Von wegen Liebe (German Edition)
verschieden. Und du hast recht, Sturmhöhe wird tatsächlich meistens als Liebesgeschichte bezeichnet, aber das ist meiner Meinung nach nicht richtig. Es hat fast etwas von einer Schauergeschichte und handelt mehr von Hass als von Liebe. Die Charaktere sind grausam und selbstsüchtig … Ein bisschen, als würde man eine Folge von Gossip Girl im achtzehnten Jahrhundert schauen. Nur weniger albern natürlich.«
»Interessant«, murmelte ich und schämte mich kurz, dass ich heimlich regelmäßig Gossip Girl schaute.
»Die meisten Jungs in meinem Alter würden es vermutlich nicht als ihr Lieblingsbuch bezeichnen«, sagte er. »Aber es ist wirklich spannend. Du solltest es lesen.«
»Vielleicht.«
»Nein, wirklich.«
Ich nickte lächelnd zum Haus. »Was ist? Sollen wir reingehen?«
»Klar.« Er steckte das Buch in seine Umhängetasche und stand auf.
Ich öffnete die Tür und ließ ihn vor mir in den Flur treten, wo er sofort seine Schuhe auszog. Ich war beeindruckt.
»Wohin jetzt?«, fragte er.
Mir fiel plötzlich auf, dass ich ihn regelrecht anstarrte, und ich wandte verlegen den Blick ab. »Am besten gehen wir in mein Zimmer hoch«, sagte ich so locker wie möglich. »Ist das okay für dich?« Oh Gott, hoffentlich hatte er jetzt keine Angst davor, dass ich sofort über ihn herfallen würde.
»Wenn es für dich okay ist«, antwortete Toby.
»Klar. Komm mit.«
Er folgte mir die Treppe hinauf, und als wir vor meinem Zimmer angekommen waren, öffnete ich die Tür einen Spaltbreit und vergewisserte mich so unauffällig wie möglich, dass nichts Peinliches (BHs, Höschen oder Ähnliches) herumlag. Nachdem ich mich davon überzeugt hatte, dass alles in Ordnung war, machte ich die Tür ganz auf und ließ Toby hinein.
»Tut mir leid, es ist ein bisschen unordentlich«, entschuldigte ich mich, als mein Blick auf den Stapel ungefalteter Wäsche fiel, der wie immer am Fußende meines Betts lag. Gleichzeitig versuchte ich, nicht an das letzte Mal zu denken, als ich Jungsbesuch gehabt hatte. Wesley hatte über meinen Tick gelacht. Was würde Toby davon halten?
»Kein Problem.« Toby nahm einen Stapel überfälliger Leihbücher vom Stuhl, stellte ihn auf den Schreibtisch und setzte sich anschließend. »Wir sind siebzehn. Unsere Zimmer müssen ein bisschen unordentlich sein. Alles andere wäre nicht normal.«
»Wahrscheinlich.« Ich setzte mich im Schneidersitz auf mein Bett. »Ich dachte nur, dass es dich vielleicht stört.«
»Es gibt absolut nichts, was mich an dir stören könnte, Bianca.«
Mir fiel es allerdings ziemlich schwer, mich nicht daran zu stören, wie kitschig sich das anhörte. Ich lächelte trotzdem und senkte den Blick auf meine violette Tagesdecke. Ich hatte noch nie so viele Komplimente von jemandem bekommen, und ich war nicht besonders gut darin, sie anzunehmen. Hauptsächlich deswegen, weil ich mich sonst immer darüber lustig machte, wie schmalzig so was war. Aber ich arbeitete daran.
Und um ehrlich zu sein, war ich ziemlich geschmeichelt.
Ich hatte nicht mitbekommen, dass Toby aufgestanden war, bis er plötzlich neben mir saß. »Sorry«, sagte er. »Hab ich dich verlegen gemacht?«
»Nein … na ja, ein bisschen vielleicht, aber auf eine gute Art.«
»Puh, Glück gehabt.«
Er lächelte und gab mir einen Kuss auf die Wange. Als er sich jedoch wieder zurückziehen wollte, drehte ich ihm leicht den Kopf zu und wollte ihm einen Kuss auf den Mund geben. Es lief allerdings nicht so geschmeidig, wie ich gehofft hatte. Seine Brille kollidierte für einen Moment mit meiner Nase, aber ich tat so, als hätte ich nichts bemerkt.
Seine Lippen waren so weich, dass ich mich fragte, ob er einen Pflegestift benutzte. Im Ernst, niemand hatte von Natur aus so perfekte Lippen, oder? Bestimmt fühlten sich meine für ihn unangenehm rau an.
Aber falls dem so war, zeigte er es nicht. Langsam ließ er die Hand meinen Arm hinaufwandern, verharrte auf meiner Schulter und zog mich ein bisschen näher. So saßen wir da und küssten uns, bis mein Handy dazwischenfunkte. Verdammt!
Und natürlich war es wieder der Britney-Spears-Klingelton – der, den ich in diesem Augenblick als Letztes hören wollte. Toby rückte ein Stück von mir ab und schaute auf meine Tasche, die ich auf den Boden hatte fallen lassen. Als ich keine Anstalten machte, aufzustehen, sah er mich mit hochgezogenen Brauen an.
»Willst du nicht drangehen?«, fragte er.
»Ähm … nein.«
»Bist du sicher?«
»Absolut.«
Bevor er noch mehr
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