Von nix kommt nix: Voll auf Erfolgskurs mit den Geissens (German Edition)
uns eine Nummer zu groß!
Nach diesen eher ernüchternden Erfahrungen auf dem Immobiliensektor entschlossen wir uns, das Projekt Wüsten-Eroberung noch ein paar Jahre aufzuschieben. Um nach Dubai ziehen zu können, hätten wir ja auch unseren Wohnsitz in Monaco aufgeben müssen. Das wiederum hätte auch bedeutet, unsere Mädels aus ihrer Schule zu nehmen und sie von ihren Freunden zu trennen. Das wollten wir nicht.
Dafür machten wir uns noch ein paar schöne Tage als Touristen, an denen die Kamera einfach mitlief: Ein Araber setzte einen waschechten Falken auf Carmens Arm, ein kleiner Affe trank aus meiner Wasserflasche, ich durfte mit einem Wüstenbuggy kreuz und quer über die Dünen heizen und so weiter. Kurzum: Businessmäßig war der Trip ein Reinfall. Spaß hatten wir dafür jede Menge. Ich begann mir langsam konkret vorzustellen, dass unsere Erlebnisse im Fernsehen ganz gut rüberkommen könnten. Und das, obwohl wir uns vor der Ankunft natürlich so gut wie keine Gedanken darüber gemacht hatten, was wir dort eigentlich anstellen sollten. Aber wir waren drauf und dran, eine ganz neue Mischung aus Reisereportage und Reality Soap zu entwickeln, mit schönen Bildern und ganz viel Spontaneität. Das hatte ich bislang noch nicht gesehen.
Als wir wieder nach Monaco zurückkehrten, hatten unsere Begleiter Material für acht Folgen von Goodbye Deutschland zusammen. Gespannt warteten wir auf die Ausstrahlung, die im Laufe der zweiten Jahreshälfte 2010 erfolgen sollte. Natürlich bekamen wir unsere Szenen vorab gezeigt. Es war echt interessant zu sehen, was die noch aus dem ganzen Material gemacht hatten. Das wirkte schon mal professionell!
Als dann die erste Sendung mit unserer Beteiligung lief, war ich jedoch ziemlich enttäuscht. Was mir überhaupt nicht gefiel, waren vor allem die harten Schnitte zwischen den einzelnen Episoden. Direkt nach unseren Geschichten kam zum Beispiel einPärchen, das sein Glück auf Mallorca probierte. Sie kellnerte in einem Café, ihr Freund war arbeitslos. Danach folgte eine Frau, die nach Irland ausgewandert war und dort Pferdeställe ausmisten musste. Und zwischendrin zeigten sie immer wieder uns. Das wirkte wie das überkandidelte Kontrastprogramm zu denjenigen, die sehr schlechte Erfahrungen mit der Fremde machten und jeden Euro zwei Mal umdrehen mussten. Die bösen Millionäre wollten wir aber unter keinen Umständen sein! Ich wollte ja keine Neiddebatte auslösen. Sondern einfach ein bisschen Unterhaltung anbieten.
Am selben Abend schrieb ich eine Mail an die Produktionsfirma, in der ich klarstellte, trotz unseres mittlerweile guten Kontaktes auf weitere Folgen zu verzichten. Auch das Feedback auf unsere Auftritte war entsprechend negativ. »Habt Ihr das wirklich nötig?«, war noch einer der netteren Kommentare, die uns aus unserem Umfeld erreichten. Schon kamen die ersten Gerüchte auf, wir hätten keine Kohle mehr und brauchten die Gage, um weiterhin unseren Lebensstandard halten zu können. Dabei hatten wir mit der Nummer ganz sicher kein Geld verdient. Im Gegenteil, es hatte uns noch richtig was gekostet! Na ja, dachte ich – eine Erfahrung mehr im Leben.
Eigentlich war die Nummer rum ums Eck. Nur hatten die Produzenten nach einigen Wochen gemerkt, dass ausgerechnet wir bei den Goodbye Deutschland -Zuschauern ganz gut ankamen. Auch erste Presse-Anfragen zu dem Thema lagen inzwischen auf dem Tisch. Also baten uns Flo und seine Joker-Kollegen, unseren Entschluss noch mal zu überdenken.
»Nur mit einer eigenen Sendung«, sagte ich.
»Kriegt ihr!«
»Aber zur Hauptsendezeit, zwischen acht und neun«, schob ich nach. Jetzt war mein Kampfgeist geweckt. Ins Nachtprogramm wollte ich bestimmt nicht abgeschoben werden. Wenn schon, denn schon!
»Wir versuchen es«, sagte er.
Das war vielleicht doch ein bisschen hoch gepokert. Aber: so what? Wenn es nicht klappte, war das auch kein Beinbruch. In den folgenden Wochen tat sich erst mal nix. Kein Sender, den Joker mit dem neuen Konzept anhaute, wollte uns so richtig. Und wenn, dann höchstens als neureiche Millionäre zwischen lauter Hartz IV-Familien. Auf diese Art der Schwarz/Weiß-Dramaturgie konnten wir aber verzichten – unddie anderen Beteiligten sicher auch. Dann hätten wir gleich Goodbye Deutschland weitermachen können.
Schließlich gelang es den Produzenten, Holger Andersen, den damaligen Programmdirektor von RTL2, von unserem Plan zu überzeugen. Ihm gefiel die Idee, für uns ein ganz neues Format zu kreieren.
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