch nicht. Hundertfünfzig Gramm waren einfach zu wenig gewesen. Da hätte der liebe Doktor ruhig ein bisschen mehr draufpacken können, fand ich. So aber sahen die Dinger aus, als ob einem während der OP das Geld ausgegangen wäre. Ich traute mich kaum noch, einen Bikini anzuziehen. Und im Spiegel betrachten wollte ich mich erst recht nicht.
Meine Unzufriedenheit zog sich eine ganze Zeit hin. Irgendwann fasste ich mir ein Herz und rief in der Nürnberger Privatklinik an.
»Wir müssen noch mal was machen«, sagte ich ihm.
»Kein Problem«, sagte er, und wir machten einen zweiten Termin aus. Wieder setzte ich mich also in den Zug nach Nürnberg und fuhr mit dem Taxi zu Dr. Busen. Der aber kam
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