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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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wis­sen? Ich konn­te an sei­nem Blick er­ken­nen, daß er mich längst durch­schaut hat­te.
    „ Das Gift der Mu­mie kreist in Ih­nen, Wat­son“, sag­te er. „Ich merk­te es schon auf Tyne, nun aber bin ich mir si­cher. Was war es: Küss­ten Sie die Tier­präpa­ra­to­rin? Oder als wir die Präpa­ra­te mit Blei­ku­geln durch­bohr­ten, ha­ben sie dann mit dem Fin­ger den Saft auf­ge­leckt, den sie ver­ström­ten?“
    „ Nichts da­von, Hol­mes. Ich habe mir nichts vor­zu­wer­fen.“
    „ Ge­wiss nicht. Aber es muß eine Stun­de ge­ge­ben ha­ben, in der Por­phy­rei­aöl in Ih­ren Kör­per ge­lang­te. Und kein ge­wöhn­li­ches Por­phy­rei­aöl, son­dern je­nes, das vom Sar­ko­phag stamm­te.“
    „ Das ein­zi­ge Öl, das ich ge­kos­tet habe, und wirk­lich nur einen Trop­fen, Hol­mes, war da­mals auf Tyne, als Sie mich an­wie­sen, Ih­nen die Am­pho­re zu brin­gen, in das Sie das Haupt des Eis­manns löf­fel­ten. Es war dar­in noch ein Trop­fen, ich hat­te ver­ges­sen, sie aus­zu­spülen.“
    „ Die Am­pho­re, die Ih­nen Heer­wald aus den Be­stän­den des Mu­mi­en­fun­des schenk­te. Die Am­pho­re, mit der es Elin auf Tyne ge­lang, ih­ren Eis­mann wie­der­zu­be­le­ben, um mit ihm die Flucht zu wa­gen. Mei­nen Sie die­se Am­pho­re, Wat­son?“
    Es hät­te des Spot­tes in sei­ner Stim­me nicht be­durft, um nun sie­dend heiß zu be­grei­fen: Ich war dem Tode ge­weiht. Ich spür­te es ja schon seit ei­ni­gen Wo­chen, das schlei­chen­de Gift, das ich auf Tyne ge­kos­tet hat­te.
    „ Ru­hig, Wat­son“, sag­te Hol­mes, „es wird al­les gut. Se­hen Sie, die Geis­ter sind stär­ker als wir, aber man darf auch die Kräf­te der Men­schen nicht un­ter­schät­zen. Sie er­in­nern sich, daß wir da­mals in der Es­sex Road die Mu­mie im Sarg ein­schlos­sen.“
    „ Na­tür­lich.“
    „ Sie ha­ben nicht ver­stan­den, warum. Ich hät­te Sie war­nen müs­sen: Da Sie sich in­ner­lich da­ge­gen sträub­ten, stell­ten Sie sich auf die Sei­te der Mu­mie, und ihr Geist nahm von Ih­nen Be­sitz. Er be­weg­te Pro­fes­sor Heer­wald dazu, Ih­nen die Am­pho­re zu schen­ken, in der noch ein Hauch der Mu­mie war, in Form ei­nes Öl­trop­fens. Und der Geist der Mu­mie be­weg­te Sie auch, sich die­sen Trop­fen ein­zu­ver­lei­ben. Seit­her sind Sie an die Mu­mie ver­lo­ren, aber es ist da et­was in Ih­nen, das noch stär­ker ist als die Mu­mie, und das ist Ihre Loya­li­tät mei­nem Bru­der ge­gen­über. Die Mu­mie kann Ih­nen be­feh­len, doch Sie wer­den nicht ge­hor­chen, wenn die­ser Be­fehl im Wi­der­spruch zu den In­ter­es­sen mei­nes Bru­ders steht.“
    Ich spür­te, daß er recht hat­te. „Aber dann kön­nen Sie die Mu­mie nur be­zwin­gen, in­dem Sie mich töten, Hol­mes“, flüs­ter­te ich.
    „ Das ist wahr, mein Lie­ber. Sie und Elin und ich weiß nicht wie vie­le tau­sen­de von Men­schen. Es ist eine Seu­che, und sie brei­tet sich seit vie­len Jah­ren aus, und es gibt nichts, das sie aus­lö­schen könn­te. Es ist das Le­ben, Wat­son.“
    Nun merk­te ich wie­der die­sen Ge­schmack im Mund. Je mehr sich der Trop­fen, den ich ge­nos­sen hat­te, in mei­nem Kör­per aus­brei­te­te, de­sto woh­li­ger wur­de mir, und de­sto aro­ma­ti­scher war auch der Ge­schmack, der da­von zwi­schen­durch wie­der in mei­nem Mund auf­tauch­te. Ich sah es nun sehr klar: Ich war ver­lo­ren. Je­ner Tag, an dem ich den Trop­fen ge­nos­sen hat­te, war der letzte Tag ge­we­sen, an dem ich Wat­son war, der Mann an Hol­mes’ Sei­te. Schlei­chend war es pas­siert, an­fäng­lich noch als Zwei­fel im In­ne­ren, nun aber wur­de die­se Emp­fin­dung dring­li­cher, stups­te schon in­ner­lich an die Ge­dan­ken, wur­de schon fast zum Be­wusst­sein ... aber wo­von? Eine Er­in­ne­rung an et­was Al­tes, Gu­tes, Be­rau­schen­des. Ich hat­te den Ein­druck, nicht mehr ganz in der Zeit zu le­ben, in der ich leb­te, da ich et­was Un­ver­fälsch­tes, Au­then­ti­sches ge­kos­tet hat­te. Und die­se Er­fah­rung war so et­was wie ein schlei­chen­des Gift, das sich in das heu­ti­ge Le­ben dräng­te. Es war ein süßes Ge­heim­nis, das ich nicht ein­mal mei­nem bes­ten Freund of­fen­bar­te. War ich nun in­fi­ziert und für die Mensch­heit

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