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Von Traeumen entfuehrt (eShort)

Von Traeumen entfuehrt (eShort)

Titel: Von Traeumen entfuehrt (eShort) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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auf den Bauch, um weiterzulesen. Ich gehe ins Bad, um die Pinsel auszuwaschen, höre, wie die Wohnungstür auf- und zugeht und Valérie mit jemandem spricht. Es ist Vincent. Gut, schließlich versuche ich schon den ganzen Nachmittag, ihn zu erreichen.
    Ich trete aus dem dunklen Badezimmer in das sonnendurchflutete Atelier und erblicke das traurige Mädchen – Kate – am Fenster, umrahmt von den warmen Strahlen der Nachmittagssonne. Sie sieht aus wie die Heiligen in den mittelalterlichen Gemälden: rein, wunderhübsch, herrlich, mit einer Krone aus goldenem Licht.
    Aber sie ist keine Heilige, sie ist durch und durch sterblich, und fällt so was von in die Kategorie Geliebte. Sie darf gar nicht hier sein. Mir gelingt es, den Blick von ihr zu lösen und stattdessen Vincent anzusehen, der neben ihr steht und dem gleich der Kopf zu platzen scheint.
    »Kate, das ist Jules, Jules, Kate«, sagt er, so schnell seine Zunge sich bewegen kann. »Jules, hör zu. Kate und ich waren gerade in der Village Saint-Paul unterwegs, als ich dort jemand Bestimmtes gesehen habe«, fährt er fort und hebt die Augenbrauen. Sein Ton verrät mir, dass ihm eins der höheren Numatiere gar nicht weit von hier begegnet sein muss.
    »Unter vier Augen.« Es klingt fast wie ein Befehl. Während ich Vincent vor mir her ins Treppenhaus schiebe, werfe ich Kate einen kritischen Blick zu. Bevor ich überhaupt etwas sagen kann, ist Vincent schon mitten in seiner Erzählung. Er hat Lucien und einen seiner Helfershelfer in einem Café gesehen, zusammen mit einem bedauerlichen Sterblichen – seiner Kleidung nach zu urteilen ein Geschäftsmann. So kläglich, wie er wirkte, hatten die Numa ihn höchstwahrscheinlich finanziell ruiniert und erpressten ihn nun.
    »Und du hast ihn einfach da zurückgelassen?«, frage ich.
    »Was hätte ich denn machen sollen?«, antwortet er. »Ich kann es ja wohl schlecht allein mit zwei Numa aufnehmen. Noch dazu in der Öffentlichkeit. Ich konnte doch ohne Verstärkung nichts tun.« Er ist aufgebracht. Da sitzt sein Erzfeind mit einem arglosen Sterblichen an einem Tisch, um ihn auf die schiefe Bahn zu bringen, und Vincent kann nicht mal sofort eingreifen.
    »Ich kann mitkommen«, versichere ich ihm. »Und Ambrose als Dritter.«
    Vince holt sein Handy hervor, um Gaspard anzurufen, der Ambrose so schnell wie möglich zu uns ins Atelier schicken soll. »Er ist unterwegs«, sagt er nach dem Auflegen zu mir.
    »Gut, dann kannst du mir jetzt vielleicht erklären, warum um alles in der Welt du die mit hierher gebracht hast?« Ich muss die Arme verschränken, damit ich ihn nicht auf der Stelle erwürge.
    »Ich bin doch nicht rund um die Uhr im Dienst. Wir hatten ein Rendezvous, deshalb hab ich sie mitgebracht.«
    »Das ist genau der Grund, weshalb sie hier nichts verloren hat.«
    »JB hat uns nur verboten, jemanden mit nach Hause zu bringen«, verteidigt Vincent sich. »Ich verstehe nicht weshalb ich sie nicht hierher bringen darf.«
    »Und ob du das verstehst. Jeder Ort, an dem wir dauerhaft wohnen oder arbeiten, ist tabu für Bekanntschaften oder wen auch immer. Du kennst die Regeln.«
    »Valérie ist doch auch hier«, protestiert Vincent.
    »Ich bin ja auch nicht mit ihr zusammen, sonst wäre sie eben nicht hier. So oder so ist dein Rendezvous jetzt vorbei!«
    Vincent starrt mich so wütend an, als würde er mir am liebsten ins Gesicht schlagen. Doch dann seufzt er nur und lässt die Schultern hängen. Er weiß, dass ich recht habe. Er bringt Kate noch hinunter in den Hof und verabschiedet sich. Sie wirkt enttäuscht, aber das ist nicht mein Problem. Als sie fort ist, kommt Vincent die Stufen hochgerannt.
    »Ambrose ist da. Er hat Lucien und Nicolas gesehen«, sagt er. »Sie sind in unsere Richtung unterwegs. Aber, was noch viel wichtiger ist, er hat gesehen, dass der Sterbliche in ziemlich genau drei Minuten vor eine U-Bahn springen wird. Wir müssen sofort los!«
    »Schluss für heute, Valérie«, sage ich. Ich schnappe mir meine Jacke und werfe ihr den Haustürschlüssel zu. »Wärst du so nett und schließt hinter dir ab? Den Schlüssel kannst du dann einfach in den Briefkasten stecken.«
    »Aber ich bin doch erst eine halbe Stunde hier«, sagt sie und setzt sich verunsichert auf.
    »Mach dir keinen Kopf, ich bezahle dich natürlich für die vollen drei Stunden«, beschwichtige ich. Sie nickt zufrieden und fängt schon an, sich anzuziehen, noch bevor ich Vincent hinausfolgen kann. So schnell wie möglich gehen wir zur

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