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Von Ratlosen und Löwenherzen

Von Ratlosen und Löwenherzen

Titel: Von Ratlosen und Löwenherzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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wurde in Wales englisches Recht eingeführt und das Land nach englischem Muster in Grafschaften eingeteilt. Die Waliser durften ihre Bräuche und Teile ihres Zivilrechts behalten, aber alle Sitten und Gesetze, die den neuen englischen Herren nicht passten, wurden verboten und abgeschafft. Die Waliser wurden ein unterdrücktes, obendrein diskriminiertes Volk. Und damit sie ja nicht noch einmal wagten, sich zu erheben, ließ Edward eine Burgenkette erbauen, um seine neuen, unwilligen Untertanen zu kontrollieren, und wandelte Wales in ein Fürstentum um, das immer dem englischen Kronprinzen gehören solle, der seither »Prince of Wales« genannt wird.
    Nachdem er nun also schon der Hammer der Waliser geworden war, schaute der König sich nach neuen Herausforderungen um. Er fand sie in Schottland.
    1286 starb König Alexander III. von Schottland, der mit Edwards Schwester Margaret verheiratet gewesen war. Die beiden bekamen eine Tochter, die ebenfalls Margaret hieß und mit dem König von Norwegen verheiratet wurde. Diese beiden bekamen wiederum eine Tochter und nannten sie – Sie dürfen dreimal raten – Margaret. Das kleine Mädchen war König Alexanders einzige Erbin, und 1290 kam man überein, dass sie König Edwards achtjährigen Sohn und Erben Edward heiraten und Königin von Schottland werden solle. Aber sie starb auf der Reise von Norwegen nach Schottland, und ein großes Gerangel um den schottischen Thron mit nicht weniger als dreizehn Anwärtern war die Folge.
    König Edward – als oberster Lehnsherr der Schotten – entschied schließlich, dass John Balliol den besten Anspruch habe. Das war sogar richtig, aber auch die Tatsache, dass dieser John Balliol eher als schwacher Charakter galt, dürfte Edwards Entscheidung beeinflusst haben, denn er wollte seine Macht über die nördlichen Nachbarn ausbauen. Das tat er mit harter Hand und wenig diplomatischem Geschick, sodass sich schon bald die kollektiven schottischen Nackenhaare sträubten. Und als Edward den König von Schottland und achtzehn seiner Lords aufrief, ihm im Krieg gegen Frankreich den Militärdienst zu leisten, den Vasallen ihrem Lehnsherrn schuldeten, beschlossen die Schotten, doch lieber mit Frankreich ein Bündnis einzugehen.
    Na wartet, euch werd ich ’s zeigen, dachte sich Edward und überschritt im Frühjahr 1296 mit seiner Armee die Grenze. Am 27. April schlugen die Engländer die Schotten vernichtend bei Dunbar. Edward unternahm einen Siegeszug durchs ganze Land und raubte bei der Gelegenheit den »Schicksalsstein« von Scone, auf welchem seit Menschengedenken die schottischen Könige bei ihrer Krönung gesessen hatten. (Der Stein wurde nach Westminster gebracht und unter den englischen Krönungsstuhl gelegt, sodass die zukünftigen englischen Könige bei ihrer Krönung gleichzeitig symbolisch zum Herrscher derSchotten erhoben wurden. Ein paar Mal haben die Schotten versucht, ihn zu klauen und zurückzuholen, zuletzt 1951. Erst 1996 gaben die Engländer ihn freiwillig zurück – aber nur als Leihgabe. Für die nächste Krönung in Westminster müssen die Schotten ihn wieder herausrücken.)
    »In einundzwanzig Wochen eroberte und plünderte Edward das Königreich Schottland«, schrieb ein Chronist. Anschließend kehrte er nach England zurück und ließ den Earl of Surrey als Regenten in Schottland.
    Aber er hatte die Rechnung ohne die Schotten gemacht. Die Demütigung von Dunbar und das Benehmen der Besatzer schürten den Hass der Bevölkerung. Sie überquerten ihrerseits die Grenze nach England und suchten die Menschen in den abgelegenen Grenzdörfern heim. Eine Spirale der Gewalt begann sich zu drehen, Gräueltat wurde mit Gräueltat vergolten. Weil die Engländer zahlenmäßig und rüstungstechnisch überlegen waren, zogen die schottischen Freiheitskämpfer sich in die unzugänglichen Hügel zurück, von wo aus sie unter der Führung des berühmten William »Braveheart« Wallace einen Guerillakrieg führten. Wallace schlug den Earl of Surrey 1297 ziemlich vernichtend bei der Schlacht von Stirling Bridge, aber schon ein Jahr später kam Edward mit der größten Armee, die er je angeführt hatte, nach Schottland zurück, schlug die Schotten bei Falkirk und zwang ihnen in ähnlicher Weise wie den Walisern eine englische Regierung auf.
    Philip IV. führte einen grausamen Vernichtungszug gegen die Templer.
    Edward hatte sich im Laufe der 1290er Jahre auf ein gefährliches Spiel eingelassen, indem er gleichzeitig gegen Schottland und

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