Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)
wolle auch er mehr von dem wundersamen Ereignis erfahren.
»Aber …« Mrs Derby blieb fürs Erste buchstäblich die Sprache weg. »Natürlich kennen wir sie und die Cabots seit vielen Jahren, aber …«
»Sie ist sowohl die Tochter als auch die Schwester eines Duke«, half James nach. »Peter, wie hast du das bloß geschafft?«
»Ich bin immer ein Freund der Familie geblieben«, erklärte Peter mit einem Schulterzucken. »Mehr habe ich nie angestrebt. In den letzten paar Wochen allerdings, nachdem wir uns regelmäßig bei verschiedenen gesellschaftlichen Ereignissen begegnet sind, ist eben etwas … nun ja, Neues zwischen uns entstanden. Und dann haben wir erkannt, dass es mehr als nur reine Freundschaft ist, was uns verbindet.«
Jetzt war James derjenige, der die Augen verdrehte. »Als hätten wir das nicht alle längst gewusst. Ich erinnere mich noch an deinen erstaunten Gesichtsausdruck, als sie in die Gesellschaft eingeführt wurde.«
Peter starrte ihn an. »Wirklich? Hat man es mir so deutlich angesehen?«
»Für diejenigen, die dich kennen, war es offensichtlich«, erwiderte James. »Trotzdem hätte ich nie gedacht …« Er sprach den Satz nicht zu Ende, starrte nur unverändert seinen Bruder an.
Peter grinste. »Ich auch nicht. Doch gestern habe ich sie ganz spontan gefragt, und sie war einverstanden.«
Als seine Mutter vor Rührung zu weinen begann, versetzte es ihm einen Stich. Wie konnte er sie bloß so täuschen?
»Ach Peter, ich hätte nie gedacht, dass du einmal eine so großartige Partie machst und glücklich wirst.«
Er lächelte. Seine Mutter gehörte einer Generation an, für die wahres Glück darin bestand, sich gut zu verheiraten. Dabei war er eigentlich mit seinem bisherigen Leben ganz zufrieden gewesen.
»Noch ist er nicht glücklich«, meinte Mary Anne.
Peter warf ihr einen tadelnden Blick zu, aber sie verschränkte nur die Arme vor der Brust und versank in Schweigen.
»Wir müssen eine Verlobungsanzeige in die Zeitung setzen«, sagte Mrs Derby.
»Natürlich. Ich werde über einen entsprechenden Text mit Elizabeth reden.«
Seine Mutter hatte recht, und für Elizabeth war die offizielle Bekanntgabe ohnehin wichtig. Die ganze Gesellschaft sollte schließlich wissen, dass sie nicht mehr auf dem Heiratsmarkt zur Verfügung stand.
»Ihre Mutter plant eine Verlobungsfeier«, fügte er hinzu.
»Ach, du meine Güte«, hauchte Mrs Derby. »Ich kann nur ahnen, wie prachtvoll und pompös die ausfallen wird.«
»Sie sind keine Götter vom Olymp, Mama«, sagte Mary Anne.
Ohne sie weiter zu beachten, meinte Peter: »Den Termin legen wir erst fest, wenn ihr Bruder aus Schottland zurück ist.«
»O ja, natürlich. Du wirst mit ihm über den Ehevertrag sprechen müssen«, murmelte sie.
James seufzte. »Bestimmt wirst du dann weitere beträchtliche Summen investieren können.«
Peter nickte und wandte sich wieder Toast und Eiern zu. Und in Gedanken seiner Schwester, die Elizabeth gegenüber eine äußerst negative Einstellung zu haben schien. Das musste er ändern, denn schließlich würden die beiden sich künftig häufiger sehen.
Und plötzlich kam ihm eine Idee, wie er Mary Anne helfen und gleichzeitig ständig in Elizabeths Nähe sein konnte.
Kapitel 10
Elizabeth war zu Bett gegangen, ohne dass ihre Mutter sich noch einmal bei ihr hatte sehen lassen. Was sie einerseits überraschte, andererseits jedoch mit Erleichterung zur Kenntnis nahm. Vielleicht musste die Herzoginwitwe, genau wie sie selbst, in Ruhe über die unerwarteten Ereignisse des vergangenen Tages nachdenken.
Doch nach dem Frühstück, ehe Elizabeth aus dem Haus flüchten konnte, wurde sie ins Damenzimmer gebeten, wo die Mutter sie sogleich am Arm nahm und neben sich auf das mit Brokat bezogene Sofa zog.
»So, nun bist du also verlobt«, meinte sie nachdenklich.
Elizabeth lächelte.
»Danke, dass du mir zumindest einen Tag gegeben hast, um mich auf Peters Antrag seelisch vorzubereiten.«
Die Tochter zuckte zusammen. »Ich weiß, es ging alles etwas schnell.«
Die Duchess musterte sie durchdringend. »Gibt es einen Grund für diese Eile?«
Elizabeths erster Gedanke galt dem Gemälde, bis sie kapierte, worauf die mütterliche Frage abzielte. »Nein! Ach, du liebe Güte! Peter hat sich immer wie ein Gentleman benommen .«
Bis gestern Abend, fügte sie im Stillen hinzu.
Ein erleichtertes Lächeln breitete sich auf dem Gesicht der Älteren aus. »Das habe ich eigentlich auch nicht anders erwartet, doch ich wollte
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