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Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)

Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)

Titel: Von sündiger Anmut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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Gewissheit haben.« Sie holte tief Luft. »Ich bin mir allerdings weniger sicher, wie dein Bruder über die Angelegenheit denkt.«
    Elizabeth wurde ernst. »Ich weiß, dass er andere Pläne verfolgte, an eine Verbindung mit einer mächtigen und einflussreichen Familie dachte. Deshalb habe ich mich die ganze Zeit bemüht, meine Verehrer unter diesem Gesichtspunkt zu betrachten, aber …«
    Sie führte den Satz nicht zu Ende und hoffte inständig, dass nichts mehr dazwischenkam. Schließlich hatte Christopher ebenfalls aus Liebe und völlig unter Stand geheiratet, nicht anders als ihr Vater, der verstorbene Duke.
    Die Mutter schien die Gedanken der Tochter lesen zu können. Und zugleich schweiften ihre eigenen zurück in die Vergangenheit. »Als ich deinen Vater kennenlernte, wusste ich auf der Stelle, dass ich ihn liebte. Allerdings schien es mir lange undenkbar, dass er für mich, das einfache Mädchen aus einem fremden Land, das Gleiche empfinden würde. Peter kann bestimmt gut verstehen, wie ich mich damals fühlte.«
    »Die Geschichte ist so romantisch«, seufzte Elizabeth. »Ihr habt euch auf den ersten Blick ineinander verliebt, und das trotz eurer unterschiedlichen Herkunft.«
    Bei diesen Worten tauchte Williams Bild vor ihrem inneren Auge auf. Was aber war mit Peter? Mit ihrem Gefühlschaos, als er sie küsste? Konnte sie die beiden Männer überhaupt miteinander vergleichen, solange sie nur einen geküsst hatte?
    »Christopher wird es zumindest zu schätzen wissen, dass Peter inzwischen in mehr als guten Verhältnissen lebt und finanziell völlig unabhängig ist.«
    »Ist Geld denn so wichtig, Mama?«, fragte Elizabeth überrascht.
    »Nein, natürlich nicht. Aber wenn Peter selbst etwas vorzuweisen hat, erträgt er das Gerede, das es auf jeden Fall geben wird, leichter. Männern ist ihr Stolz sehr wichtig, musst du wissen.«
    Das verstand sie ohne weitere Erklärungen. Da brauchte sie nur an Thomas Wythorne und seinen verletzten Stolz samt dessen unschönen Konsequenzen zu denken.
    »Weißt du eigentlich Näheres über die Investitionen, die Peter getätigt hat?«, fragte die Mutter.
    »Nein, außer dass es sich um Eisenbahnlinien handelt.«
    »Aha, sehr schön, dann macht er also kein Geheimnis aus seinen Geschäften?«
    »Geheimnis?«, wiederholte sie überrascht.
    Die Duchess schüttelte den Kopf. »Tante Rose erzählte, dass Peter, als er letzten Herbst anlässlich von Matthews Rückkehr bei ihnen weilte, irgendwie … verändert wirkte.«
    »Hat sie gesagt, in welcher Hinsicht?«
    Ihre Mutter hob kurz die Schultern und meinte: »Nur dass er irgendwie abwesend gewirkt und sich unbehaglich gefühlt hätte …«
    »Könnte das nicht bloß mit Emily zu tun gehabt haben? Die Situation dürfte auf jeden Fall peinlich gewesen sein.«
    »Möglich, aber ich glaube, dass Rose noch etwas anderes vermutete. Wie auch immer: Es hat nichts mit dir zu tun, Liebes. Hauptsache, du wirst glücklich. Das will nicht nur ich, sondern Christopher genauso. Außerdem kann er eigentlich nichts sagen, denn seine Heirat mit Abigail war mindestens so schockierend für die Gesellschaft wie deine Wahl.«
    Elizabeth lächelte. Am Spätnachmittag würde sie wieder Besucher empfangen, und dann konnte sie die Neuigkeit gleich unters Volk bringen und die Reaktionen der Gentlemen beobachten.
    Zunächst nahm sie tagsüber ihre karitativen Pflichten wahr. Wenn sie in London weilte, machte sie sich im Büro einer Wohltätigkeitseinrichtung nützlich, die Mädchen vom Land weiterhalf, die ohne eigenes Verschulden in Not geraten und von ihren Familien verstoßen worden waren. Diese Gesellschaft zur Rettung junger Frauen und Kinder versuchte den Verzweifelten Unterschlupf und eine Verdienstmöglichkeit zu verschaffen, etwa als Näherinnen, denn darin verfügten die meisten über gewisse Fertigkeiten.
    An diesem Tag hatte es ihr ein Mädchen angetan, das eigentlich als künftige Frau eines Vikars eine sichere Zukunft gehabt hätte, aber von einem gewissenlosen Schurken gepackt und entehrt wurde. Ihr Schicksal führte Elizabeth vor Augen, wie schnell man ruiniert und aus der Gesellschaft ausgeschlossen war.
    Was wäre passiert, wenn sie einen zudringlichen Verehrer nicht hätte abwehren können? So jemand wurde von niemandem mehr eingeladen, verlor alle Freunde. Und selbst wenn die Familie einen noch unterstützte, musste man sich aus dem gesellschaftlichen Leben zurückziehen und sich auf dem Land verstecken. Vor allem wenn der eigene Bruder von

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