Von wegen Liebe (German Edition)
unterhielt.
Ich war bereit, alles dafür zu tun, damit er wieder lächelte.
Ich fühlte mich in seinen Armen sicher und geborgen.
Oh mein Gott, dachte ich panisch. Ich bin in ihn verliebt.
Ich schüttelte den Kopf. Nein, nein, nein. Nicht verliebt. Alles, was den Wortstamm »Liebe« enthielt, war zu hoch gegriffen. Wie schon mal erwähnt, brauchte es Jahre, bis die Liebe sich entwickeln konnte. Oder etwa nicht? Ich war nicht in Wesley Rush verliebt.
Aber ich hatte Gefühle für ihn. Und die hatten – im Gegensatz zu früher – nichts mit Abneigung oder Ekel zu tun. Es war mehr als nur eine Schwärmerei. Mehr als alles, was ich in den letzten drei Jahren für Toby Tucker empfunden hatte. Vielleicht sogar mehr als das, was ich vor Jahren für Jake Gaither empfunden hatte. Es war echt. Es war mächtig.
Und es war beängstigend.
Ich musste hier raus. Ich konnte nicht bleiben. Ich durfte nicht zulassen, dass ich in diese Falle tappte. Was auch immer ich für Wesley empfand, er würde nie dasselbe für mich empfinden.
Weil ich eine DUFF war.
Und er Wesley Rush.
Ausgeschlossen, dass ich mir diese Folter antun würde. Ich hatte meine Lektion mit Jake gelernt. Zu viel Nähe führte nur dazu, dass man verletzt wurde, und Wesley hatte einiges, womit er mich verletzen konnte. Gestern Abend hatte er mich von meiner schwächsten Seite gesehen. Ich hatte ihn zu mir vordringen lassen. Ich hatte mich ihm geöffnet. Und wenn ich jetzt nicht ging, würde ich teuer dafür bezahlen.
Egal wohin du gehst oder was du tust, um dich abzulenken, irgendwann holt dich die Realität wieder ein. Mom hatte das über sich und Dad gesagt.
Mit einem traurigen Lächeln wand ich mich vorsichtig aus Wesleys Armen. Mom hatte recht gehabt. Wesley war meine Zuflucht gewesen. Er sollte mich von meinen Problemen ablenken. Davon, zu viel zu fühlen. Und was hatte es mir gebracht? Ich quoll über vor Gefühlen.
Auf Zehenspitzen schlich ich durchs Zimmer und versuchte, mich lautlos anzuziehen. Anschließend nahm ich mein Handy und stahl mich auf den Balkon hinaus.
Bevor ich es mir wieder anders überlegen oder mir einreden konnte, dass sie sowieso nicht drangehen würde, wählte ich Caseys Nummer. Ich wusste, dass sie immer noch sauer auf mich war, aber mir fiel keine andere Lösung ein. Und ich wusste auch, dass Casey mich nicht im Stich lassen würde, egal wie wütend sie war. Sie hätte jedem geholfen. So war sie einfach.
»Hallo?«, meldete sie sich schlaftrunken nach dem zweiten Klingeln.
Verdammt , fluchte eine leise Stimme in meinem Hinterkopf. Ich konnte nicht glauben, dass Casey nach all der Zeit auf diese Weise von meinem Geheimnis erfahren würde. Aber ich wusste, dass es so das Beste war. Wenn ich jetzt nicht ging, würde ich es nie schaffen. Ich wusste es, trotzdem wollte ich bleiben. Ich wollte nicht fühlen, was ich fühlte. Und vor allem wollte ich nicht, dass Casey – oder sonst irgendjemand – davon wusste.
»Hallo? Bianca?«
Schade, dass ich nie bekam, was ich wollte.
»Hey … Casey. Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe, aber kannst du mir bitte einen Riesengefallen tun?«
»B – alles okay?«, fragte sie und klang schon deutlich wacher. »Was ist passiert?«
»Kannst du mich abholen? Ich brauche dringend jemanden, der mich nach Hause fährt.«
»Nach Hause?«, fragte sie verwirrt. Nichts Gutes, wenn es in Kombination mit Angst auftritt. Gott, eines Tages würde sie meinetwegen noch Magengeschwüre bekommen. »Willst du damit sagen, dass du die Nacht nicht zu Hause verbracht hast?«
»Komm wieder runter, Casey. Mir geht’s gut«, sagte ich.
»Sag du mir nicht, ich soll wieder runterkommen, verdammt noch mal, Bianca!«, fauchte sie. »Seit Wochen benimmst du dich total merkwürdig und gehst mir jedes Mal aus dem Weg, wenn ich mit dir reden will. Jetzt rufst du mich in aller Herrgottsfrühe an und bittest mich, dich abzuholen, und dann hast du die Frechheit, mir zu sagen, ich soll wieder runterkommen? Wo zum Teufel steckst du?«
Das war der Teil, vor dem ich mich am meisten gefürchtet hatte, also atmete ich tief durch, bevor ich antwortete: »Ich bin bei Wesley … Du weißt schon, das gigantische Haus auf der …«
»Ja«, unterbrach sie mich. »Ich weiß, wo Wesley Rush wohnt.« Sie war neugierig, versuchte es aber, hinter ihrer Wut zu verbergen. Sie war eine genauso miese Schauspielerin wie ich. »In Ordnung. Ich bin in zehn Minuten da.« Damit legte sie auf.
Ich klappte mein Handy zu und steckte es
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