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Von wegen Liebe (German Edition)

Von wegen Liebe (German Edition)

Titel: Von wegen Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kody Keplinger
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Schule fertig machen.«
    Er stützte sich auf den Ellbogen und sah mich an. Seine dunklen Locken standen wild in alle Richtungen ab. »Du kannst auch hier duschen«, sagte er. »Wenn du Glück hast, leiste ich dir sogar Gesellschaft dabei.«
    »Danke, aber ich fahr lieber zu mir.« Ich hob meine Jacke vom Boden auf und schwang sie mir über die Schulter. »Meinst du, ich wecke deine Eltern auf, wenn ich vorne rausgehe?«
    »Dafür müssten sie erst mal hier sein.«
    »Sind sie letzte Nacht nicht nach Hause gekommen?«
    »Sie sind die ganze Woche weg«, sagte Wesley. »Und weiß der Himmel, wie lange sie bleiben, wenn sie mal wieder da sind. Vielleicht einen Tag, vielleicht zwei.«
    Jetzt da er es sagte, fiel mir auf, dass ich noch nie einen anderen Wagen als Wesleys Porsche in der Einfahrt gesehen hatte und in dem riesigen Haus auch noch nie jemandem begegnet war, wenn ich ihn besuchte – was in letzter Zeit ziemlich oft der Fall gewesen war. »Wo sind sie denn?«
    »Hab ich vergessen.« Er zuckte die Achseln und rollte sich wieder auf den Rücken. »Geschäftsreise. Karibikurlaub. Ich komme mit den beiden nicht mehr mit.«
    »Was ist mit deiner Schwester?«
    »Amy wohnt bei unserer Großmutter, wenn Mom und Dad nicht da sind«, sagte er. »Also so gut wie immer.«
    Langsam kam ich zum Bett zurück und setzte mich auf die Kante. »Wieso wohnst du nicht auch bei deiner Großmutter? Deine Schwester würde es bestimmt schön finden, wenn du bei ihr wärst.«
    »Sie vielleicht schon«, sagte Wesley. »Bei meiner Großmutter sieht die Sache allerdings anders aus. Sie hält nicht besonders viel von mir und meinem …«, er zeichnete Anführungszeichen in die Luft, »… Lebenswandel. In ihren Augen bin ich ein Nichtsnutz, der den Namen Rush in den Dreck zieht und für den mein Vater sich schämen sollte.« Sein Lachen klang hohl. »Über meine ach so tollen Eltern würde sie natürlich nie ein schlechtes Wort verlieren.«
    »Woher weiß deine Großmutter von deinem Lebenswandel ?«
    »Von ihren Freundinnen. Tratschsüchtige alte Schachteln, die es sofort meiner Großmutter weitererzählen, wenn eine ihrer Enkelinnen – völlig zu Recht – von mir schwärmt. Aber weißt du was? Ich scheiß drauf. Ich lasse mir von ihr nicht vorschreiben, wie ich zu leben habe. Und gerade weil ich weiß, dass sie es gern sehen würde, wenn ich mal länger mit einem Mädchen zusammen wäre, tue ich es erst recht nicht. Ich sehe nicht ein, mich zu verbiegen, nur um von ihr oder irgendjemand anderem gemocht zu werden.«
    »Ich weiß, was du meinst.« Ich wusste es wirklich. Weil ich in den letzten Jahren schon ungefähr eine Million Mal das Gleiche gedacht hatte. Und erst vor Kurzem noch in Zusammenhang mit ihm. Vielleicht wäre ich für Wesley keine DUFF mehr, wenn ich meine Zeit mit weniger hübschen Freundinnen verbringen oder zum Beispiel diese Neuntklässlerin vom Basketballspiel in unsere Clique holen würde. Aber genau wie er sah ich es nicht ein, mich selbst zu verraten, nur um akzeptiert zu werden.
    Dann wurde mir jedoch klar, dass seine Situation nicht wirklich mit meinen DUFF -Problemen vergleichbar war. Bei ihm ging es um etwas viel Ernsteres. »Aber fühlst du dich nicht manchmal ein bisschen einsam so allein in diesem riesigen Haus?«, hörte ich mich plötzlich zu meiner eigenen Überraschung fragen.
    Oh mein Gott. Hatte ich etwa Mitleid mit Wesley? Mit Wesley, dem Aufreißer? Wesley, dem Bonzensöhnchen? Wesley, dem Arschloch? Er löste viele Gefühle in mir aus, aber Mitgefühl war bis jetzt noch nie dabei gewesen. Was war los mit mir, verdammt noch mal?
    Aber wenn ich etwas nachempfinden konnte, dann waren es schwierige Familienverhältnisse. Wesley und ich schienen also tatsächlich etwas gemeinsam zu haben. Na toll.
    »Ich hab gar keine Zeit, einsam zu sein.« Er setzte sich auf und grinste, aber seine Augen blieben ernst. »Du bist nicht die Einzige, die nicht genug von mir kriegen kann, Duffy. Normalerweise geht es hier zu wie im Taubenschlag und ein heißes Mädchen nach dem anderen kratzt an meiner Tür.«
    Ich zupfte an einem losen Faden im Laken herum, unsicher, ob ich aussprechen sollte, was mir gerade durch den Kopf gegangen war. Aber dann dachte ich mir, was soll’s, und sagte es einfach: »Wahrscheinlich hältst du mich jetzt für total durchgeknallt … na ja, weil ich dich eigentlich nicht ausstehen kann und so, aber, keine Ahnung, ich kann zuhören, wenn du jemanden zum Reden brauchst …« Oh Mann. Das

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