Von Rache getrieben - Vampirroman (German Edition)
lassen.“
Das sowieso schon blasse Gesicht von Niklas wurde kalkweiß und er musste sich setzen, da ihm übel wurde. Er beugte sich vor, legte den Kopf in seine Hände und murmelte:
„Das darf alles nicht wahr sein. Ich träume doch. Bitte, lass das alles nicht wahr sein.“
Martin setzte sich neben Niklas und rieb ihm beruhigend über den Rücken. Auch er war der Panik nahe, fühlte sich hundeelend und hätte am liebsten laut geschrien. Doch er wusste nur zu gut, dass er stark bleiben musste, dass es niemandem helfen würde, wenn er sich jetzt gehen ließ. Deswegen begann er, Niklas mit möglichst ruhiger Stimme zu erzählen, was er herausgefunden hatte.
„Ich bin mir sicher, dass Sarah und Rachel noch leben, Niklas“, schloss er seinen Bericht. „Eric und mich wollte Elvira sofort töten, aber Sarah und Rachel hat sie entführen lassen, damit sie dich quälen kann. Es passt zu dieser abartigen Hexe. Im Moment können wir nur warten. Ich bin mir sicher, dass Elvira Kontakt mit dir aufnehmen wird.“
„Und was ist mit Lyonel?“, fragte Niklas, während er sich aufsetzte und Martin mit rot unterlaufenen Augen ansah.
„Ich weiß es nicht. Ich befürchte, dass auch er Elvira in die Falle gegangen ist. Es wäre logisch von ihr, zuerst ihn aus dem Verkehr zu ziehen, damit er sie nicht der Triade melden oder sich selbst an ihr rächen kann.“
Niklas hatte noch nicht viel über die Triade gehört, er wusste nur, dass sie existierte.
„Können wir sie nicht benachrichtigen?“
Martin schüttelte bekümmert seinen Kopf.
„Ich weiß, dass Lyonel von einem Mitglied der Triade verwandelt wurde. Dieser Vampir würde uns vielleicht zuhören und eingreifen, aber leider weiß ich nicht einmal seinen Namen und erst recht nicht, wie ich ihn erreichen könnte.“
Niklas nickte resignierend und starrte vor sich hin. Nach einer Weile fragte Martin:
„Hast du schon etwas von Eric gehört?“
„Nein, leider nicht.“
Die nächste Stunde verging quälend langsam. Die Hilflosigkeit trieb die beiden Männer an ihre Grenzen. Sie konnten nichts tun. Nichts für Eric und auch nichts für Sarah, Rachel oder Lyonel. Sie hatten nicht den geringsten Anhaltspunkt, wohin Elvira sie verschleppt haben könnte. Martin wusste zwar, dass Lyonel sich mit jemandem hatte treffen wollen, doch der Vampir hatte ihm verschwiegen, mit wem. Und er hatte ihm auch nicht gesagt, wohin er gefahren war.
Zwischenzeitlich hatte ein Mann mit ihnen den Warteraum geteilt, der seinen sechzehnjährigen Sohn in die Notaufnahme der Klinik gebracht hatte. Der Junge hatte sich die Hand aufgeschnitten, doch sie waren schon wieder gegangen. Und noch immer hatte sich kein Arzt blicken lassen, um Niklas und Martin zu berichten, wie es um Eric stand.
Niklas lief zum zehnten Mal zur diensthabenden Schwester in der Anmeldung, doch sie sagte immer nur dasselbe:
„Es tut mir leid, aber nach meinen Informationen wird Herr Müller noch operiert.“
Die stoische Gelassenheit, mit der die ältere Frau diesen Satz herunterleierte, trieb Niklas in den Wahnsinn. Doch anstatt sie anzuschreien, ballte er seine Hände zu Fäusten und marschierte zurück in den Warteraum.
Dort blickte Martin zum hundertsten Mal auf seine Uhr. Es war fünf Minuten vor zwei.
„Ich werde mal nachsehen, ob ich irgendwo Kaffee auftreiben kann“, murmelte er und wollte den Raum verlassen, doch Niklas hielt ihn auf.
„Ich werde gehen. Vor der Cafeteria stehen ein paar Automaten mit Kaffee und Süßigkeiten. Ich muss mich unbedingt bewegen, sonst drehe ich gleich durch.“
Mit diesen Worten verließ Niklas das Wartezimmer, während Martin nervös von einer Wand zur anderen wanderte.
Um zur Cafeteria zu gelangen, musste Niklas durch den Versorgungsbereich der Klinik, in dem unter anderem Medikamente, technische Geräte und Lebensmittel lagerten. Die Gänge waren lang und menschenleer. Niklas fand die Stille um sich herum unheimlich. Alles, was er hörte, waren seine eigenen, hallenden Schritte auf dem kalt wirkenden Linoleumboden. Plötzlich fröstelte ihn und er blickte sich um, weil er sich beobachtet fühlte, doch es war niemand zu sehen.
„Du drehst allmählich durch“, beruhigte er sich selbst, bog um die nächste Ecke und stand Elvira gegenüber.
„Hallo“, säuselte sie lächelnd.
Bevor Niklas reagieren konnte, verpasste sie ihm einen kräftigen Schlag vor die Brust, sodass er rücklings gegen die nächste Wand flog. Der Aufschlag presste ihm die Luft aus den Lungen und er stürzte benommen zu
Weitere Kostenlose Bücher