Von Tod und Wiedergeburt (German Edition)
Karmas für den weiteren Weg. Sowohl nach Buddhas Lehren als auch den Einsichten der Nahtodforschung gibt es aber einige beachtenswerte Ergänzungen und auch geistige Einstellungen dazu: Wenn möglich, sollte der geistige Lehrer des Verstorbenen den Verlauf unterstützen, damit Schocks vermieden und die guten Eindrücke auch aufgebaut werden, die ein solcher Spender verdient. Bei richtiger Durchführung wäre eine Organspende die letztendliche Verwirklichung der Übung des Chöd – des Abschneidens – tibetischer Verwirklicher. Hier erreicht man völlige Freiheit durch das vorgestellte Verschenken des eigenen Körpers an hungernde Wesen in der Meditation, die man ernährt, und löst dabei jede Anhaftung an »sich selbst« auf. So vorbereitet, kann der Geist freudvoll die Möglichkeiten des Zwischenzustands ausnutzen und zum Besten aller dort hingehen, wohin diese Geisteseinstellung ihn führt.
Ich könnte mir den Verlauf einer Organspende im Westen idealerweise so vorstellen: Während nach dem Herztod die inneren Energien zusammenkommen, verweilt das Gewahrsein des Spenders noch hochbewusst im Raum. Man muss den Körper aber aus medizinischen Gründen bereits vor diesem Zeitpunkt öffnen, deshalb ist es ratsam, mit größtem Einfühlungsvermögen zu handeln.
Da der Tote erlebt, was im OP -Saal geschieht, wie mit seinem Körper umgegangen wird, wie man über ihn spricht und die Einstellung der Anwesenden klar spürt, sollten alle Beteiligten zumindest während der Entnahme bis 40 Minuten nach dessen Herztod durchgehend achtsam mit dem edlen Spender umgehen. Erst danach ist der Tod vollständig unbewusst. Am besten begleitet ihn der vertraute buddhistische Lehrer, ein Freund oder ein menschlich reifes Familienmitglied, der möglichst auch beim Sterben anwesend war. Er sollte ihm den enormen Wert seines Geschenks erklären, wiederholen, wie ganze Familien dadurch glücklich werden und wie ihn selbst die unendliche Güte seiner Tat bereichert. Während der Operation sollten er oder wenn möglich der Arzt laut oder ansonsten im Geist dem Toten den Sinn der Vorgänge erklären. Ist die Organentnahme erfolgt und wurden damit andere Leben verlängert, kann ihm zuletzt gesagt werden: »Jetzt bist du richtig frei, hast das Beste für die Wesen getan. Geh jetzt zum klarsten Licht oder den feinsten Eltern, die dich anziehen, und arbeite für die Wesen weiter. Dein edles Beispiel wird gefeiert.«
Inwieweit das Bewusstsein sich nicht nur, wie bereits beschrieben, beim Sterben in das Herzzentrum zurückzieht, sondern weiterhin auch seine Verbindung dorthin behält, ist fraglich. So hat der international anerkannte christliche Neuropsychologe Dr. Paul Pearsall Ende der 90er Jahre ein aufsehenerregendes Buch [27] mit verblüffenden Berichten über scheinbar unerklärliche Veränderungen in Geschmack, Verhalten, Erinnerungen und Gewohnheiten bei Herzempfängern veröffentlicht. Diese Veränderungen der Organempfänger entsprechen dabei laut seinen Untersuchungen stark den Persönlichkeitsmerkmalen der Organspender.
Neuere Untersuchungen weisen aber darauf hin, dass auch Zellkomplexe wie Lungen, Leber und Nieren Erinnerungen, Gewohnheiten und Vorlieben der Wesen speichern, dass also kein persönlicher Geist, der tatsächlich ein Strom von Eindrücken ist, mit dem Herzen des Verstorbenen ein neues Zuhause findet. Bei der Transplantation werden den Einstellungen und Gewohnheiten des Empfängers die in den Zellen gespeicherten Daten hinzugefügt. Je nach dessen Offenheit ihnen gegenüber werden diese Einflüsse unterschiedlich stark wahr- und angenommen. Unter allen Umständen sollte der Beglückte eines Organs mit viel Dankbarkeit an den Spender denken und Wünsche hegen, er könne selbst Ähnliches einmal für andere tun.
Selbstmord
Selbstmord ist grundsätzlich eine schlechte Idee und bietet vor allem keine langfristige Lösung. Außer unter sehr besonderen Umständen ist es das Schädlichste, was man sich antun kann, weil Selbstmord im Geist leidvollere Eindrücke hinterlässt als ein Mord an einem Unbekannten. Buddhistisch gesehen kann man nur davon abraten, denn Selbstmord schafft die Gewohnheit, es auch in künftigen Leben wieder zu tun. Das erklärt auch, warum viele Selbstmörder wie »verliebt« in diesen Gedanken sind und oft einfach nicht mehr davon loskommen trotz fürsorglicher Versuche von Angehörigen, Freunden oder vieler Therapiestunden. Mit jeder Selbsttötung verschlechtern sich die Aussichten auf
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