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Von wegen Liebe (German Edition)

Von wegen Liebe (German Edition)

Titel: Von wegen Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kody Keplinger
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schon eine Weile damit, dass sie sich trennen würden. Aber ich wollte sie wegen Dad hassen. Dafür, dass sie ihm das Herz brach. Dafür, dass er an diesem Abend wieder zu trinken angefangen hatte.
    Doch dann wurde mir plötzlich etwas klar. Sie war nicht schuld an seinem Rückfall. Ich konnte ihr so viele Vorwürfe machen, wie ich wollte, es würde nichts ändern. Sie war für ihr Leben verantwortlich genauso wie Dad für seines. Jeder von ihnen musste das tun, was für ihn das Richtige war, und wenn sie verheiratet bleiben würden und alles so weiterliefe wie in den letzten drei Jahren, würden sie eine Lüge leben.
    Meine Mutter hatte es endlich geschafft, sich den Tatsachen zu stellen. Dad würde sich ihnen ebenfalls stellen müssen.
    »Ich hasse dich nicht, Mom.«
    • • •
    Es war schon eine Weile dunkel, als Mom mich auf dem Highschool-Parkplatz bei meinem Wagen absetzte. Wir hatten den Nachmittag damit verbracht, durch Hamilton zu fahren und uns über alles das zu unterhalten, was sie in ihrer Abwesenheit verpasst hatte. Wie immer, wenn sie von einer Reise zurückkehrte, nur dass sie dieses Mal nicht nach Hause kommen würde. Jedenfalls nicht, um zu bleiben.
    »Dann fahre ich jetzt wohl mal zu deinem Dad«, sagte Mom. »Vielleicht wäre es besser, wenn du bei Casey übernachtest, Liebes. Ich weiß nicht, wie er reagieren wird, und … Nein, das ist gelogen. Ich weiß genau, dass er nicht gut damit klarkommen wird.«
    Ich nickte und hoffte, dass sie sich täuschte. Obwohl unsere Definition von »nicht gut damit klarkommen« unterschiedlich war. Ich hatte ihr nichts von Dads Rückfall gesagt, hauptsächlich deswegen, weil es bei dem einen Mal geblieben war. Sie hatte Angst vor seinen Tränen, seiner Verzweiflung und seiner Wut – alles Reaktionen, mit denen man bei einer solchen Konfrontation rechnen musste. Ich wollte ihr das Ganze nicht noch schwerer machen, indem ich ihr von der Trinkerei erzählte. Zumal es im Grunde keine große Sache gewesen war.
    »Gott«, flüsterte sie. »Ich fühle mich schrecklich. Ausgerechnet am Valentinstag teile ich meinem Mann mit, dass ich ihn verlasse. Das ist so … mies. Vielleicht sollte ich besser bis morgen damit warten und …«
    »Auf keinen Fall, Mom. Es bringt nichts, es noch weiter rauszuschieben.« Ich löste den Sicherheitsgurt. »Du fährst jetzt zu Dad, und ich rufe Casey an und frage, ob ich bei ihr übernachten kann.«
    »Okay.« Sie atmete tief ein und aus. »Okay.«
    Ich öffnete die Tür des Mustangs und stieg aus. »Es wird schon gut gehen.«
    Mom schüttelte den Kopf und nestelte nervös am Zündschlüssel herum. »Du solltest nicht die Erwachsene in der ganzen Sache sein müssen«, murmelte sie. »Ich bin deine Mutter. Ich sollte dich trösten und dir sagen, dass schon alles gut gehen wird.«
    »Mach dir um mich keine Sorgen, Mom.« Ich lächelte sie beruhigend an. »Wir sprechen uns morgen. Viel Glück.«
    »Danke«, seufzte sie. »Ich liebe dich, Bianca.«
    »Ich dich auch.«
    »Bis morgen, Kleines.«
    Ich warf die Tür zu und trat einen Schritt vom Wagen zurück. Immer noch lächelnd winkte ich dem roten Mustang hinterher, bis er auf die Straße bog.
    Sobald die Rücklichter verschwunden waren, hörte ich auf zu lächeln. Ich wusste, dass schon alles gut gehen würde. Dass Mom das Richtige tat. Aber ich wusste auch, dass Dad es nicht so sehen würde … zumindest nicht sofort. Ich hatte für Mom gelächelt, um ihr Mut zu machen, aber für Dad ließ ich jetzt den Kopf hängen.
    Ich kramte den Autoschlüssel aus meiner Manteltasche und schloss die Tür auf. Nachdem ich meine Sachen auf den Beifahrersitz geworfen hatte, stieg ich ein und zog die Tür zu. Ein paar Minuten saß ich einfach nur frierend in der Stille des kalten Februarabends, versuchte nicht an meine Eltern zu denken oder mir Sorgen um sie zu machen.
    Was mir natürlich nicht gelang.
    Ich griff in meine Tasche und wühlte mich durch Kaugummipapierchen und Stifte, bis ich mein Handy fand. Zögernd verharrte mein Daumen über dem Tastenfeld.
    Es war nicht Caseys Nummer, die ich schließlich wählte.
    Nach dem dritten Freizeichen wurde abgenommen.
    »Hey, ich bin’s. Bist du noch beschäftigt … oder kann ich vorbeikommen?«
    • • •
    »Das ist jetzt nicht wahr!«
    Ich starrte fassungslos auf den gigantischen Flachbildschirm. Wesley hatte mich gerade das zehnte Mal in Folge geschlagen, seit ich vor einer Stunde bei ihm angekommen war. Eigentlich hatte ich fast damit gerechnet, einer

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