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Von Tod und Wiedergeburt (German Edition)

Von Tod und Wiedergeburt (German Edition)

Titel: Von Tod und Wiedergeburt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lama Ole Nydahl
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verzweifelte Einstellung wie »Du fehlst mir!« oder »Warum hast du mich verlassen?« hilft niemandem und ist unangenehm für den Toten, denn wie sehr er es auch möchte, es gibt keine Möglichkeit zurück. Weil man sich wiedersehen und es dem Verstorbenen sowieso gutgehen wird, ist Trauern aus buddhistischer Sicht reine Anhaftung und unnötig, aber rein menschlich natürlich sehr verständlich.
    Ähnlich wie früher bei den Germanen und bis heute in Skandinavien und in Irland weit verbreitet, stellt man bei einer derartigen Feier die Errungenschaften des Toten in den Mittelpunkt. Drei, vier Tage nach dem Ableben, wenn aus buddhistischer Sicht das Bewusstsein des Verstorbenen vom Schock des Sterbens erwacht, kommen alle Freunde zusammen, feiern ein Fest und erzählen sich all die spannenden Erlebnisse, die sie mit dem Verstorbenen geteilt haben.
    Trauer
    Buddhisten lernen früh, dass jedes bedingte Glück vergänglich ist und dass jede Beziehung mit dem Tod endet. Deshalb versucht man, sich gemeinsam auf dauerhafte Werte einzustellen und gleichzeitig die schönen Zeiten zu genießen. Jede Begegnung wird mit dieser Einstellung kostbar, denn es könnte auch die letzte gewesen sein. Vergänglichkeit ist Meditierenden ein steter Begleiter, und jede Übung führt nach den Gedanken zu der Kostbarkeit dieses Lebens weiter zur Vergänglichkeit: Man kann nichts festhalten und sollte deshalb den Augenblick unbedingt jetzt nutzen.
    Auch wenn man annimmt, dass der Verstorbene nun nicht mehr leidet, ist es für viele nicht leicht, die Belehrungen sofort anzuwenden und das Gefühl von Verlust vorbeiziehen zu lassen. Oft versuchen Buddhisten, die ersten 49 Tage nicht zu laut zu trauern, um den Geliebten in seiner weiteren Entwicklung nicht zu stören. Doch die Belehrungen, dass alles Gute, das man geteilt hat, einen im nächsten Leben freudvoll zusammenbringen wird, helfen nur selten.
    Aus buddhistischer Sicht ist Trauer ein sehr starkes, schmerzhaftes und einnehmendes Gefühl. Die Trauerzeit bildet den natürlichen Übergang in den nächsten Lebensabschnitt ohne den Verstorbenen. Es braucht eine relativ lange Weile, während Gewohnheiten aufgelöst und neue Verbindungen aufgebaut werden. Eigentlich ist das gesamte Leben von frühester Kindheit von Loslassen, Kommen und Gehen geprägt, aber beim Verlust eines geliebten Menschen wird es besonders deutlich. Diese Zeit bietet daher auch eine Möglichkeit, vieles in seinem Leben zu verstehen, eigene Wünsche zu erkennen und die Kraft der Gefühle für andere einzusetzen.
    In dieser Lebensphase ist Meditation besonders hilfreich. Sie erinnert einen immer wieder an die Traumhaftigkeit aller Dinge und die Leichtigkeit des Seins. Offene Zurückziehungen können helfen, um mit der neuen Lage zurechtzukommen, und die Freunde in den buddhistischen Zentren unterstützen gerne den Übergang. Für Buddhisten ist es besonders wichtig, in dieser Zeit dem Lehrer zu begegnen. Er wird wie Buddha in der Begegnung mit der trauernden Frau, die ihr Kind verloren hat, eine überpersönliche Sichtweise aufzeigen, die dem Geist mehr Raum gibt, um den Verlust zu verarbeiten. Er kann dabei helfen, Wege herauszufinden, wie das neue Leben gestaltet und sinnvoll genutzt werden kann. Durch seine Sicherheit wächst Vertrauen und Kraft.
    Trauernde Mutter
    Eine Frau, deren Sohn gerade verstorben war, war zu Buddha geschickt worden, weil man glaubte, dass er eine Medizin kannte, die das Kind wieder ins Leben zurückholen könnte. Buddha sagte seine Hilfe zu und bat die Frau, Senfkörner aus einem Haus zu holen, in dem noch niemand gestorben war. Trotz gründlicher Suche fand sie keines, überall waren schon Eltern, Eheleute, Großeltern oder Kinder gestorben. Als Buddha nach ihrer Rückkehr nach den Senfkörnern fragte, konnte sie ihm keine geben. Buddha erklärte ihr daraufhin, dass alles, was geboren würde, früher oder später einmal sterben müsse. Nur eines, worauf wirklich Verlass ist, sei dauerhaft, nämlich der eigene Geist, unsere Buddhanatur.
    Jeder durchläuft mehr oder weniger vier Stufen des Trauerns: Zuerst friert man ein, will das Gefühl nicht zulassen und arbeitet bewusst dagegen. Dann entstehen Gefühle von Verlust, und man sucht nach Erklärungen. Nach einer langen Zeit des Alleinseins öffnet man sich wieder verstärkt dem Umfeld. Wiederum danach kann man den Verlorenen in sich halten und gleichzeitig das Leben erneut genießen.
    In welcher Phase man sich auch gerade befindet, es ist wichtig zu

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