Von Tod und Wiedergeburt (German Edition)
Unzuverlässige und Unzufriedenstellende an allen bedingten Geisteszuständen. Immer wieder verwies er seine Schüler auf das einzig wirklich Beständige – den voll entfalteten Geist.
Die große Verwirklicherin Manibhadra [16] erkannte dies, als sie mit einem Tongefäß zum Wasserholen an einen Bach ging. Eine Wurzel brachte sie zum Stolpern, der Tonkrug entglitt ihren Händen und zersprang. Im selben Augenblick erfuhr sie unmittelbar die Einheit von Form und Raum, Innen und Außen als untrennbar. Das war natürlich nur möglich, weil ihr Geist durch Segen, Belehrung und Vertiefung jahrelang geschult war. Gelingt dies auf dem Weg zur Erleuchtung, ist die Loslösung von einem »Ich« oder »Selbst« die erste Stufe. Mit dieser Einsicht fallen alle Störgefühle weg, und man ist befreit. Kann man dann noch dazu das Beharren auf steifen Vorstellungen auflösen, zeigt sich Erleuchtung als selbstentstandene und mühelose Entfaltung von Körper, Rede und Geist. So, wie das Innere eines Kruges beim Zerschlagen eins mit der Umgebung wird, bietet der Tod die Gelegenheit, durch nicht unterscheidende Einsgerichtetheit die grundlegende Wahrheit allen Lebens zu erkennen: Wie der Raum bleibt das Wesen des Geistes von Wandel und Tod unberührt.
Im Hier und Jetzt das Ende im Sinn
Da jeder Augenblick der letzte sein kann, sollte man seine Zeit auf jeden Fall sinnvoll nutzen. Weder ein entspanntes, nettes Leben mit einer 35-Stunden-Woche noch die Jagd nach Geld, ein Lottogewinn, ein erfüllender Geliebter oder ein Haus sind dauerhaft befriedigend. Hinter allen Erlebnissen, und seien sie noch so einzigartig, verbirgt sich immer der Schmerz, dass letztendlich nichts von Dauer ist. Doch wie kann man sein Bestes im Leben geben und sich gleichzeitig auf das Sterben vorbereiten? Wie schafft man es, frei von Angst oder anderen einengenden Gefühlen dem Tod ins Auge zu schauen?
Menschen können aus fast jeder Lebenslage lernen. Ein steter Leitfaden sollte dabei das Gesetz von Ursache und Wirkung sein: Taten, Worte und Gedanken gestalten die Zukunft. Alle in die Welt und das eigene Speicherbewusstsein gesetzten Eindrücke reifen früher oder später heran und führen zu Erfahrungen vom selben Gefühlsgehalt. Der Kluge entledigt sich also seiner Altlasten, wenn sie auftauchen, und speichert glückbringende Eindrücke. Es gibt ständig Gelegenheiten, anderen mit Körper, Rede und Geist zur Seite zu stehen und das Schwelende und Schwierige in einem aus der Welt zu schaffen. Hilft man ihnen dabei, zeitlose Werte zu finden, schafft das gute Verbindungen für dieses und alle zukünftigen Leben.
Anderen Glück zu bringen ist wichtiger, als viele denken. Wer angesichts des heutzutage üblichen Wettbewerbs glaubt, »um jeden Preis gewinnen zu müssen« führe zu dauerhaftem Erfolg, sollte wissen, dass man sich weder zum ersten noch zum letzten Mal sieht. Ein ehrlicher und aufrechter Austausch mit anderen, bei dem möglichst jeder Vorteile erfährt, ist daher der beste Weg zum langfristigen Erfolg aller Beteiligten. Ein in einem früheren Leben als makellos verkauftes blindes oder zahnloses Pferd führt dagegen später – wenn nicht durch einen guten Lebensstil gereinigt – zu einer schlechten Begegnung in diesem Leben.
Menschen begegnen sich wieder, wenn in früheren Leben bereits eine Beziehung bestand, und wie man jeden Tag aus der Presse mitbekommt, können Verbindungen höchst vielfältig sein. Damit jetzige Störenfriede in künftigen Leben nicht wieder auftauchen, kann man ihnen deswegen schon heute gewohnheitsmäßig etwas Gutes tun, mit dem Wunsch, dass sie möglichst weit von einem entfernt sehr glücklich werden mögen.
Eine weitere nützliche Haltung ist, laufend allen unangenehmen Menschen zu vergeben. Man muss sie dann nicht als Übergewicht durch ein sonst hoffentlich spannendes Leben mitschleppen. Die kostbare Freiheit des Vergebenkönnens löst das gemeinsame schlechte Karma auf, und schwierige Wesen werden als Freunde wiederkommen oder in künftigen Leben nicht wieder erscheinen. Behält man hingegen den Groll, wird man sie nicht los, und die nervenden Sandkastenspiele reißen nicht ab. Selbst auf dem Totenbett kann man sich noch für eigenes dummes Verhalten entschuldigen und seine Dankbarkeit anderen gegenüber ausdrücken. Das erlöst nicht nur einen selbst, sondern auch die beteiligten Freunde.
Ich wurde Mitte der 80er Jahre in ein schönes Heim nahe Los Angeles eingeladen, in dem eine ältere, zutiefst
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