Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)
wunderbar und verwirrend.
»Sollen wir es dem Rest der Familie sagen?«, fragte Peter und reichte ihr die Hand, als sie sich vom Sofa erhob.
»Wenn du möchtest.« Elizabeth lächelte.
»Eine fügsame Frau«, sagte er. »Das gefällt mir.«
Elizabeth sah ihre Mutter lachen, während sie zu Peter trat und ganz ungezwungen seinen anderen Arm nahm. So führte Peter sie beide in den kleinen Salon, in dem die Familie für gewöhnlich am Abend zusammensaß.
Es war nicht zu leugnen, dass man aufgeregt auf sie wartete, und alle standen auf, als sie zur Tür hereinkamen.
Amüsiert nahm Elizabeth die erwartungsvollen Mienen zur Kenntnis und beschloss, sie nicht länger auf die Folter zu spannen. »Peter hat mich gebeten, ihn zu heiraten«, erklärte sie.
Mit einem freudigen Aufschrei umringten sie alle, und sie ließ sich umarmen und küssen und nahm die Glückwünsche entgegen, während sie Peter verstohlen anschaute. Niemand wäre je darauf gekommen, dass es bei dieser Verlobung nicht mit rechten Dingen zuging. Eine leicht bedrückte Stimmung machte sich in ihr breit.
»Herzlichen Glückwunsch, Elizabeth«, sagte Lucy und küsste sie auf die Wange.
»Danke.« Elizabeth begegnete kurz ihrem Blick, wandte sich aber schnell wieder ab, weil Lucy zu viel wusste.
Abigail nahm ihre Hand und schaute zu Peter auf. »Sie sind ein tapferer Mann, Mr Derby. Wenn die Verlobung offiziell verkündet wird, wird das keinen, den Sie kennen, unberührt lassen. Viele werden es erst einmal nicht glauben, viele neidisch sein.«
»Das sollten sie auch«, erwiderte er, legte einen Arm um Elizabeths Schulter und zog sie an sich. »Ich heirate das schönste Mädchen in ganz England.«
Keiner widersprach, doch alle wussten sie, dass viele ihm unterstellen würden, dass er ein Mitgiftjäger sei, denn Elizabeth Cabot galt als eine der reichsten Partien im ganzen Land.
Sie ertappte sich dabei, dass sie Emily beobachtete, obwohl sie das eigentlich nicht wollte. Aber Matthew Lelands junge Frau schien sich für Peter ehrlich zu freuen, und ihre Augen funkelten. Offensichtlich belasteten sie die alten Geschichten nicht mehr.
Nur: Dachte Peter genauso?
Ach, was spielte das für eine Rolle, sagte sie sich. Sie tat ja beinahe, als würde sie Peter wirklich wollen. Sie ging mittlerweile derart in ihrer Rolle auf, dass sie allmählich vergaß, worum es eigentlich ging.
Auf die Umarmungen und Glückwünsche folgten Fragen. Wie es denn gewesen sei mit dieser heimlichen Brautwerbung, und Elizabeth stellte fest, dass sie mit Peter gar nichts abgesprochen hatte. Deshalb hielt sie sich an die Wahrheit: dass es alles sehr plötzlich gekommen sei und ihre Gefühle sich erst vor Kurzem verändert hätten.
»Wie hast du gemerkt, dass du ihn liebst?«, fragte Abigail. »Ach, ich mag solche romantischen Geschichten.«
»Das reicht«, sagte Elizabeth und blieb die Antwort schuldig. »Peter muss es noch seiner Familie sagen, also kann er nicht den ganzen Abend damit verbringen, eure Fragen zu beantworten. Ich begleite ihn zur Tür.«
Alle lächelten und verabschiedeten sich auf das Herzlichste von ihm, und es war ganz offensichtlich, wie sehr Peter die Aufmerksamkeit der Cabot-Damen genoss.
Endlich hatte sie es geschafft, ihn in die Halle zu bugsieren, aber ehe sie noch die eindrucksvolle Haupttreppe erreichten, zog er sie durch eine offene Tür in die Bibliothek.
»Peter«, rief sie leise und vorwurfsvoll.
»Ich werde die Tür offen lassen«, sagte er. »Das ist vollkommen akzeptabel bei einem verlobten Paar.«
»Es sollte eine Anstandsdame dabei sein«, sagte sie und ließ seinen Arm los.
»Bei dir und bei mir zu Hause brauchen wir keine mehr. In der Öffentlichkeit, auf der Straße ist das etwas anderes.«
Er grinste und zog eine Augenbraue hoch, was ihm ein schalkhaftes Aussehen verlieh. Trotzdem: Mit ihm alleine zu sein war gefährlich und aufregend zugleich. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte.
»Warum hast du mich in diesen Raum geführt?«, flüsterte sie verunsichert.
»Möchte nicht jeder ungeduldige Bräutigam mit seiner zukünftigen Braut gelegentlich ungestört sein?«, fragte er leise. Das Lächeln wich langsam von seinem Gesicht, während er sie anschaute. »Ich tue nur das, was du von mir wolltest, Elizabeth.«
Sie zögerte, und ihr Blick hing gebannt an seinen blauen Augen, aus denen Entschlossenheit sprach. »Du nutzt die Situation aus.«
»Eine Situation, die du herbeigeführt hast, ohne den Grund preiszugeben.«
»Ich
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