Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)
weiß …«
»Haben Sie einen Erfolg verbuchen können?«, fragte Peter kühl. Er musste sich beherrschen, um Dekker nicht an der Kehle zu packen, wenn er nur daran dachte, dass er ihr zu nahegetreten sein könnte.
»Was denken Sie? Wir haben getanzt«, erwiderte Dekker verwirrt. »Sogar meine Mutter war anwesend – ich würde mich hüten, in aller Öffentlichkeit etwas Dummes zu tun.«
Bowes sah Peter an und kniff die Augen zusammen. »Was interessiert denn Sie das, Derby? Hoffen Sie etwa, an sie heranzukommen?«
Die drei sahen einander an und fingen wieder an zu lachen, während sie sich schwankend erhoben und davongingen, um sich zu einer anderen Gruppe zu gesellen.
Also, Dekker konnte es kaum gewesen sein, der Elizabeth Angst eingejagt hatte – zumindest schien er sich keiner Schuld bewusst, nachdem sein Plan, sie auf die Terrasse zu ziehen, vereitelt worden war. Und obwohl Peter eine weitere Stunde von Gruppe zu Gruppe ging und immer wieder das Gespräch auf Elizabeth zu bringen versuchte, erfuhr er nichts Neues.
Trotzdem verfolgten ihn die quälenden Gedanken, irgendjemand könnte ihr etwas antun, selbst zu Hause noch und hinderten ihn am Schlafen. Angst überfiel ihn, ihr nicht helfen zu können. Doch wenn er gedacht hatte, sie würde ihn noch in seinen Träumen begleiten, so sah er sich getäuscht. Es war eine andere Frau, die ihn wie ein Alb heimsuchte: Emily Leland, die seinetwegen in ein schiefes Licht geraten war.
Er meinte die Geräusche von tosendem Wasser und einen Schrei zu hören und wachte schwer atmend noch vor dem Morgengrauen auf. Die Laken klebten an seinem verschwitzten Körper. Nach der Geschichte mit Emily hatte er sich geschworen, sich nie wieder in eine schwierige Situation hineinziehen zu lassen, sondern seinen Umgang mit Frauen auf jene Dämchen zu beschränken, die ihm nur zu gerne zu Diensten waren.
Alles war gut gegangen, bis Elizabeth wieder in sein Leben trat.
Beim Frühstück sah Peter seine Mutter, seinen Bruder und seine Schwester an, für die ein ganz normaler Tag angebrochen schien. Was sich binnen Minuten ändern würde.
»Mutter, ich werde heiraten«, erklärte er unvermittelt.
Sie verschluckte sich an ihrem Kaffee, und er musste ihr auf den Rücken klopfen, während Mary Anne auf der anderen Seite des Tisches die Augen verdrehte. James warf ihm einen finsteren Blick zu, den er jedoch schnell wieder verbarg, ehe seine Mutter es sehen konnte.
Normalerweise kam James, eine ältere Ausgabe seines Bruders mit dunkleren Haaren, gut mit Peter aus, doch das jetzt war ein heißes Eisen, denn eine Heirat war eigentlich das, was man von ihm, dem Erstgeborenen, erwartete, und seit Jahren drängte ihn seine Mutter, endlich eine Frau zu finden und einen Erben in die Welt zu setzen. Insofern kam ihm Peters Eröffnung ganz und gar nicht gelegen, weil er künftig dadurch noch mehr unter Druck geraten würde. Nur auf ihm lastete nämlich die Verantwortung für den Fortbestand der Familie. Zumindest solange er lebte.
Natürlich war seine Mutter hocherfreut über die neue Entwicklung. »Peter? Wie kann das sein? Du hast mir überhaupt nichts erzählt! Ich habe nie mitbekommen, dass du einer bestimmten jungen Dame den Hof machst.«
»Nur weil sie eigentlich ständig in der Nähe war«, murmelte Mary Anne.
Mrs Derby sah ihre Tochter verwundert an und richtete den Blick auf James, der nur die Schultern zuckte, um seine Ahnungslosigkeit zu bekunden.
»Mary Anne, Liebes, wovon redest du?«
»Willst du es nicht lieber von Peter hören?«, fragte Mary Anne und nickte in seine Richtung.
»Ach ja, natürlich«, rief Mrs Derby und drehte sich auf ihrem Stuhl zu Peter um. »Wenn du die junge Dame schon so lange kennst, dann tue ich das bestimmt ebenfalls.«
»So ist das, Mutter. Elizabeth Cabot hat sich bereit erklärt, meine Frau zu werden.«
James fiel die Kinnlade herunter, und er gab sich keine Mühe, seine Überraschung zu verbergen. Mary Anne stieß nur einen hörbaren Seufzer aus und schüttelte den Kopf, um auch ohne Worte ihrer Meinung, dass ihr Bruder einen schrecklichen Fehler beging, Ausdruck zu verleihen.
Lediglich seine Mutter schien rundheraus entzückt. »Lady Elizabeth? Wirklich?«
Sie klang, als hätte er sich mit einer Prinzessin verlobt, und so ähnlich verhielt es sich ja schließlich, denn herzogliche Familien wie die Cabots rangierten in der Adelshierarchie direkt hinter den Royals.
»Ja, Mutter, wirklich«, bestätigte er trocken.
James beugte sich vor, als
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