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Von Ratlosen und Löwenherzen

Von Ratlosen und Löwenherzen

Titel: Von Ratlosen und Löwenherzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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England, und der bedauernswerte Simon of Montfort war quasi über Nacht zum Auslaufmodell geworden.
    Am 4. August 1265 kesselte Edwards Armee ihn bei Evesham ein. Edward wandte einen ziemlich miesen Trick an – er ließ seine Truppen unter den Bannern gefangen genommener Barone marschieren – und lockte Simon of Montfort und dessen ältesten Sohn so in die Falle. Beide fielen.
    Edward befreite seinen verängstigten, schlotternden Vater aus der Hand der Rebellen, nahm ihm behutsam die Regierung aus den unfähigen Händen und kam im Zorn über die aufständischen Barone, die immer noch nicht klein beigeben wollten. Er war grausam zu seinen Feinden und machte seinen Verbündeten Versprechungen, die er nicht immer hielt, aber man muss ihm zugestehen, dass er das unhaltbare Chaos und den Bürgerkrieg beendete und die Ordnung wiederherstellte, ehe er 1270 ins Heilige Land aufbrach, um das Kreuzzugsgelübde seines Vaters zu erfüllen.
    Henry III. starb im Alter von fünfundsechzig Jahren am 16. November 1272 in Westminster. Die Königin, Eleanor von der Provence, war bis zuletzt an seiner Seite, heißt es, und untröstlich. Auch wenn Henry sonst keine großen Erfolge vorzuweisen hatte, auf jeden Fall hatten die beiden eine glückliche Ehe geführt – ein Beispiel, dem ihr ältester Sohn folgte –, und ihre Sprösslinge (sechs Söhne und drei Töchter) verlebten ihre Kindheit in einem wärmeren Nest, als es den meisten anderen Prinzen und Prinzessinnen jener Epoche beschieden war. Wie alle Plantagenet neigte auch Henry III. zu phonstarken Wutausbrüchen, doch war er sanftmütiger als die meisten. Pummelig, gemütlich, Wachs in den Händen gescheiterer Männer. Ein viel netterer Kerl als sein Vater, aber ein Versager auf dem Thron.
    Wie so viele Könige, die beim Regieren eine unglückliche Hand bewiesen, war er ein großer Förderer der Künste. Kaumeine königliche Burg, die er nicht umbauen, erweitern und mit geschmackvollen Wandgemälden verschönern ließ. Nicht wenige der wundervollen gotischen Kathedralen Englands wurden auf seine Initiative gebaut – oder zumindest begonnen –, allen voran Westminster Abbey. Er war ein großer Verehrer seines Vorfahren Edwards des Bekenners (nach dem er auch seinen Sohn und Erben benannte), der ja ebenfalls ein großer Kirchenbauer gewesen war und genauso eine Null auf dem Thron wie Henry. Aber Versager oder nicht: Dank der kulturellen Blüte, die Henry förderte, und dank der politischen Reformen, die er mit allen Mitteln, aber vergeblich zu verhindern suchte, hinterließ er seinem Sohn ein zivilisierteres Land, als er von seinem Vater geerbt hatte.
    Nun war erst mal Schluss mit Henrys, und das Jahrhundert der Edwards brach an.
    Der erste englische König dieses Namens, seit die Normannen die Mode eingeführt hatten, Könige zu nummerieren, war der ungestüme junge Ritter, den Sie eben schon kennengelernt haben und dem die Verfasser englischer Geschichtsbücher sich immer mit großer Erleichterung zuwenden, wenn sie John und Henry III. abgehandelt haben.
    Edward I. hatte in seiner Jugend den Beinamen »Langbein«, weil er so ein Lulatsch war und die meisten normalen Menschen um mehr als Haupteslänge überragte. Aber er ging in die Geschichte ein als der »Hammer der Schotten«.
    Also machen Sie sich auf allerhand gefasst.
    In der Nacht vom 17. auf den 18. Juni 1239 geboren, verbrachte Edward, wie bereits angedeutet, zusammen mit seinen Geschwistern eine behütete und eher glückliche Kindheit in friedlichen Zeiten, bevor die Barone sich gegen seinen Vater erhoben. Schon in jungen Jahren machte er sich einen Namen als eifriger und furchtloser (wenn auch gelegentlich hinterhältiger) Turnierkämpfer, und der eine oder andere Engländer wird erleichtert aufgeatmet haben, als sich abzeichnete, dasshier ein Prinz heranwuchs, dessen Erscheinung und ritterliche Prägung eher an Richard Löwenherz oder Henry II. erinnerte als an Edwards Vater und Großvater.
    1254 wurde Edward mit einer kastilischen Prinzessin verheiratet – schon wieder eine Eleanor. Die Verbindung sollte die Südgrenze Aquitaniens sichern, aber es ist nicht gerade oft vorgekommen, dass ein englischer König und seine Vernunftsbraut eine so glückliche Ehe führten wie diese beiden. Sie bekamen sage und schreibe sechzehn Kinder, und als Eleanor 1290 starb, schrieb der König: »Nun ist meine Harfe auf Trauer gestimmt. Ich liebte sie innig, solange sie lebte, und jetzt, da sie tot ist, kann ich nicht aufhören, sie

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