Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)
zu ihm. Das wäre zu einfach.
Doch ihr blieb keine andere Wahl, als Teresa und die Schar männlicher Bediensteter, die Eimer mit heißem Wasser schleppten, hereinzulassen. Ungeduldig wartete sie, dass sie endlich verschwanden, ließ sich allerdings von Teresa aus dem Kleid helfen, um keinen Argwohn zu erregen. Wobei sich das Mädchen ohnehin zu wundern schien, warum Elizabeth die Prozedur des Auskleidens in das nicht übermäßig geräumige Bad verlegte.
Als sie in Unterwäsche dastand, griff sie nach ihrem Morgenmantel, schützte vor, noch einen kurzen Brief schreiben zu müssen, und schickte Teresa zu Bett. Dann ging sie in ihr Schlafzimmer und schaute hinter die Vorhänge. Da stand er im Dunkeln auf dem Balkon, und bevor sie die Tür vor seiner Nase schließen konnte, schlüpfte er vorbei an ihr nach drinnen. Und ging schnurstracks ins Badezimmer.
»Was machst du denn jetzt schon wieder?«, rief sie leise.
Er hatte bereits seinen Rock abgelegt und beugte sich über die Wanne.
Die Kinnlade fiel ihr herunter, ohne dass sie ein Wort des Protestes hervorbrachte. Er konnte doch nicht im Ernst meinen …? Würde er es wirklich wagen?
Er krempelte die Ärmel hoch. »Ich prüfe nur die Temperatur deines Badewassers.«
Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken und fing an zu lachen. Peter stand mit hochgekrempelten Ärmeln neben ihrer Badewanne – eine Szene, die sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht ausgemalt hätte.
Aber genau betrachtet galt das eigentlich für fast alles in letzter Zeit.
»Und wie mag meine Herzensdame ihr Bad?«, fragte er und zog eine Hand durchs Wasser. »Zu heiß, glaube ich. Ich werde etwas kaltes Wasser zugeben.«
Er griff nach dem Eimer neben dem Leuchter, der den Raum erhellte. Das Licht der Kerzen fiel auf seinen Arm – und sie sah eine Narbe knapp über seinem Ellbogen.
»Peter, was ist das?«, fragte sie und stand auf.
Er richtete sich auf. »Ein Eimer.«
Sie berührte die warme Haut seines Armes und spürte, wie er erbebte. Die Erinnerung daran, wie sie einander geküsst hatten, stieg in ihr hoch, doch sie unterdrückte sie gewaltsam, betrachtete stattdessen seinen Arm genauer und musterte die runde Narbe mit unregelmäßig verheiltem Rand.
»Das ist nichts, Elizabeth«, sagte er und entzog ihr seinen Arm.
Doch sie hatte bereits eine fast identische Narbe auf der anderen Seite seines Armes ertastet. »Das ist eine Schussverletzung«, hauchte sie. »Man hat auf dich geschossen!«
Vielleicht ein eifersüchtiger Ehemann?
»Jeder Mann kann einen dummen Jagdunfall in seiner Vergangenheit vorweisen«, sagte er abwehrend, um das Gespräch zu beenden. Er nahm wieder den Eimer hoch. »Du wolltest mir gerade sagen, wie du dein Badewasser magst.«
»Peter, warum weiß ich nichts davon? Das ergibt doch keinen Sinn!«
»Du weißt nicht alles«, erwiderte er trocken und setzte den Eimer ab. »Und wenn du nicht willst, dass ich dir helfe, werde ich einfach weiter nach dem Diamanten suchen. Vielleicht haben Susanna oder Rebecca ihn ja zurückgelassen. Ich werde ihre Zimmer hier in diesem Haus durchsuchen.«
Sie stellte sich ihm in den Weg, und erst unmittelbar voreinander blieben sie stehen. Seine Augen verengten sich, als würde er plötzlich merken, wie wenig sie anhatte.
»Glaubst du etwa, du könntest mich ablenken?«, fragte er leise. Sein Kopf war genau über ihr, doch sie konnte sein Gesicht, das im Schatten lag, nicht wirklich erkennen.
»Ich glaube, ich kann dich jederzeit ablenken, wenn ich will. Das hast du schließlich bereits gemerkt.« Sie sagte es, ohne es geplant oder darüber nachgedacht zu haben, aber es klang wie eine bewusste Herausforderung.
Sie stand jetzt so dicht vor ihm, dass sie sehen konnte, wie sich sein Blick verdunkelte.
»Ich glaube dir nicht«, sagte er heiser.
Sie legte ihre Hand an seinen Hinterkopf und zog ihn zu sich herunter, um ihn zu küssen. Es war ein heißer, leidenschaftlicher Kuss voller Begehren auf beiden Seiten. Sie atmete schwer, als sie sich von ihm löste und zu ihm aufschaute.
»Nun, wer lenkt hier wen ab?«, fragte sie. Er wollte nicht über seine Narben sprechen, und sie wollte nicht, dass er weiter nach dem Anhänger suchte.
Ein träges, anzügliches Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Nie hätte sie gedacht, jemals so etwas bei Peter zu sehen. Einfach verrucht, und trotzdem gefiel es einem Teil ihrer Persönlichkeit durchaus. Sehr sogar.
»Warum ist es so leicht, dich zu küssen?«, fragte sie.
»Weil es dir
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