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Von Tod und Wiedergeburt (German Edition)

Von Tod und Wiedergeburt (German Edition)

Titel: Von Tod und Wiedergeburt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lama Ole Nydahl
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als würde man tausend Donnerschläge zugleich hören. Die Tibeter sagen, dass in diesem Augenblick im Herzen des Sterbenden etwas bricht und drei kleine Tropfen Flüssigkeit herausspritzen. Die Loslösung des Bewusstseins vom Körper ist nur für Ungeübte furchtbar, weil unbekannt. Ist man auf die Geschehnisse nicht vorbereitet, kann starke Angst entstehen. Wer im Leben an andere gedacht und deswegen grundlegend etwas Gutes erwartet oder diese Belehrungen gehört und viel meditiert hat, kann dabei – alles wiedererkennend – den Geist ruhig halten oder sogar seinem Lehrer oder einem vertrauten Buddha begegnen.
    Der Zeitpunkt, zu dem der Atem- und Kreislaufstillstand eintritt, wird medizinisch als Eintritt des Todes gesehen. Dies stimmt jedoch nur bei oberflächlicher Betrachtung. Zwar ist der Austausch mit der Außenwelt beendet, das Herz schlägt nicht mehr, und der aktive Stoffwechsel – das Abgeben von Kohlenstoff und die Aufnahme von Sauerstoff – versiegt. Auch im Stammhirn ist keine weitere Aktivität feststellbar, doch das Bewusstsein des Sterbenden arbeitet noch weiter, und seine Verbindung zum Körper ist noch nicht vollständig getrennt.

Das Sterben geht weiter
    Selbst wenn der Sterbeprozess von außen gesehen abgeschlossen scheint, finden im Inneren des Körpers noch 20 bis 30 Minuten lang Stoffwechselvorgänge und Gehirnströme [19] statt, weshalb es auch erst nach dieser Zeit zum Auftreten der äußeren Todeszeichen wie Leichenstarre und Totenflecken kommt. Aus buddhistischer Sicht ist daher bei allen der Tod erst eingetreten, wenn das Herzzentrum kalt wird.
    Diese feine Auflösung der Energien nach Todeseintritt wird als innere Atmung bezeichnet. Sie vollzieht sich dabei in drei Phasen: Erscheinen, Zunehmen und Erlangen.
     
    Bei Menschen ohne Meditationserfahrung, aber mit wenig Anhaftung, zeigt sich über eine halbe Stunde nach dem Tod etwas Blut oder Schleim an einer der neun vorhandenen Körperöffnungen, oder der Mund öffnet sich. Leeren sich Darm und Blase während des Sterbevorgangs, steht dies nicht in Verbindung damit, dass der Geist hier den Körper verlässt. Die Ursache ist in diesem Fall der Verlust der Körperbeherrschung. Hingegen können ähnliche Zeichen bis zu vier Tage später auftreten, diesmal als Folge einer starken Anhaftung an das Leben, die den Geist so lange im Körper festhält. Zu dieser Zeit verlässt jedoch endgültig jedes Bewusstsein den Körper. Ausnahmen sind die tief beeindruckenden Fähigkeiten von Meditationsmeistern, die ihre Energien über den Tod hinaus bewusst halten und lenken können (siehe Kapitel »Die Kunst des Sterbens«).
    Erscheinen: Befreiung von Zorn
    Sobald sich die Energien in die mittlere Bahn des Körpers zurückgezogen haben und Kreislauf und Atem mit dem klinischen Tod aufhören, beginnen die Bewegungen des Bewusstseins im Zentralkanal. Die zu Lebzeiten am Scheitel ruhende weiße männliche Energie vom Samen des Vaters sinkt von der Stelle ungefähr acht Finger breit hinter dem ursprünglichen Haaransatz auf Herzensebene mitten im Körper hinab. Dies dauert zwischen 10 und 15 Minuten. Die Stoffwechselvorgänge des Gehirns kommen zum Erliegen und führen außer bei extremer Kälte zu dessen Absterben.
    Hierbei lösen sich allmählich 33 Gefühle, Erinnerungen und Vorstellungen, die ihre Ursache in Hass und Zorn haben, in Gewahrsein auf, da Störgefühle letztlich nichts anderes sind als mit Energie aufgeladene Gedanken. Umgeben von einem milden, mondscheingleichen Licht, bewegt sich der Erleber bei einigen durch einen Tunnel auf etwas unendlich Schönes und Sinnvolles zu, während andere eher einen weißen Schimmer wahrnehmen. Dabei hören viele ein langgezogenes Geräusch, das wie »Haaaang« klingt. Das Bewusstsein des Sterbenden ist jetzt völlig wach und wird auf dem Weg zum Herzen nochmals wichtige Erfahrungen durchleben und Eindrücke von Menschen, die ihm nahestanden, verarbeiten. Dass man sie so wiedererlebt, wie man sie kannte, zeigt die Kraft unserer Erinnerung. Es bedeutet aber keineswegs, dass sie in einem zeitlosen Raum stehengeblieben sind und sich nicht weiterentwickelt haben, so wie alle anderen. Aufgrund der starken geteilten Erfahrungen wird man sich früher oder später wiederbegegnen, in dem gewohnten Gefühlsbereich, aber in neuen Körpern und unter neuen Umständen. Da sich in diesem Verlauf auch die Vorstellung von Zeit auflöst, kann das ganze vergangene Leben während der fünf Minuten, in denen das Gehirn bei

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