Von sündiger Anmut: Roman (German Edition)
gefällt. Und weil ich so talentiert bin.«
Jetzt küsste er sie, drang mit seiner Zunge in ihren Mund ein und zog sie fester an sich. Durch die spärliche Kleidung hindurch spürte sie überdeutlich, wie seine mächtige Erregung sich hart an sie presste. Und sie fand es viel zu schön, um sich Gedanken zu machen, ob sich das schickte.
Sie beendete den Kuss, lehnte ihren Kopf gegen seine Stirn, und sie schauten einander tief in die Augen.
»Ich will eigentlich nicht, dass es mir gefällt«, wisperte sie. Es war gefährlich und leichtsinnig, was sie tat, und genau das wollte sie ja eigentlich nicht mehr sein.
Seine Hände glitten von ihren Schultern nach oben und umfassten ihr Gesicht. Er küsste sie erneut – es war ein sanfter, liebevoller Kuss, der ihr schmerzhaftes Begehren nicht stillte. Dann schob er sie von sich weg.
Sie wusste nicht, ob sie Erleichterung verspürte. Einerseits ja, andererseits nein. Für ihren Seelenfrieden jedenfalls war es besser so.
»Lass mich dir zeigen, dass ich den Diamanten nicht habe.« Sie holte ihre Schmuckschatulle, öffnete sie und hielt sie ihm hin, damit er alles sehen konnte. »Da ich keine Ahnung von deinem unerwarteten Besuch hatte, glaubst du mir vielleicht, dass kein Grund vorlag, das Schmuckstück irgendwo zu verstecken. Deine gefährliche Kletterpartie hast du umsonst gemacht.«
»Wohl kaum umsonst«, erwiderte er und strich ihr eine Locke aus dem Gesicht.
Seine Berührung ließ sie regungslos verharren, während er seinen Rock nahm und durch den Vorhang in der Nacht verschwand. Sie verspürte den Drang, auf den Balkon zu laufen und sich davon zu überzeugen, dass er heil und gesund unten ankam, doch sie blieb in der Mitte des Raumes stehen und schlang die Arme um sich. Ihre Gedanken kehrten zu den Narben zurück, die zweifellos von einem Durchschuss stammten.
Was verbarg Peter vor ihr?
Bis spät in die Nacht trieb Peter sich in seinem Club herum, trank zu viel, spielte Karten – und gewann. Darin war er gut.
William Gibson, der ebenfalls anwesend war, wich nicht von seiner Seite und benahm sich wie ein junger Hund, der einen neuen Freund gefunden hat. Wie ein aufgeregter Junge ließ er sich von dem Eisenbahngeschäft erzählen und fragte begierig, wie viel er investieren müsse, um ein Mitspracherecht zu haben. Zwischendurch orderte er immer neue Drinks und brachte das Gespräch darauf, wie man am besten eine Mätresse fand.
Kein Wort von einer Ehefrau, nichts von Elizabeth.
Gibson wirkte insgesamt sehr unreif, und das schienen auch die meisten anderen Herren zu denken. Ein paar schüttelten verwundert den Kopf, doch die meisten fanden ihn amüsant und lachten nachsichtig über ihn.
Ihm selbst waren ihre Meinungen egal. Er hoffte bloß, dass Elizabeth ihn sich endlich aus dem Kopf schlug. Und er würde alles in seiner Macht Stehende tun, um ihr das klarzumachen.
Er schlief schlecht in dieser Nacht. Erst als der Himmel im Osten bereits heller wurde, übermannte ihn die Müdigkeit, und er fiel in einen kurzen, unruhigen Schlaf, in dem ihn bekannte Albträume quälten. Er sah sich laufen und laufen, um zu jemandem zu gelangen, der seine Hilfe brauchte. Doch die Brücke, wo sich alles abspielte, wollte einfach nicht näher kommen. Schweißgebadet und völlig erschöpft wachte er auf, und wie stets fragte er sich, ob er das Geschehene jemals würde gutmachen können, auch wenn er nicht mit Absicht Schuld auf sich geladen hatte.
Jetzt aber beschäftigte ihn zudem die Frage, warum er sich nicht Elizabeth anvertrauen konnte.
Kapitel 18
»Ich denke, du hast einen sehr schönen Ring als Verlobungsgeschenk für Peter ausgesucht.« Gemeinsam mit ihrer Mutter wartete Elizabeth zwei Tage später abends auf das Eintreffen der Gäste, die zur Feier der Verlobung zu einem Empfang geladen worden waren.
»Elizabeth?« Leichte Sorge schwang in ihrem Tonfall mit. Er zeigte der Tochter zum wiederholten Male, dass ihre Mutter Gedanken lesen konnte.
Sie zwang sich zu einem entspannten, dabei leicht tadelnden Lächeln. »Mama, du kannst dir diesen Tonfall sparen. Ich bin einfach nur nervös. Ist das nicht normal, wenn man bald heiratet? Mein ganzes Leben wird sich schließlich in einer Art und Weise verändern, die ich mir bisher kaum vorstellen kann.«
»Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst«, erwiderte die Ältere und strich ihr über die Wange.
Nein, das konnte sie nicht. Wenn ihre Mutter wüsste, was sie getan hatte und wie weit sie noch zu gehen bereit
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