Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)
und alles, was dazugehört, zu binden. Dazu passen allerdings nicht seine schon fast frivolen Andeutungen, ich sei genau die Art von Frau, die er heiraten würde, wenn überhaupt … Ich habe mir sein Interesse doch nicht nur eingebildet, oder?«
»Nein! Er hat noch nie eine Frau so galant behandelt wie dich.«
Ein Schauer ging durch ihren Körper, als Elizabeth sich daran erinnerte, wie wundervoll es sich angefühlt hatte, von William wahrgenommen zu werden. Sie war nervös und aufgeregt gewesen – und so erpicht darauf zu erfahren, was als Nächstes zwischen Mann und Frau passierte. Aber sie wich zurück, gestattete sich nicht die Freiheit, es darauf ankommen zu lassen. Verzichtete darauf, das Alleinsein mit ihm zu suchen, scheute das Risiko, das sie früher bedenkenlos eingegangen wäre.
Sie wollte eigentlich nicht in die Fußstapfen der Cabots treten, durch deren Familiengeschichte sich eine lange Tradition von Skandalen zog.
Doch sie schien ihr Ziel verfehlt zu haben. Das Gemälde war nur ein neuer Beweis dafür.
»Dann werde ich also weiterhin geduldig sein«, meinte Elizabeth mit einem Seufzer. »Aber wenn ich all diese Männer sehe, die mich heiraten wollen, bin ich manchmal etwas frustriert, dass er sich nicht ebenso bemüht.«
»Du weißt doch, wie er ist«, meinte Lucy sanft.
»Das schon. Allerdings habe ich meine ganze Kindheit lang darauf gewartet, endlich erwachsen zu werden, damit William mich endlich bemerkt. Das tut er zwar jetzt, jedoch nicht genug und nicht richtig.« Schmollend verzog Elizabeth die Lippen.
Lucy kicherte. »Lass ihm Zeit.«
»Das sagst du immer, und zwar schon seit einer Ewigkeit.«
Lucy stieß sie lachend an. »Wie ich höre, hattest du heute jede Menge Besuch.«
»Ich muss gestehen, dass es mehr als sonst waren.«
Während sie über die Vorzüge ihrer Verehrer sprachen, aßen sie Kuchen und tranken Tee, um sich für den heutigen Ball zu stärken. Lachend zogen sie über die Männer her, sodass Elizabeth sich eine Weile von ihren Sorgen ablenken ließ.
Schließlich erhob sich Lucy und setzte ihre Haube auf. »Ich sehe dich dann heute Abend. Mein Bruder sagte, er würde ebenfalls da sein«, fügte sie zuckersüß hinzu.
Elizabeth lachte. »Dann muss ich ja auf jeden Fall kommen.«
»Und ich verspreche, dich über seine gesellschaftlichen Termine auf dem Laufenden zu halten – er muss es einfach irgendwann merken, dass du die perfekte Wahl für ihn wärst.«
Elizabeths Stimmung hob sich. Sie würde in Williams Armen tanzen … und Peter zappeln lassen.
Kapitel 2
Als Elizabeth am Abend in Lady Brumleys Ballsaal neben ihrer Mutter stand, stellte sie fest, dass Peter sie beobachtete.
Obwohl der Ball noch nicht eröffnet war, hatten sich bereits zwei Herren auf ihrer Tanzkarte eingetragen. Fast schon ungeduldig sah sie an ihnen vorbei. Sie versuchte zwar so zu tun, als würde sie nur die Gäste mustern, doch sich selbst konnte sie nichts vormachen. Sie fragte sich, was Peter Derby, Julian Parkhurst und Leo Wade heute Abend wohl anstellen würden, um sich bei so etwas Intimem wie dieser Wette auszustechen.
Peter stand allerdings nicht bei seinen Freunden, sondern bei den Clifford-Schwestern Alice und Athelina. Sie kicherten und lachten zu allem, was er sagte, und schauten dabei voller Bewunderung zu ihm auf. Elizabeth hatte den Eindruck, dass er sich etwas dichter neben ihnen hielt, als schicklich war, und fragte sich, warum die Mutter der beiden, ein Drache, wie er im Buche stand, nicht besser aufpasste.
Sonst hatte er die Grenzen des Anstands doch immer eingehalten, sagte sie sich. Andernfalls wäre ihr das bestimmt aufgefallen, oder etwa nicht?
In letzter Zeit hatte sie häufiger hier und da eine Mutter über Peters Großtaten auf der Rennbahn oder in Spielhöllen flüstern hören und dass es an der Zeit sei, von einer braven Ehefrau wieder auf den Pfad der Tugend geführt zu werden. Sie betrachteten ihn offenbar als liebenswerten Schuft, der nur gezähmt werden musste, von der eigenen Tochter am besten. Früher, als er noch ein armer Schlucker war, hatten ihn diese ehrgeizigen Ladys nicht einmal zur Kenntnis genommen.
Jetzt beobachtete sie, wie Peter Lady Athelinas behandschuhte Finger nahm und sie an seine Lippen führte, dabei mit einem eindeutig sündhaften Gesichtsausdruck zu der jungen Frau aufschauend.
Was hatte solch einen Wandel bei Peter Derby bewirkt?
Es blieb ihr erspart, weiter wie gebannt in seine Richtung zu schauen, weil Lord Dekker sich
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