Von Tod und Wiedergeburt (German Edition)
die eigenen Fähigkeiten, mit dem Geist zu arbeiten, und zum Wesen der Dinge ist, desto leichter fällt es, sich auf den Verlauf des Sterbens einzulassen. Die durch langjährige Meditationspraxis aufgebaute Gewohnheit, bewusst im unzerstörbaren Raum zu verweilen, ist dabei die Grundlage. Es ist tatsächlich wunderbar, wenn Segen, Vertrauen und Übung zu unerschütterlicher Gewissheit wurden und man den Lehrer oder einen Buddha während der Auflösung des Körpers klar im Geist halten kann. Doch auch andere edle überpersönliche Eigenschaften bereiten dem Sterbenden den Weg zu dieser Erfahrung. Mut ist hier als Erstes zu nennen, denn man greift damit auf festgespeicherte gute Eindrücke zurück. So kann man sich frei auf den Tod einlassen, anstatt am Ende krampfhaft gegen ihn zu verlieren. Versteht man, dass sowieso jeder stirbt, und hält man das Gefühl der eigenen Wichtigkeit klein, entspannt sich der Geist, und es entstehen wachsende Freude und Gelassenheit.
Das Vertrauen, dass der Geist letztendlich unzerstörbarer Raum ist und ihm zugleich alle Vollkommenheit innewohnt, hilft sogar, Schmerzen »nebenherlaufen« zu lassen und sie als weniger wirklich wahrzunehmen. Wer in der Vertiefung das freudvolle Gewahrsein erlebte, das hinter und zwischen den Erscheinungen liegt, stirbt erfüllt und wird künftig zum Besten der Wesen Daseinsbereiche wählen, in denen er mit Freunden aus früheren Leben am wirksamsten Sinnvolles tun und noch vorhandene Geistesschleier entfernen kann.
Abb. 8 Die innere Vorbereitung auf den Tod
Die äußere Vorbereitung auf den Tod
Die eigentliche Kunst des Sterbens besteht darin, gelöst und entspannt und zugleich geistig unzerstreut und einsgerichtet zu bleiben. Deshalb sollte der Sterbende sich so oft wie möglich das Schönstmögliche oberhalb seines Kopfes vorstellen und sich wünschen, dorthin zu gehen (siehe Kapitel »Die Sterbebegleitung«).
Familie, Freunde und Bekannte sitzen am besten in der Nähe des Kopfendes, man soll nicht am Fußende stehen und keine Fußmassagen geben. Hat der Todkranke Schmerzen im Unterkörper, was seine Energie nach unten ziehen könnte, sollte er ausreichend Schmerzmittel bekommen, so dass das Bewusstsein sich nicht in diesem Bereich aufhält, sondern sich auf die Schädelspitze einstellen kann. Auch sonst sollte der Körper so wenig Ablenkung wie möglich erfahren.
Die Freunde sollten nicht irgendwann einfach so vorbeikommen können, sondern zu Beginn des Sterbevorgangs und nur mit guter Laune. Statt eines beständigen Kommens und Gehens aller möglichen geliebten und weniger geliebten Menschen ist es sinnvoll, die Besuche auf die wesentlichen Personen zu beschränken. Am besten regelt das ein naher Freund oder Angehöriger nach Absprache. Für ihn ist es leichter, nein zu sagen.
Ähnlich wie beim Meditieren sollte man die äußeren Umstände so gestalten, dass man durch möglichst wenig Störquellen abgelenkt wird. Ein klarer, heller Raum ohne Fernseher, Internet oder andere unnötige Einflüsse, aber mit einer angenehmen Stimmung ist für die letzte Zeit am besten. Es sollte genügend Platz vor dem Sterbenden im Raum sein, so dass er gerne tief einatmet und ein unbeschwertes Gefühl hat.
Ist der Sterbende Buddhist, werden Bilder vom Lehrer, dem Roten Buddha des Grenzenlosen Lichtes oder andere Quellen der Zuflucht in seinem Sichtfeld ihn ständig an das Wesentliche erinnern und ihm helfen.
Ein angenehmes – aber nicht aufregendes – Umfeld ist immer von Vorteil, und Meditationen sollten in den Tagesablauf mit eingebunden sein. Man kann auch aufgenommene Belehrungen hören. Auf diese Weise wird man an den Lehrer und die auf den zeitlosen Geist zeigenden Mittel erinnert. Sind buddhistische Freunde zugegen, können sie während des Sterbeverlaufs auch auf die kommenden Stufen aufmerksam machen und so den Vorgang begleiten.
Selbstverständlich ist es am besten, wenn der eigene Lehrer in den letzten Augenblicken anwesend ist oder kurz davor den Sterbenden auf den Weg vorbereiten kann. Ist dies nicht möglich, wird er dreifach durch seinen Kraftkreis vertreten: durch das Segensfeld seiner Linie, die sich verdichtet, sobald man an ihn denkt oder auch nur ein Bild aufstellt, durch die Verbindung, die er zum Sterbenden hat, und durch die betreuenden buddhistischen Freunde und Zentren.
Abb. 9 Die äußere Vorbereitung auf den Tod
Die Körperhaltung beim Sterben
Das Bewusstsein verlässt den Körper normalerweise durch eine der sieben
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