Von wegen Liebe (German Edition)
Tür unten war offen«, sagte er. »Du hast auf mein Klopfen nicht reagiert, und da dachte ich … Na ja, jetzt weiß ich ja, warum.« Der Ausdruck in seinen dunkelgrauen Augen wandelte sich von Schock zu Abscheu und mit diesem Blick nahm er nun Toby ins Visier.
Warum war er geschockt?
Weil er gedacht hatte, dass sonst niemand mit einer DUFF ins Bett gehen würde?
»Aber was hast du hier zu suchen?« Wütend zerrte ich mir mein T-Shirt über den Kopf und stand auf.
»Du bist nicht ans Handy gegangen«, antwortete Wesley. »Ich habe mir Sorgen gemacht, aber dir geht es ja offensichtlich bestens.« Er warf Toby einen finsteren Blick zu, bevor er wieder mich anschaute. »Sorry, wird nicht wieder vorkommen.«
Jetzt war er derjenige, der wütend wirkte.
Wütend und verletzt.
Ich kapierte es nicht.
Ich sah zu Toby rüber. Er hatte sein Hemd zugeknöpft und starrte peinlich berührt auf den Boden. »Hey«, sagte ich. Er hob den Kopf. »Ich komme gleich wieder, okay?«
Er nickte.
Mit der einen Hand schob ich Wesley in den Flur hinaus, mit der anderen schloss ich die Tür hinter uns. »Gott, Wesley«, zischte ich und zog ihn hinter mir die Treppe hinunter. »Ich wusste ja schon immer, dass du ein Perversling bist, aber mich mit einem anderen Typen zu beobachten? Das geht dann doch ein bisschen zu weit, findest du nicht?«
Ich hatte eigentlich mit einem seiner überheblichen oder frechen Sprüche als Antwort gerechnet, aber er sah mich nur ernst an. Ganz und gar nicht so, wie ich es von ihm erwartet hätte.
Schweigen.
»Okay«, sagte er schließlich. »Du bist jetzt mit Tucker zusammen?«
»Ja«, sagte ich unbehaglich.
»Seit wann?«
»Seit letzter Woche … obwohl dich das eigentlich nicht das Geringste angeht.« Noch ein Seitenhieb. Noch ein Versuch, diese Unterhaltung in normales Fahrwasser zu lenken.
Aber er schluckte den Köder nicht. »Stimmt. Sorry.« Er klang verlegen. Gar nicht wie der lässige, von sich selbst überzeugte Wesley, den ich kannte.
Noch mehr unbehagliches Schweigen.
»Warum bist du hier, Wesley?«
»Das hab ich doch gesagt«, antwortete er. »Ich habe mir Sorgen gemacht. In der Schule gehst du mir aus dem Weg, und als ich heute mehrmals versucht habe, dich anzurufen, bist du nicht drangegangen. Ich dachte, dass vielleicht irgendwas mit deinem Dad passiert ist. Also bin ich hergefahren, um mich zu vergewissern, dass es dir gut geht.«
Ich kaute betreten auf meiner Unterlippe herum. »Das ist süß von dir«, sagte ich leise. »Aber es ist alles in Ordnung. Dad hat sich für neulich Abend entschuldigt und geht jetzt wieder zu den AA-Meetings, also …«
»Und wann hast du vorgehabt, mir das zu erzählen?«
»Gar nicht. Warum sollte ich?«
»Weil es mir vielleicht zufällig wichtig ist?«, schrie Wesley, und ich zuckte erschrocken zusammen. »Seit du an dem Morgen von mir weg bist, mache ich mir Sorgen! Du hast noch nicht mal gesagt, warum du gegangen bist, Bianca. Was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen? Einfach davon ausgehen, dass alles okay ist?«
»Gott«, flüsterte ich. »Das tut mir leid. Ich wollte nicht …«
»Ich mache mir Sorgen um dich und du treibst es mit diesem eingebildeten kleinen …«
»Hey!«, rief ich. »Lass Toby aus dem Spiel.«
»Warum weichst du mir ständig aus?«, fragte er.
»Tu ich doch gar nicht.«
»Lügnerin«, sagte Wesley. »Du machst alles, um mir aus dem Weg zu gehen. Im Unterricht ignorierst du mich völlig, und wenn du mich irgendwo auf dem Gang siehst, rennst du praktisch in die andere Richtung. Nicht mal als du mich nicht ausstehen konntest, hast du dich so aufgeführt. Du wolltest mich mit einem Stift um die Ecke bringen, aber du hast nie …«
»Ich kann dich immer noch nicht ausstehen«, fuhr ich ihn an. »Du machst mich wahnsinnig! Du benimmst dich, als wäre ich dir irgendwas schuldig. Es tut mir leid, dass du dir wegen mir Sorgen gemacht hast, Wesley, aber ich kann mich nicht weiter mit dir treffen. Du hast mir eine Zeit lang geholfen, mich von meinen Problemen abzulenken, und dafür bin ich dir dankbar, aber ich muss mich den Tatsachen stellen und aufhören, ständig davonzulaufen.«
»Aber genau das tust du gerade«, sagte Wesley wütend. »Du läufst davon.«
»Entschuldigung?«
»Tu nicht so, Bianca«, sagte er. »Ich bin nicht dämlich, auch wenn du mich für einen Vollidioten hältst. Ich hab endlich herausgefunden, was du gemeint hast, als du gegangen bist. Du hast gesagt, du wärst wie Hester. Ich hab es jetzt
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