Von Zweibeinern und Vierbeinern
Übung im Raten, aber hier versagt meine Kunst. Es könnte sein, daß ein Fuchshund mit im Spiel war, vielleicht zusammen mit einem Labrador oder einem Dalmatiner, aber ich weiß es nicht.«
Ich wußte es auch nicht. Der Körper, der braune, schwarze und weiße Stellen im Fell hatte, war nicht der eines Jagdhundes. Amber hatte sehr lange Beine, einen langen dünnen Schwanz, der dauernd in Bewegung war, und über dem ganzen Fell lag ein wunderschöner goldener Schimmer.
»Also«, sagte ich, »was auch immer sie sein mag, sie ist schön, und gutartig ist sie auch.«
»O ja, sie ist eine Liebe, es wird nicht schwierig sein, ein Heim für sie zu finden. Sie ist der vollkommene Haushund. Was meinen Sie, wie alt sie ist?«
Ich lächelte. »So genau kann man das nie sagen. Aber sie sieht noch ziemlich jung aus.« Ich öffnete ihre Schnauze und sah mir die Reihen ihrer tadellos weißen Zähne an. »Ich würde sagen, neun oder zehn Monate. Sie ist noch ein Welpe.«
»Genau das habe ich auch gedacht. Sie wird ziemlich groß sein, wenn sie ausgewachsen ist.«
Als wollte sie die Worte der Schwester bestätigen, sprang die junge Hündin hoch und legte mir ihre Vorderpfoten auf die Brust. Ich blickte wieder in die lachende Schnauze und in ihre Augen. »Amber«, sagte ich, »du gefällst mir sehr.«
»Oh, da bin ich aber froh«, sagte Schwester Rose. »Wir müssen diese Hautsache so schnell wie möglich in Ordnung bekommen, damit ich anfangen kann, ein neues Zuhause für sie zu suchen. Es ist nur eine Art Ekzem, nicht wahr?«
»Wahrscheinlich... Ich sehe, daß sie auch um die Augen und an den Lefzen ein paar nackte Stellen hat.« Hautkrankheiten sind bei Hunden – genau wie bei Menschen – oft eine vertrackte Angelegenheit, man weiß nicht, wo sie herkommen, und sie sind schwierig zu behandeln. Ich betastete die haarlosen Bereiche. Die Kombination von Pfoten und Gesicht gefiel mir nicht, aber die Haut war trocken und gesund. Vielleicht war es nicht schlimm. Ich verbannte einen schrecklichen Verdacht, der kurz in mir aufstieg, aus meinem Kopf. Ich wollte nicht daran denken, und ich hatte nicht die Absicht, Schwester Rose zu beunruhigen. Sie hatte selbst genug um die Ohren.
»Ja, wahrscheinlich ein Ekzem«, sagte ich schnell. »Reiben Sie diese Salbe morgens und abends gut in die befallenen Stellen ein.« Ich gab ihr eine Tube Zinkoxyd und Lanolin. Vielleicht eine etwas altmodische Medizin, aber die Salbe hatte mir ein paar Jahre lang gute Dienste geleistet, und zusammen mit dem guten Futter, das Schwester Rose ihren Schützlingen gab, würde sie schon wirken.
Als zwei Wochen vergingen, ohne daß ich etwas Neues von Amber hörte, war ich erleichtert. Ich war sogar glücklich, weil ich dachte, sie hätte inzwischen ein neues Zuhause bei guten Menschen gefunden.
Ich wurde unsanft in die Wirklichkeit zurückgerufen, als Schwester Rose eines Morgens anrief.
»Mr. Herriot, die nackten Stellen sind gar nicht besser geworden, im Gegenteil, sie breiten sich immer mehr aus.«
»Breiten sich aus? Wo?«
»Die Beine aufwärts, und am Kopf.«
Wieder kam mir der schreckliche Gedanke. O nein, nicht das, bitte. »Ich komme sofort zu Ihnen, Schwester«, sagte ich und nahm das Mikroskop mit.
Amber begrüßte mich wie beim erstenmal mit sprühenden Augen und wedelndem Schwanz. Aber mir wurde ganz elend, als ich die kahlen Stellen am Kopf und die nackte Haut an den Beinen sah.
Ich beugte mich zu dem Tier hinunter und schnupperte an den haarlosen Stellen.
Schwester Rose sah mir überrascht zu. »Was tun Sie da?«
»Ich versuche herauszufinden, ob die Stellen nach Mäusen riechen.«
»Nach Mäusen? Und? Tun sie es?«
»Ja.«
»Und was bedeutet das?«
»Räude.«
»Nein!« Die Schwester hielt die Hand vor ihren Mund. »Wie gräßlich!« Dann straffte sie in einer für sie charakteristischen Geste die Schultern. »Nun, ich habe meine Erfahrungen mit Räude, ich kann damit umgehen. Ich habe die Tiere immer mit Schwefelbädern wieder hinbekommen. Aber die Ansteckungsgefahr für die anderen Hunde ist groß. Es ist wirklich ein Problem.«
Ich ließ Amber los und stand auf. Ich war plötzlich sehr müde. »Ja, aber Sie denken an die sarkoptische Räude, Schwester. Ich fürchte, hier haben wir es mit etwas Schlimmerem zu tun.«
»Inwiefern schlimmer?«
»Nun, es sieht ganz so aus, als ob es sich um eine demodektische Räude handelt.«
Sie nickte. »Davon habe ich schon gehört.«
»Ja...« Ich zögerte, aber dann sprach ich es aus:
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