Von Tod und Wiedergeburt (German Edition)
Räder und Bahnen verteilt laufen, ziehen sich in die mittlere Energieachse zurück. Beim »mittelschnellen« Sterben, bei dem man innerhalb einer überschaubaren Zeitspanne den Bezug zum Leben verliert, erkennt das Umfeld diesen Verlauf am deutlichsten. Aber selbst bei völliger Zerstörung eines Körpers bleibt das Gewahrsein eine Zeitlang um etwas herum, was als »Herz« oder »eigene Mitte« erfahren wird. Ich werde im Folgenden die auf vielen Erfahrungen alter Meditationsmeister fußende tibetische Erklärung zum Sterbeverlauf geben. Man kann diese Verläufe gut nachvollziehen, und ihre reiche Erfahrung wird immer genauer durch das zunehmende Wissen der westlichen Schulmedizin ergänzt.
Das Entstehen der Elemente
Als unser Körper entstand, kamen drei Bedingungen zusammen: das Ei unserer Mutter, das als rot erlebt wird, der Samen vom Vater, der weiß erscheint, und unser Bewusstsein, das seit anfangsloser Zeit die Bedingungen aufgebaut hatte, mit einem bestimmten Erbgut, in einer bestimmten Kultur und bei bestimmten Eltern geboren zu werden. Als diese beiden Zellen zu einem Körper wurden, bewegte sich aus dem Herzzentrum das weiße Licht des Vaters nach oben und befindet sich seitdem auf der Schädelspitze des Kindes, während das rote Licht von der Mutter bei einer Tochter am »G-Punkt«, eine Handbreit unterhalb des Nabels, verweilt. Beim Sohn ruht es an der Vorsteherdrüse und, wenn erregt, an der Spitze seines edlen Werkzeugs. Die beiden Lichter bilden die Endpunkte der mittleren magnetischen Energiebahn, die wiederum an fünf Stellen Räder ausbildet, die aus weiteren Bahnen und Rädern bestehen und den Körper mit erleuchteter Energie ausfüllen. Sie befinden sich im Kopf und steuern den Körper, in der Kehle segnen sie die Rede. Auf Herzensebene mitten im Körper erwecken sie den Geist, im Nabel die künstlerischen Eigenschaften, und am untersten Punkt regen sie die Tatkraft an.
Abb. 11 Körper und Energiesystem
Der menschliche Körper: Kanäle, Winde und Elemente
Obwohl letztendlich alles Geist ist, ist es spannend, wie er sich ausdrückt und auch erkennt. Ähnlich wie die Anatomie und die Physiologie das westliche Körperverständnis bestimmen, prägt die Vorstellung von zahlreichen Energiekanälen (72000) und -rädern (tib.: tsa), Grundkräften (tib.: lung) und Essenzen (tib.: thigle) die buddhistische Sichtweise auf den Körper:
Aus den fünf Elementen Erde, Wasser, Feuer, Wind und Raum entstehen alle Welten und alle Körper der Wesen. Das Feste gibt Masse, das Fließende hält alles zusammen, die Wärme bringt Reifung, der Wind begünstigt Wachstum und Beweglichkeit, und der Raum bildet das notwendige Feld für Entwicklung. Den buddhistischen Belehrungen entsprechend entsteht ein Fötus aus dem Samen des Vaters, einer Eizelle der Mutter und einem Bewusstsein, das durch die karmische Verbindung zu den Eltern und ihrer Umgebung herangezogen wird. Die fünf Elemente geben dem menschlichen Körper mit der Empfängnis ihre Eigenschaften und Möglichkeiten und sind unmittelbar mit seiner Fähigkeit verbunden, die innere Erfahrungswelt und die äußere Umgebung wahrzunehmen.
Der Buddhist, der seinen Geist als Raum-Freude und Klares Licht erfahren möchte, kann dabei die Energiekanäle, die sich in fünf Krafträdern verdichten, verwenden. Dabei spielen die drei Hauptkanäle eine überragende Rolle: der Zentralkanal (tib.: uma), der rechte (tib.: roma) und der linke Seitenkanal (tib.: kyangma).
Der Zentralkanal läuft vom höchsten Punkt des Schädels durch die Körpermitte zu einer Stelle vier Finger breit unter dem Nabel im Bauchraum. Er steht in Verbindung mit der ungetrennten Weisheit. Er ist »dünn wie ein Pfeilschaft«, gerade, hohl, leuchtend und kann je nach Ziel der Übung von unterschiedlicher Färbung sein. Die Seitenkanäle sind dünner als der Zentralkanal, enden an den Nasenlöchern und ziehen aus vier Handbreit davor die Energie des Raumes, aus drei die der Luft, aus zwei die der Wärme und aus einer die des Flüssigen; an den Nasenlöchern selbst begegnen diese vier Energien dem Festen.
Sie laufen senkrecht rechts und links neben dem Zentralkanal nach unten und treten vier Finger breit unterhalb des Nabels wieder in ihn hinein. Die rechte Bahn ist rot, steht für Mittel oder Mitgefühl, während die weiße, weisheitstragende linke Bahn Eingebung und Weisheit ausdrückt.
Die Energien an der Nasenspitze werden als Rohstoff für Verwirklichung genutzt. Sie enthalten die Lebenskraft
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