Von Tod und Wiedergeburt (German Edition)
Öffnungen im Kopf oder durch die weniger günstigen zwei bzw. bei Frauen drei im Unterkörper, was aber nicht durch die Darm- und Blasenentleerung beim Sterben bewiesen wird. Dies geschieht aufgrund der Muskelentspannung. Durch diese »karmischen« Körperöffnungen werden die Energie und die Wahrnehmung des Geistes wieder in eine neue Geburt innerhalb der bedingten Welt geführt, während der Austritt durch die Schädeldecke wie beim Phowa und mitunter auch durch das linke Nasenloch in ein Reines Land führen kann. Beherrscht man befreiende Übungen wie das Bewusste Sterben nicht, gibt es aber auch andere Mittel, die das Weitergehen des Geistes über den Körper günstig beeinflussen können.
Zielt man auf das linke Nasenloch, sollte man zum Zeitpunkt des Todes die Körperhaltung einnehmen, die Buddha vor 2400 Jahren zu diesem Zweck nahe der »Glücksstadt« Kushinagar in Nordostindien wählte. Diese als »Löwenhaltung« bekannte Körperstellung ist die letzte der Zwölf Taten, die Buddha zum Besten aller in seinem Leben zeigte. Sie schenkt dem Sterbenden auch ohne Meditation und Einweihung eine erhöhte Geistesklarheit.
Dabei dreht man sich auf die rechte Seite. Die Beine sind seitlich aufeinandergelegt, die linke Hand liegt auf dem Oberschenkel, und die Finger der rechten Hand drücken nach Möglichkeit auf die Öffnungen der Sinnesorgane im Kopf. Hier drückt der kleine Finger auf den Mund, der Ringfinger auf das Nasenloch, der Mittelfinger auf das Auge, der Zeigefinger auf das Ohr und der Daumen auf die rechte Hauptschlagader. Dadurch wird die Bewusstheitsenergie nicht durch die rechte Bahn der Kraft ausweichen, sondern kann in die linke Weisheitsbahn gehen. Somit erfährt man seine innewohnende Weisheit und verlässt den Körper durch das linke Nasenloch. Auf diese Weise kann man mit entsprechender Einstellung einen höheren Bewusstseinsstand erreichen.
Einfacher und etwas weniger umständlich ist das möglichst aufrechte Sitzen beim Sterben. Man sitzt dabei gegen Kissen gelehnt und stellt sich das schönste Erlebbare oberhalb seines Kopfes vor mit dem Wunsch, dorthin zu gehen. Ist das ein Zustand des Glücks jenseits aller Ich-Vorstellung, begeht man auf diese einfache Weise den Weg zum Dauerglück.
In der Verbotenen Stadt Beijings sah ich 1986 in einer Ecke eine Vorrichtung stehen, mit der die Chinesen offensichtlich nichts anfangen konnten. Sie sah einem hölzernen Zahnarztstuhl für sehr unruhige Kunden ähnlich und machte es technisch möglich, auf alle oberen wie unteren Körperstellen im Augenblick des Todes Druck auszuüben, und ließ nur die Schädeldecke frei, was auf ein Wissen von Phowa hindeutete.
Abb. 10 a Die Löwenhaltung
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In einigen nepalesischen Stämmen gehört es zu den Aufgaben des ältesten Sohnes, nach dem Tod des Vaters dessen Schädeldecke einzuschlagen, und auch in Skandinavien findet man aus der Stein- und Bronzezeit Schädel, deren Löcher nach Meinungen der Forscher nicht mit dem Entfernen von Geschwülsten zu erklären sind. Ganz gleich, wie gut die handwerklichen Fähigkeiten der Menschen aber waren, sie hatten nur unterstützende Wirkung: Hatte der Kaiser viel Schlechtes getan, würde der Geist trotz aller Technik seinen Weg nur in den Bereich finden, der seinen Taten entsprach.
Immer wieder wird gefragt, ob man im Liegen meditieren kann. Im Allgemeinen kann man den Geist auch in dieser Lage auf einen Punkt ausrichten. Ohne Zweifel ist es im Sitzen aber viel wirksamer, da das innere magnetische Feld auf die Erdachse zielt und man dadurch unter anderem nicht so schnell einschläft. Kann man wegen mangelnder Kraft nicht mehr sitzen, ist es am besten, sich selbst aufrecht sitzend vorzustellen und die vertraute Buddhaform oder den Lama im Herzen zu halten.
Abb. 10 b Die Löwenhaltung mit Gesichtsdetail
Das innere Erleben des Sterbenden
W ie Körper vergehen, ist jedem bekannt. Es gibt den plötzlichen Tod, etwa bei einem Herzschlag oder wenn man auf zwei Rädern und mit viel PS in der Kurve auf Glatteis, Rollsplitt oder Bitumen gerät. Ein mittelschnelles Dahinscheiden wird erlebt, wenn zunächst ein Organ nachlässt und sich weitere anschließen. Die oft sehr langwierigen und unangenehmen Sterbevorgänge werden weltweit meist durch Hunger, Alter, Aids und Krebs ausgelöst.
Wie unterschiedlich diese Trennungen von Körper und Geist auch aussehen: In allen Fällen geschieht genau dasselbe. Die Bewusstheitsströme, die im lebenden Körper durchgehend über
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