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Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)

Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)

Titel: Von sündiger Anmut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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Anne sah Elizabeth an und bemerkte deren erhitzte Wangen. »Ein leichtsinniger Fehler?«, fragte sie voller Neugier.
    Elizabeth holte tief Luft. »Ich bin einmal leichtsinnig auf etwas eingegangen, das ich jetzt zutiefst bedauere. Ich würde es Ihnen gerne erzählen, sofern Sie mir versprechen, mit keinem darüber zu reden. Peter weiß natürlich Bescheid.«
    Fasziniert beugte Mary Anne sich auf ihrem Sessel nach vorne und war ganz Ohr. Die gesittete, perfekte Lady Elizabeth sollte tatsächlich etwas Leichtsinniges getan haben? Das konnte sie kaum glauben!
    »Sie wissen sicherlich, dass meine Cousine Susanna Künstlerin ist, oder?«
    Mary Anne nickte.
    »Ein Freund von ihr suchte nach einem Modell, nach jemandem, den er noch nie gemalt hatte. Ich ließ mich aus Gefälligkeit dazu überreden.«
    Mary Anne sah sie verwirrt an. »Was soll daran leichtsinnig sein, für ein Porträt zu sitzen?«
    »Es ist leichtsinnig und skandalös, wenn man sich … nackt malen lässt.« Elizabeth seufzte und lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück, während Mary Anne sich die Hand vor den Mund schlug und einen kleinen Entsetzensschrei ausstieß. »Sie meinen doch wohl nicht etwa …«, brachte sie schließlich zögernd heraus.
    »Genau das meine ich. Nackt. Bis auf ein Tuch, das allerdings nicht allzu viel bedeckte.«
    Und dann, nach der ersten Schrecksekunde, brach Mary Anne in lautes Gelächter aus.
    Elizabeth öffnete die Augen wieder und schaute sie finster an. »Keiner sollte je davon erfahren! Das Gemälde war für eine Privatsammlung in Frankreich bestimmt.«
    »Und wer weiß jetzt davon?«, fragte Mary Anne, während sie sich die Tränen aus den Augen wischte.
    »Das Gemälde hängt hier in London.«
    Mary Anne schnappte nach Luft. »Was ist denn aus der französischen Privatsammlung geworden?«
    »Das Geschäft platzte. Der Künstler war verzweifelt und musste es aus Geldmangel hier verkaufen – an den Club Ihres Bruders.«
    »Dann hat Peter es also gesehen?«
    Elizabeth nickte erschöpft.
    »Und er weiß …?«
    Wieder ein Nicken.
    »Kein Wunder, dass er Sie heiraten will.« Sie hob beide Hände, als Elizabeth sie leicht indigniert anstarrte. »Es ist nicht fair von mir, mich darüber lustig zu machen. Es ist Ihnen peinlich, oder?«
    »Ich dachte, es sei das Risiko wert. Ich wollte etwas ganz Außergewöhnliches tun, vielleicht sogar etwas Verruchtes. Haben Sie nie den Wunsch verspürt, sich etwas zu beweisen? Mut oder Furchtlosigkeit oder Risikobereitschaft? Wollten Sie noch nie einfach mal nur so ein Wagnis eingehen?«
    Mary Annes Lächeln verschwand, und ihre Augen schauten sie flehentlich und um Verständnis bittend an. »Lord Thomas ist mein Wagnis.«
    Elizabeth empfand Mitgefühl und Verständnis, aber auch Sorge. Sie hatte gehofft, Mary Anne würde die Geschichte mit dem Gemälde als Warnung verstehen, doch der Versuch schien misslungen zu sein. Eher hatte sie den Eindruck, dass die junge Frau ihren Plan, einen Abend mit Thomas und seinen Freunden zu verbringen, als harmloses Unterfangen betrachtete. Zumindest im Vergleich zu ihrem eigenen skandalösen Verhalten.
    »Warum ausgerechnet Thomas Wythorne?«, fragte Elizabeth mit sanfter Stimme.
    Bevor Mary Anne etwas sagen konnte, überzog eine Welle des Schmerzes und der Verzweiflung ihr Gesicht. Mit leiser Stimme sagte sie schließlich: »Ich habe noch nie jemandem davon erzählt.«
    »Würde es helfen, wenn ich Ihre Hand halte?«, fragte Elizabeth behutsam.
    Die Geste schien den Bann zu brechen, und Mary Anne begann seufzend zu erzählen. »Ich war vierzehn, als wir meine Tante und ihren Mann besuchten. Eines Tages blieb ich wegen Halsschmerzen zu Hause, während die anderen einen Ausritt unternahmen. Ich dachte, auch Onkel Cecil sei dabei.«
    Ein ungutes Gefühl machte sich in Elizabeth breit, und sie musste sich sehr beherrschen, um gelassen weiter zuzuhören.
    Mary Anne schaute aus dem Fenster, und man sah ihr an, dass sie nach den richtigen Worten suchte. »Onkel Cecil kam in mein Zimmer. Ich schlief nicht richtig und freute mich, dass jemand kam, um mir Gesellschaft zu leisten.« Ihre Stimme nahm einen monotonen Tonfall an. »Ich dachte, er wollte mir etwas vorlesen. Stattdessen wollte er … Nun ja, Sie können sich schon denken, was er wollte.«
    Elizabeths Augen brannten, aber sie hielt die Tränen zurück, um Mary Annes Bericht nicht zu unterbrechen. »Erzählen Sie weiter – es wird Zeit, dass Sie sich das Ganze von der Seele reden.«
    »Er drückte mich

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