Von Tod und Wiedergeburt (German Edition)
und stehen in enger Verbindung mit dem Geist, der darauf »reitet«, wie die Texte sagen. Deswegen führt eine Beruhigung der Energiebewegung zu einer Festigung des Geistes, und man kann durch die Lenkung der Atmung die Stärke seiner Gefühle beeinflussen. Ein Verwirklicher beherrscht die Energien und Winde, wandelt laufend Störungen in Weisheiten um und hält die Energien im Zentralkanal.
Die Essenz verteilt sich über die Energiekanäle im ganzen Körper und ist die Grundlage des Lebens und der Bewusstheit. Sie entspringt bei der Empfängnis dem Zentralkanal auf der Höhe des Herzens, umfasst alle fünf Elemente und enthält zudem die Lebenskraft. Sie folgt nach der Befruchtung sowohl der im Zentralkanal abwärtswandernden roten Mutter-Essenz als auch der aufsteigenden weißen Vater-Essenz.
Störgefühle verdichten sich in den Kanälen als Hindernisse im Fluss von Energie und Wind, und infolgedessen wird der Körper oder die Außenwelt als unangenehm erlebt. Da aber alle Störungen in der Unkenntnis der Natur des Geistes ihren Ursprung haben, liegt hier auch der Ansatzpunkt zur Befreiung. Die Energien, Winde und Elemente können durch die zahlreichen Meditationsübungen (bewusste Atmung, Vergegenwärtigungen von überpersönlichen Licht-Energieformen, das Sprechen von Mantras und andere Übungen, wie zum Beispiel Verbeugungen oder das Phowa) beeinflusst werden und bilden somit die Grundlage für einen unmittelbaren Weg zur Erleuchtung.
Das Auflösen der Elemente
Beim Sterben kehrt sich der Vorgang wie bei der Entstehung des Körpers und der Entfaltung seiner Energiebahnen um. Ohne die großartige Hilfe der heutigen Medizin ist das Sterben meist von schweren Leiden begleitet, insbesondere wenn der Fluss der Lebensenergien zur Ruhe kommt und die Energiebahnen sich auflösen. Daher ist auf einen bewussten und sinnvollen Einsatz von Schmerzmitteln zu achten: Einerseits sollte man so wenig Schmerzen wie möglich haben, andererseits jedoch bei möglichst klarem Bewusstsein bleiben.
Dem Buddhismus zufolge besteht der Körper aus den fünf Elementen; der fortschreitende Verlust ihrer Beherrschung wird als ihre »Auflösung ineinander« oder »in ihre Essenz« beschrieben. Dabei macht der Sterbende unterschiedliche Erfahrungen, die je nach Geistesinhalt als sehr überwältigend oder befreiend erlebt werden.
Über den gesamten Sterbeverlauf lösen sich fließend die Erfahrungen der vier Elemente Erde, Wasser, Feuer und Luft ihrem Wesen nach ineinander wieder auf. Haut, Knochen, Muskeln, Sehnen und alles Feste bilden dabei die Erde; die verschiedenen Flüssigkeiten wie Blut, Lymphe, Samen gehören zum Wasser, die Körperwärme bildet das Feuer, und die Atmung entspricht dem Element Luft. Das Bewusstsein, das fünfte Element, welches sich im Tod vom Körper löst, gehört dem Raum an. Die Reihenfolge und vor allem die Dauer können dabei je nach Karma sehr unterschiedlich ausfallen. Es können Tage, Wochen oder in seltenen Fällen auch Jahre sein. Weil die Sinne während dieser Vorgänge ihre Fähigkeiten verlieren, werden sie mehr oder weniger klar erlebt.
Auflösen des Erd-Elements
Wenn sich das Bewusstsein des Sterbenden vom Festen zum Fließenden zurückzieht, verliert man die Beherrschung über die festen Teile des Körpers. Die Muskelkraft lässt stark nach, die Bewegungen werden ziellos, und man fühlt sich schwer. Man kann sich nicht mehr aufrecht halten, und der Griff wird schwach. Man hat ständig das Gefühl zu fallen, und obwohl man bereits liegt, versucht man, sich an Dingen und Menschen festzuhalten. Die körperliche Beweglichkeit und das klare Denken gehen verloren. Man kann den Geist nicht mehr einsgerichtet halten, wird verwirrt und gerät leicht in Panik. Schließlich weiß man nicht mehr, ob der Verstand noch zuverlässig arbeitet, und beginnt auf der inneren Ebene, Trugbilder wahrzunehmen. Je nach Art der gespeicherten Eindrücke treten unerträglich laute Geräusche auf, und manche haben das Gefühl, von riesigen Bergen erdrückt zu werden. Erlebt man dabei eine Art von Flimmern wie heiße Luft, zeigt das unmissverständlich, dass das Sterben begonnen hat.
Auflösen des Wasser-Elements
Anschließend verliert man die Beherrschung des Fließenden im Körper, das heißt, das Wasser-Element geht in das Feuer-Element über. Der Kreislauf wird dabei zunehmend schwächer, und auch die unwillkürliche Muskelkraft lässt nach, so dass man die Beherrschung der Zunge, einige auch des Darms und der Blase,
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