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Von Tod und Wiedergeburt (German Edition)

Von Tod und Wiedergeburt (German Edition)

Titel: Von Tod und Wiedergeburt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lama Ole Nydahl
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nicht, es ist alles dein eigener Geist!« Wenn man während der sieben Wochen an den Verstorbenen denkt, kann man sie schnell wiederholen. Wird dieser Satz im körperlosen Zustand vollständig verstanden, kann das zur Befreiung führen. Solche Lehren geben schon im Sterbeverlauf Raum, auch wenn man noch so sehr mit dem körperlichen Verfall beschäftigt ist. Wenn sie aber beim Aufwachen danach im Geist auftauchen, sind sie durchschlagend. Den wirklichen Vorteil hat man also nachher, wenn man ohne körperliche Ablenkungen und mit hoher Intelligenz – das Totenbuch erwähnt, dass man ohne die blockierten Energiebahnen eines nicht yogischen Körpers neunmal begabter sei als im derzeitigen Zustand – großen Nutzen von solchen Weisheiten hat. Mit dieser Unterstützung kann der Verstorbene entweder Befreiung aus dem Daseinskreislauf auf den Ebenen von Freude oder gar Wahrheit erfahren oder aber die guten Eindrücke zu einer Wiedergeburt zum Besten vieler nützen.
    Bestattung und Trauerfeier
    Die Beisetzung war in Tibet je nach verstorbener Person unterschiedlich. Meistens bahrte man den Verstorbenen die ersten drei bis fünf Tage zu Hause auf, und in den drei »alten« Linien lud man Verwirklicher ein oder heuerte Mönche an, die an wichtigen Tagen in den sieben Wochen nach dem Ableben aus dem Tibetischen Totenbuch vorlasen.
    Die Bestattung danach entsprach nach Möglichkeit dem vorherrschenden Element seines Geburtsjahres, um den Körper in bestmöglichem Gleichklang mit dem Kreislauf des Werdens und Vergehens zurückzubringen.
    Wurde man gemäß dem Kalachakra-Kalender in ein Erdjahr hineingeboren, wurde man begraben, im Jahr des Flüssigen in einen Fluss gelegt und in einem Feuerjahr – wenn es genügend Holz gab – verbrannt.
    Am meisten genutzt ist noch heute die Luftbestattung, auch weil sie dem Verstorbenen einen Schuss guten Karmas mit auf den Weg gibt. Hier wird der Leichnam vor Sonnenaufgang zum Platz der Zerstückelung gebracht und an Geier verfüttert, die aber oft zu dick sind, um besonders hoch fliegen zu können. Sie sind riesengroß, und wenn sie über einen hinwegfliegen, hat man hinterher schräge Schultern und Mittelscheitel. Die Tibeter sehen sie gerne als Bodhisattvas, die dem Toten einen letzten Segen mitgeben.
     
    Die Feuerbestattung wurde meistens für Lamas mittleren Rangs verwendet. Bei sehr hochverwirklichten Lamas wurde über Jahrhunderte hinweg ein Stupa um sie errichtet, mit den
    Abb. 18 Leichenbestatter – Ragyapas – zerstückeln und verfüttern im Rahmen der Luftbestattung einen Leichnam an Geier [29]
    Körperüberresten oder der Asche des Verstorbenen gefüllt, und die Menschen nahmen davon Segen.
    Was mit dem Körper des Toten geschieht, ist letztlich vor allem für die Hinterbliebenen wichtig. Heutzutage gibt es zahlreiche Möglichkeiten der Beerdigung – von der Verbrennung und Urnenbeisetzung auf dem Friedhof über eine Bestattung im Weltraum-Ballon oder im Meer bis zur Diamantpressung. Hat der Verstorbene zuvor seine Wünsche über Art und Weise, wie mit dem Körper umzugehen sei, geäußert, hilft das bei der Entscheidung.
    Die Bestattung selbst ist ein bewusstes Abschiednehmen. Bei der Rede am Grab sollte man den Gefühlen und der Ausbildung der Anwesenden entsprechend reden, das Weitergehen des Lebens, das Allgemeine und Überpersönliche an der Vergänglichkeit erwähnen. Teilt man den Anwesenden mit, dass der Verstorbene von einem Ort, an dem er verwundbar war, in einen geschützten Zustand wechselte und jetzt in der Erfahrung aller weiterlebt, werden sie entspannter in die Zukunft blicken. Sind die Anwesenden dafür offen, kann man auch etwas zu Wiedergeburt und vielleicht zum Wesen des Geistes sagen. Man schließt mit guten Erinnerungen an den Toten ab, schickt ihm gute Wünsche und sollte schließlich allen eine Minute geben, um dem Verstorbenen innerlich zu danken. Die Vorstellung, dass der Verstorbene jetzt in einen wonnevollen Zustand übergegangen ist, dass er sich jetzt über die Anwesenden freut oder dass er bald mit viel Überschuss wiederkommen möge, wird dabei allen Anwesenden helfen.
    Den Toten sollte man aus buddhistischem Verständnis heraus feiern und ehren. Ein bejahender, liebevoller Abschied vom Verstorbenen ist das größte Geschenk, das man ihm und den Angehörigen machen kann. Auf diese Weise gibt man ihm oder ihr den bestmöglichen Schub für die weitere Entwicklung und setzt gute Eindrücke in seinen Geistesstrom. Eine klammernde und

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