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Von Zweibeinern und Vierbeinern

Von Zweibeinern und Vierbeinern

Titel: Von Zweibeinern und Vierbeinern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herriot
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den Flüssigkeitsverlust, gab ihm Antibiotika gegen die Sekundärbakterien und ein Beruhigungsmittel, damit das Erbrechen nachließ. Aber ich wußte, daß alles, was ich tat, nur unterstützende Maßnahmen waren. Bei einer Katzenstaupe hatte ich noch nie Glück gehabt.
    Ich besuchte Fred jeden Morgen, und schon sein Anblick machte mich unglücklich. Entweder hockte er vor der Milchschüssel oder er lag zusammengerollt in einem kleinen Korb auf dem Schreibtisch. Er nahm an der Welt um ihn herum keinen Anteil mehr.
    Er rührte sich nicht, wenn ich ihm seine Spritze gab. Er war wie leblos. Am vierten Morgen merkte ich, daß er schnell verfiel.
    »Ich komme morgen wieder«, sagte ich, und Walt Barnett nickte wortlos.
    Am nächsten Morgen, als ich das Büro betrat, lag Fred sehr still da. Ich sah, daß er nicht mehr atmete. Ich setzte das Stethoskop auf das Herz und sah dann Walt Barnett an.
    »Er ist tot, Mr. Barnett.«
    Sein Gesichtsausdruck änderte sich nicht. Er streckte langsam den Finger vor und fuhr mit der vertrauten Geste durch das dunkle Fell. Dann stemmte er die Ellbogen auf den Schreibtisch und bedeckte das Gesicht mit den Händen.
    Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Hilflos beobachtete ich, wie seine Schultern zuckten und Tränen zwischen den dicken Fingern hervorquollen. Er blieb eine ganze Zeit so sitzen, dann sagte er: »Er war mein Freund.«
    Ich fand immer noch keine Worte. Es war still im Raum. Plötzlich nahm er die Hände vom Gesicht und sah mich feindselig an. »Ich weiß, was Sie jetzt denken«, sagte er. »Da sitzt dieser ungeschlachte, dicke Schuft, dieser Walt Barnett, und heult sich die Augen aus wegen einer Katze. Was für ein Witz! Ich schätze, sie werden schön darüber lachen später.«
    Offensichtlich war er der Meinung, daß das, was er für ein Zeichen der Schwäche hielt, ihn in meinen Augen herabsetzen würde. Doch damit hatte er so unrecht. Seitdem mochte ich ihn lieber.

Kapitel 19
     
    Im Halbdunkel des Flurs unserer Praxis glaubte ich, der Hund hätte seitlich am Kopf ein enormes Gewächs, aber dann sah ich, daß es nur eine Kondensmilchdose war, und war erleichtert. Nicht daß ein Hund mit einer seitlich aus der Schnauze sprießenden Milchdose ein üblicher Anblick war, aber ich wußte nun, daß ich es mit Brandy zu tun hatte.
    Ich stemmte ihn hoch und stellte ihn auf den Tisch. »Brandy, du warst wieder an der Mülltonne.«
    Der große goldgelbe Labrador sah mich reumütig an und versuchte alles, um mir übers Gesicht zu lecken. Es gelang ihm nicht, da seine Zunge in der Dose eingeklemmt war. Aber er machte es wett, indem er heftig mit dem Schwanz wedelte und mit dem Hinterteil wackelte.
    »O Mr. Herriot, es tut mir ja so leid, daß ich Sie wieder bemühen muß.« Mrs. Westby, seine attraktive junge Herrin, lächelte schuldbewußt. »Er ist einfach nicht von dieser Mülltonne abzubringen. Manchmal bekommen die Kinder und ich die Dosen selbst wieder aus der Schnauze raus, aber diese hier hat sich festgeklemmt. Und seine Zunge ist unter dem Deckel.«
    »Ja... ja...« Ich fuhr leicht mit dem Finger über den gezackten Rand des Metalls. »Ich sehe schon, es ist ein bißchen schwierig. Und wir wollen ihm ja nicht die Schnauze zerschneiden.«
    Während ich nach einer Pinzette griff, dachte ich an die vielen Male, bei denen ich ähnliches für Brandy hatte tun müssen. Er war einer meiner Stammkunden, ein riesiges, tolpatschiges, etwas dümmliches Tier mit der geradezu wütenden Besessenheit, in Mülltonnen herumzustöbern.
    Er liebte es, Dosen herauszufischen und die leckeren Reste aus ihnen herauszuschlabbern. Und er betrieb die Schleckerei mit einer solchen Hingabe, daß er schließlich mit der Zunge in der Dose festsaß. Immer wieder war er von seiner Familie oder von mir befreit worden – von Fruchtsalatdosen oder aus Cornedbeefdosen, aus Dosen, in denen gebackene Bohnen oder Suppen gewesen waren. Es gab keine Sorte Dosen, die er nicht ausschleckte.
    Ich griff mit der Pinzette nach dem Dosendeckel und bog ihn langsam zurück, bis ich die Dose vorsichtig von der Zunge abziehen konnte. Einen Augenblick später schwappte diese Zunge über meine Backe – Brandys Art, mir seine Freude und seinen Dank kundzutun.
    »Hör auf, du alberner Hund!« sagte ich lachend und hielt das hechelnde Gesicht von mir fern.
    »So, komm runter, Brandy.« Mrs. Westby zerrte ihn vom Tisch und redete in scharfem Ton auf ihn ein. »Du meinst, wenn du so ein Getue machst, ist alles wieder gut. Aber du

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