Von nix kommt nix: Voll auf Erfolgskurs mit den Geissens (German Edition)
Robert
Zum Schluss müssen wir natürlich auch noch darauf zu sprechen kommen, wie wir überhaupt im Fernsehen gelandet sind. Das war nämlich nie geplant. Außerdem wäre einer unserer ersten Kontakte mit der Materie fast auch unser letzter gewesen! Obwohl ich sonst für viele Projekte offen bin: Auf die Idee, uns beziehungsweise unser Leben zu filmen, wäre ausnahmsweise nicht mal ich gekommen. Wir lebten ja schon jahrelang in Monaco, Kitzbühel und Saint Tropez. Für uns war das also nichts Besonderes mehr. Dass unser Alltag aber für Außenstehende interessant sein könnte, darüber dachte ich anfangs gar nicht nach.
Zwar waren wir ein paar Mal schon für kleinere Beiträge gefilmt worden, zum Beispiel von unserem Kumpel Kai am Rande des Grand Prix von Monaco. Aber etwas Eigenes über unsere Sippe zu machen, das kam uns nicht wirklich in den Sinn. Eine Bekannte von uns sah das offenbar anders. Sie lief uns zuvor in ihrer Eigenschaft als Jet Set-Reporterin immer mal wieder in Kitzbühel oder an der Côte d’Azur über den Weg. Außerdem entwickelte sie für verschiedene deutsche Privatsender neue TV-Formate. Irgendwann haute sie uns an, ob wir nicht bei einer neuen Reportage-Reihe mitmachen wollten. Die Sendung hieß »We are Family« und stellte den Alltag von einigermaßen außergewöhnlichen Familien vor. Ich dachte mir nix weiter dabei und sagte für eine Folge zu. Vielleicht konnte man da einen gewissen Nutzen draus ziehen. Außergewöhnlich waren wir ja!
Die Dreharbeiten fanden in Kitzbühel statt. Schon den ganzen Tag über kam mir die Sache irgendwie komisch vor. Wir mussten manche Szenen doppelt und dreifach probieren! Außerdem hatte einer der Redakteure die glorreiche Idee, für unsere beiden Töchter eine Nanny zu casten, um die Episode so kurios wie möglich wirken zu lassen. Die Folge war, dass drei extra für diesen Anlass engagierte Mädelsin unserer Küche herumstanden. Wären insgesamt nicht so viele Leute involviert gewesen, hätte ich den ganzen Kram am liebsten hingeschmissen. So aber blieb ich höflich und machte gute Miene zum nervigen Spiel. Gestunken hat mir diese inszenierte Chose trotzdem.
Beim Abendessen ist das Ganze schließlich eskaliert. Die sogenannten Nannys sollten für Davina und Shania einen Hummer kochen. Dieser Quatsch ging uns dann endgültig einen Schritt zu weit! Ich hatte noch nie zuvor ein Kind gesehen, dem es gefällt, wenn ein lebendes Tier in einen Kochtopf geschmissen wird. Geschweige denn ein Kind, dem ein Hummer überhaupt schmeckt. Also war das Geschrei unserer Kleinen groß, meine Nerven waren runter – und ich schmiss das gesamte Team mehr oder weniger raus.
Erstaunlicherweise haben sie von diesem unsäglichen Tag dann doch irgendwie fünfundzwanzig Minuten Material zusammenbekommen. Das Ergebnis gefiel uns wie erwartet hinten und vorne nicht. Wir konnten aber nicht verhindern, dass die Folge ausgestrahlt wurde. Das Kapitel Fernsehen hakten wir danach aber umgehend wieder für uns ab! Ich brauchte ganz sicher keine Sendezeit in einer Doku-Soap für mein persönliches Wohlergehen.
Parallel zu diesem Reinfall begannen zu dieser Zeitin Deutschland plötzlich Auswanderer-Reportagen aller Art zu boomen. Immer mehr Menschen wurden dabei gefilmt, wie sie in Castrop-Rauxel, Emden oder Garmisch-Partenkirchen ihre Zelte abbrachen und woanders auf dem Globus neu aufbauten. Eines dieser Formate betreute ausgerechnet auch jene kleine Kieler Produktionsfirma namens »Joker Productions«, die bei dem verunglückten Dreh in Kitzbühel involviert gewesen war. Trotz des für alle Beteiligten unbefriedigenden Ergebnisses rief einer der Jungs wieder bei mir an, wenn auch mit einem hörbar schlechten Gewissen.
»Wir machen da eine neue Sendung über spannende Leute, die im Ausland leben«, sagte der Anrufer zu mir. Es war Flo.
»Schön«, sagte ich.
» Goodbye Deutschland heißt das Ganze, und Ihr lebt doch schon so lange in Monaco, das wäre echt ideal.«
»Interessiert mich nicht«, antworte ich.
»Wir machen das vollkommen anders als in Kitzbühel. Und es geht auch nur darum, was Ihr dort für einen Alltag habt«, ließ Flo nicht locker.»Ich überleg’s mir«, sagte ich und legte auf.
Am Abend besprach ich die Sache mit Carmen. Ehrlich gesagt fand ich die Grundidee wirklich ganz charmant: Menschen zu zeigen, die es geschafft hatten, ihren Traum zu verwirklichen. Unser Beispiel war objektiv gesehen in der Tat nicht ganz unspannend. Am nächsten Tag rief ich
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