Von wegen Liebe (German Edition)
Kiste allerdings nicht ausstehen. Vor allem seit es das einzige Fahrzeug war, das ihr zur Verfügung stand.
Casey hätte den Lexus bestimmt nicht abgelehnt. Leider war Mr Blithe nach der Scheidung seine Großzügigkeit abhandengekommen.
Sie starrte durch die Windschutzscheibe an der Fassade der Beinahe-Villa hoch, während ich mich anschnallte. Unter ihrer Jacke sah ein rosafarbener Pyjama mit grünen Fröschen hervor und ihre kurzen Haare standen in alle Richtungen ab. Selbst wenn sie eigentlich scheiße aussah, war Casey im Gegensatz zu mir süß und sexy. Sie musste sich noch nicht einmal dafür anstrengen.
»Hi«, sagte ich.
Sie drehte sich zu mir und sah mich an. Aufmerksam suchte sie mein Gesicht nach verräterischen Anzeichen von Stress und Kummer ab und runzelte die Stirn. Schließlich wandte sie sich wieder von mir ab und legte den Gang ein. »Okay«, sagte sie, als wir aus der Einfahrt fuhren. »Was ist los? Und erzähl mir nicht wieder, dass alles in bester Ordnung ist, weil ich mich nämlich wegen dir an einem Samstagmorgen um sieben Uhr aus dem Bett quälen musste und dir den Hals umdrehe, wenn du mir keine ehrliche Antwort gibst.«
»Als hätten mich Drohungen jemals zum Reden gebracht.«
»Den Mist kannst du dir sparen«, knurrte Casey. »Du versuchst nur wieder, vom Wesentlichen abzulenken, was du in letzter Zeit eigentlich immer tust. Das kannst du vielleicht mit Jess machen, aber mittlerweile solltest du verdammt noch mal wissen, dass du bei mir damit nicht durchkommst. Also, leg los! Am besten fängst du damit an, warum ich dich gerade bei Wesley abgeholt habe.«
»Weil ich bei ihm geschlafen habe.«
»Ach was? Sorry, B, aber darauf bin ich selbst schon gekommen.«
Ich biss mir auf die Unterlippe und fragte mich, warum ich mich immer noch davor drückte, die Wahrheit zu sagen. Schließlich war es nicht so, als hätte ich sie ihr noch länger verschweigen können. Sie würde sich sowieso schon bald von allein einen Reim darauf machen, da konnte ich auch gleich selbst damit rausrücken. Zumal die Sache mit Wesley und mir ohnehin vorbei war. War mir das Lügen – oder nicht die ganze Wahrheit zu sagen – mittlerweile schon in Fleisch und Blut übergegangen?
Und wenn ja, war es dann nicht an der Zeit, damit aufzuhören?
Sie seufzte und fuhr ein bisschen langsamer. »Rede mit mir, B, weil ich nämlich gerade überhaupt nichts mehr verstehe und ziemlich verwirrt bin. Verwirrt und wütend. Meine letzte Information ist, dass du Wesley Rush auf den Tod nicht ausstehen kannst. Dass du ihn hasst .«
»Das habe ich auch«, sagte ich. »Und irgendwie tue ich das immer noch.«
»Irgendwie? Herrgott, hör auf, so herumzueiern. Seit Wochen lässt du Jess und mich links liegen. Außer in der Schule bekommen wir dich überhaupt nicht mehr zu Gesicht. Jess würde es nie aussprechen, aber sie glaubt, dass wir dir egal geworden sind. Sie ist traurig darüber, und ich bin stinksauer, weil du uns einfach so abserviert hast. Aber wenn man versucht, mit dir darüber zu reden, weichst du sofort aus und ziehst dich zurück. Verdammt, B! Ich will endlich Antworten haben … Bitte.« Die Wut in ihrer Stimme verwandelte sich in Verzweiflung. »Bitte sag mir, was mit dir los ist«, bat sie leise.
Mein Herz krampfte sich zusammen, als sich mein schlechtes Gewissen wie eine Boa constrictor um meinen Brustkorb wickelte. Ich atmete tief ein und aus. Ich konnte nicht länger lügen. Zumindest nicht, was dieses Thema betraf. »Wir schlafen miteinander.«
»Wer? Du und Wesley?«
»Ja.«
»Wie lange geht das schon?«
»Seit Ende Januar.«
Eine ganze Weile sagte Casey gar nichts. Nachdem sie den Brocken verdaut hatte, fragte sie: »Wenn du ihn hasst, warum gehst du dann mit ihm ins Bett?«
»Weil … weil ich mich dann besser gefühlt habe. Der ganze Stress mit meinen Eltern und dann war plötzlich auch noch Jake in der Stadt … ich brauchte irgendetwas, mit dem ich mich ablenken konnte. Ich wollte vor dem Ganzen fliehen … statt mich gleich von der Brücke zu stürzen. Und da dachte ich, mit Wesley zu schlafen wäre die Lösung.« Ich schaute aus dem Fenster, weil ich den Ausdruck auf Caseys Gesicht nicht sehen wollte. Ich war mir sicher, dass sie enttäuscht von mir war. Oder auf eine kranke Art vielleicht sogar stolz auf mich.
»Dann warst du die letzten Monate also immer bei Wesley, wenn du keine Zeit für uns hattest?«, fragte sie.
»Ja«, murmelte ich. »Immer wenn mir alles zu viel wurde, war er einfach
Weitere Kostenlose Bücher