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Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)

Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)

Titel: Von sündiger Anmut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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sonderlich erfreut gewesen über die geplante Ausfahrt. Sie fand, er sollte sich lieber um seine Schwester kümmern. Mary Anne hatte die Augen verdreht und gekichert. Was würden die beiden erst sagen, wenn sie von der Verlobung erfuhren? Und erst von der Auflösung. Seine Schwester würde das als weiteres Indiz dafür nehmen, dass die Ehe eine überschätzte Institution sei. Aber darüber konnte er sich später noch den Kopf zerbrechen.
    Er erreichte Madingley House und überließ seinem Burschen die Zügel, um erwartungsvoll die Treppe hinaufzulaufen. Ein Butler führte ihn durch die prunkvolle Eingangshalle nach oben in einen kleinen Salon, in dem ihn die Herzoginwitwe begrüßte. Auf ihrer Miene, die sonst immer freundlich und voller Zuneigung war, meinte er ein leicht besorgtes Lächeln zu erkennen.
    »Guten Morgen, Mr Derby«, sagte sie, während er sich verbeugte und dann auf dem Sofa ihr gegenüber Platz nahm. »Soweit ich weiß, wollen Sie heute Morgen eine Ausfahrt mit Elizabeth unternehmen?«
    »Jawohl. Sie hat Interesse an meinem neuen Phaeton bekundet.«
    »Wie nett von Ihnen, Ihre Zeit mit ihr zu verbringen.« Obwohl sie ihn weiterhin anlächelte, wirkte sie ein wenig irritiert. »Und wie geht es Ihrer Mutter?«
    »Gut. Danke der Nachfrage. Sie hat alle Hände voll zu tun mit meiner Schwester, aber Sie kennen ja die Probleme mit jungen Damen.«
    Obwohl sie nickte, spürte er, dass ihr nicht der Sinn nach einer höflichen Konversation stand.
    »Mr Derby… Peter.«
    Wenn sie ihn mit seinem Vornamen ansprach, hatte das etwas zu bedeuten.
    »Verzeihen Sie, dass ich Sie bedränge«, fuhr sie fort, »doch ich bin neugierig wegen der Aufmerksamkeit, die Sie Elizabeth in letzter Zeit schenken. Ich habe von Freunden gehört, dass Sie gestern Abend mehrmals miteinander getanzt haben.«
    »Das haben wir.« Er lächelte höflich. »Elizabeth und ich sind immer gut miteinander ausgekommen.«
    »Ja, das schon…« Ihr Lächeln war voller Zuneigung und zugleich traurig. »Sie wissen, dass sie Sie als Freund betrachtet«, erklärte sie mit leiser Stimme.
    »Natürlich.« Leichtes Schuldbewusstsein stieg in ihm auf. Er wusste Dinge über ihre Tochter, tat unanständige Dinge mit ihrer Tochter oder plante sie zu tun. Und konnte und wollte doch nicht damit aufhören.
    Nicht seit er in Elizabeth hinter der Freundin die verführerische Frau entdeckt hatte.

Kapitel 6
    Elizabeth blieb abrupt vor dem kleinen Salon stehen, als sie Peters Stimme und die ihrer Mutter hörte. Sie zuckte zusammen und verharrte still, während sie lauschte und dabei den Blick des vor der Tür wartenden Lakaien mied.
    »Peter«, fuhr die Duchess fort, »verzeihen Sie meine Neugier, aber ich muss meine Tochter schützen. Schließlich haben Sie vor Jahren Interesse an meiner Nichte Susanna bekundet.«
    Elizabeth hielt den Atem an. War zwischen den beiden etwas vorgefallen, von dem sie nichts wusste?
    »Einen Sommer lang fragte ich mich damals, ob Miss Leland und ich mehr als bloße Freunde sein könnten«, erklärte Peter, »aber es sollte nicht sein.«
    Elizabeth erinnerte sich schwach daran, Susanna einmal weinen gesehen zu haben. War Peter der Grund für ihre Tränen gewesen? Bestimmt steckte mehr hinter der Geschichte.
    Und dann erinnerte sie sich außerdem an einen Ball, als Peter und Susanna gemeinsam die Tanzfläche verließen. Damals hatte sie sich nichts dabei gedacht, doch jetzt war ihre Neugier geweckt.
    Gab es da irgendwelche unschicklichen Annäherungsversuche? Kam es gar dazu, dass er ihre Cousine kompromittierte? Hatte er etwa versucht, Susanna zu einer seiner … Frauen zu machen? Unmöglich! Wie konnte sie Peter nur für so einen Schurken halten, rief sie sich zur Ordnung.
    Außer dass er aus irgendeinem Grund manchmal so wirkte, dachte sie.
    Ihre Mutter fuhr fort, in Peters Vergangenheit zu stochern. »Und dann Emily, als alle glaubten, Matthew sei tot.«
    »Und das werfen Sie mir vor, Euer Gnaden?«, fragte er.
    »Natürlich nicht. Sie waren schließlich nicht der einzige Mann, der sich für sie interessierte, sobald das Trauerjahr zu Ende war. Als er dann doch zurückkehrte: War das nicht eine denkbar unangenehme Situation für Sie und Emily?«
    »Nur zu Anfang«, erwiderte er gewandt und irgendwie zu glatt.
    Trotzdem: Elizabeth konnte nicht zulassen, dass Peter weiter diesem peinlichen Verhör ausgesetzt wurde. Der Moment war gekommen, ihre Rolle als frisch Verliebte zu spielen. Sie vergegenwärtigte sich das Aktgemälde, um für

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