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Von wegen Liebe (German Edition)

Von wegen Liebe (German Edition)

Titel: Von wegen Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kody Keplinger
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wieder aufgerissen hatte.
    Ich starrte aus dem Beifahrerfenster, um den angewiderten Ausdruck auf ihrem Gesicht nicht sehen zu müssen. Ich war verletzt und wütend.
    Vor allem weil ich wusste, dass sie recht hatte.
    »Das geht dich nichts an«, zischte Wesley, und ich hatte ihn noch nie so zornig erlebt. »Du hast kein Recht, dich meiner Freundin gegenüber so unhöflich und respektlos zu verhalten, und wie ich mit meiner Schwester umgehe, ist immer noch ganz allein meine Sache. Du solltest mich gut genug kennen, um zu wissen, dass ich niemals etwas tun würde, was Amy schadet. So ein Mistkerl, wie du ihr ständig einbläust, bin ich nämlich nicht.«
    »Ich denke, es wird das Beste sein, wenn ich Amy ab sofort von der Schule abhole.«
    »Tu, was du nicht lassen kannst«, sagte Wesley. »Aber du wirst mich nicht von ihr fernhalten können. Sie ist meine Schwester, und Mom und Dad werden es garantiert nicht zulassen, dass du versuchst, unsere Familie kaputt zu machen, Großmutter.«
    »Ich fürchte, deine Familie ist bereits kaputt, mein Lieber.«
    Ein leises Surren ertönte, als Wesley das Fenster hochfuhr, einen Augenblick später heulte der Motor auf. Ich sah noch, wie die alte Dame ins Haus zurückging, als Wesley bereits mit quietschenden Reifen aus der Einfahrt setzte und die Straße hinunterraste. Ich warf ihm einen besorgten Blick zu, unsicher, ob ich etwas sagen sollte, und wenn ja, was. Zum Glück ergriff er als Erster das Wort.
    »Tut mir leid. Ich wusste nicht, dass sie herauskommen würde. Sie hätte dich nicht so behandeln dürfen.«
    »Ist schon okay«, sagte ich.
    »Nein, ist es nicht. Sie ist ein fieser alter Drachen.«
    »So viel habe ich mitbekommen.«
    »Und das Schlimmste ist, dass sie recht hat.«
    »Womit?«, fragte ich.
    »Mit dem, was sie über unsere Familie gesagt hat«, antwortete er. »Dass sie bereits kaputt ist. Es stimmt. Sie ist sogar schon ziemlich lange kaputt. Mom und Dad sind fast nie zu Hause, und Grandma hat es geschafft, sich zwischen Amy und mich zu drängen.«
    »Amy liebt dich trotzdem.«
    »Vielleicht«, murmelte er. »Aber sie hat keine besonders hohe Meinung von mir. Und das habe ich Grandma zu verdanken, die ihr ständig erzählt, was für ein nichtsnutziger Scheißkerl ich bin. Ich sehe doch, wie Amy mich immer mit diesem traurigen und enttäuschten Blick anschaut. Sie hält mich für einen Totalversager.«
    »Tut mir leid«, sagte ich leise. »Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich vorhin nicht gesagt, dass du nur nett bist, wenn es dir irgendeinen Vorteil verschafft.«
    »Ach, egal.« Er hatte den Fuß vom Gas genommen und fuhr jetzt etwas langsamer. »Und du hast ja sogar recht. Genau wie Großmutter. Ich wollte nur nie, dass Amy mich so sieht.«
    Meine Hand zuckte zum Schalthebel und legte sich auf die von Wesley. Ich konnte einfach nicht anders. Ich dachte nicht mehr an meinen streikenden Wagen oder an den Streit mit Casey. Ich wollte nur, dass Wesley wieder lächelte. Ich wäre sogar mit seinem überheblichen Grinsen zufrieden gewesen. Es tat mir weh, ihn so unglücklich zu sehen. Ich wollte ihn trösten. Ihm zeigen, dass er mir etwas bedeutete.
    Oh mein Gott. Er bedeutete mir etwas?

SIEBZEHN
    Zehn Minuten später bog der Porsche in unsere Auffahrt. »Vielen Dank fürs Mitnehmen«, verabschiedete ich mich, suchte meine Sachen zusammen und wollte schon aussteigen, als ich bemerkte, wie bedrückt Wesley immer noch wirkte. Ach, zur Hölle! Warum nicht? »Wenn du Lust hast, kannst du gern auf einen Sprung mit reinkommen. Mein Dad ist noch nicht zu Hause.«
    Wesley stellte grinsend den Motor aus. »Das klingt ja fast nach einem unmoralischen Angebot, Duffy.«
    »Bilde dir bloß nichts ein.«
    Wir stiegen aus dem Wagen und gingen zusammen die Treppe zur Veranda hoch. Ich schloss die Tür auf und ließ Wesley den Vortritt. Er schaute sich neugierig um, und plötzlich ertappte ich mich dabei, wie ich ein bisschen verlegen wurde. Wahrscheinlich verglich er mein Zuhause gerade mit seiner Beinahe-Villa. Aber da gab es nichts zu vergleichen. Ich konnte noch nicht einmal mit einem besonders ordentlichen Haus punkten wie zum Beispiel Jess.
    »Gefällt mir«, sagte Wesley und sah mich über die Schulter an. »Es ist gemütlich.«
    »Das ist eine nette Umschreibung für ›klein‹, oder?«
    »Nein, wieso? Das meine ich ganz ernst. Unser Haus ist viel zu groß, selbst für vier Menschen, und da ich die meiste Zeit allein dort wohne … Bei dir gefällt es mir

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