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Von Ratlosen und Löwenherzen

Von Ratlosen und Löwenherzen

Titel: Von Ratlosen und Löwenherzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Stadt ließen. Er floh ins südliche Aquitanien, wo er wenig später an der Ruhr erkrankte. Auf dem Sterbebett diktierte er einen Brief an seinen Vater, mit welchem er den König um Vergebung für sich und um Gnade für seine Mutter bat. Er starb am 11. Juni.
    Die zweite Bitte wurde zumindest teilweise gewährt, denn gelegentlich tauchte Eleanor, mit neuer Garderobe ausgestattet, wieder bei höfischen Großevents auf. Doch der Tod des jungen Henry brachte den Machtkampf mit den verbliebenen Prinzen einer Lösung keinen Schritt näher. Der König bot Richard an, ihn zum Thronerben zu erklären, wenn er Aquitanien an John abträte. Lass mal stecken, antwortete Richard. Er hatte keinerlei Interesse daran, die sehr reale Macht in Aquitanien gegen einen hübschen Titel und sonst nichts in England einzutauschen.
    Richard I. »Löwenherz«
    Unterdessen war der duldsame und meist kompromissbereite Louis von Frankreich gestorben. Philip II. Auguste, sein Sohn, war bei seiner Krönung erst fünfzehn, aber er war ein ganz anderes Kaliber als sein alter Herr. Er war entschlossen, die Macht der Plantagenet in Frankreich zu brechen, und pochte darauf, dass die Hochzeit seiner Schwester Alix mit Richardumgehend stattfinde. Andernfalls müsse Alix, die schon seit vierzehn Jahren am englischen Hof weilte, nach Frankreich zurückkehren.
    Das ging aber nicht. König Henry war nämlich in großer Leidenschaft zu seiner Schwiegertochter in spe entbrannt. Außerdem hätte ihre Rückkehr den Verlust ihrer Mitgift bedeutet, und diese Mitgift war kein Geld, sondern das französische Vexin, ein Landstrich, auf den die Herzöge der Normandie immer schon scharf gewesen waren. Da Henry ohnehin schlecht auf Richard zu sprechen war, verabredete er mit dem König von Frankreich, dass dessen Schwester eben Prinz John heiraten sollte.
    Ehe Richard es sich versah, führte er Krieg gegen seine beiden Brüder, Geoffrey und John, die ihm aber nicht das Wasser reichen konnten. Als Henry das merkte, entließ er Eleanor aus der Haft und befahl Richard, Aquitanien seiner Mutter zurückzugeben, der rechtmäßigen Herzogin. Damit war Richard einverstanden, denn er wusste, Eleanor würde es niemals einem anderen ihrer Söhne als allein ihm vererben.
    1186 starb Prinz Geoffrey bei einem Turnierunfall, aber der König von Frankreich verstand es, zwischen den beiden verbliebenen Brüdern und ihrem Vater immer noch so viel Zwietracht zu säen, dass sie gänzlich mit ihrem Hass aufeinander beschäftigt waren. Bis Philip Auguste und Richard sich 1187 schließlich begegneten und eine eigentümliche Wendung eintrat. Gemeinsam und in größter Eintracht ritten der König von Frankreich und der Thronerbe von England, Aquitanien, der Normandie et cetera in Paris ein. Fortan waren sie unzertrennlich, aßen vom selben Teller, tranken aus demselben Becher und schliefen im selben Bett. (Neuerdings behaupten einige von Richards Biografen, die Sache mit dem gemeinsamen Bett habe allein politische und keine sexuellen Hintergründe gehabt. Entscheiden Sie selbst, ob Sie so einen Blödsinn glauben wollen.)Kurz darauf kamen katastrophale Neuigkeiten aus dem Osten: Das heilige Jerusalem, Hauptstadt des gleichnamigen Kreuzfahrerkönigreichs, war von einem ägyptischen Sultan namens Saladin erobert worden. Richard gelobte spontan, das Kreuz zu nehmen und Jerusalem den »Heiden« wieder zu entreißen.
    König Henry war fuchsteufelswild, weil Richard diesen Schwur getan hatte, ohne die väterliche Erlaubnis einzuholen, und stiftete einige Adlige in Aquitanien an, sich gegen Richard – der das Herzogtum im Namen seiner Mutter regierte – zu erheben und ihn so vom Kreuzzug abzuhalten. Richard machte ohne große Mühe Kleinholz aus den Rebellen und nahm ihre Burgen ein. Doch der mächtigste dieser Aufständischen, Raymond von Toulouse, bat Philip Auguste um Intervention, der daraufhin in Henrys französische Territorien einfiel. Er bot an, sich wieder zurückzuziehen, wenn Richard endlich Alix heirate.
    Nix da, antwortete Henry.
    Richard sah seinen Verdacht bestätigt, dass sein Vater ihn zugunsten seines jüngsten und einzig verbliebenen Bruders John enterben wolle. Wutentbrannt verhandelte er über Henrys Kopf hinweg mit seinem Freund, dem König von Frankreich. Anfang Januar 1189 brach wieder einmal ein offener Krieg zwischen Vater und Sohn aus. Und der bedauernswerte Henry war nicht in der Lage, zu erkennen, dass er der Front, die Richard und Philip Auguste bildeten, nichts mehr

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