Voodoo Holmes Romane (German Edition)
Watson“, sagte er, „sie werden Ihre Kräfte brauchen. Jedenfalls eignen Sie sich besonders gut als Lockvogel für unsere Elin, die uns vielleicht mehr über die Sache verraten kann. Unser Ziel muß es sein, das Ungeheuer zu töten, diesen Grendel. Er ist es, der Menschen vernichtet. Warum will er ihre Köpfe? Weil Gehirnzellen elektrisch funktionieren. Das müssen wir uns vor Augen halten, seine Sucht nach Elektrizität. Und deshalb, lieber Watson, meinte ich, wir dürften die Weltausstellung nicht versäumen. Denn in keiner Stadt der Welt ist die Elektrifizierung soweit gediehen wie in Paris, und nirgends sonst in der Welt findet sich derzeit aufgrund der Ausstellung eine so großer Stromverbrauch. Ich war mir gewiss, Elin hier zu treffen. Doch welches Geheimnis sie verbirgt, und ob sie uns zu Grendel, dem Geschöpf der Mumie, führen kann, das können wir nur erfahren, wen Sie Ihre Rolle geschickt spielen.“
„ Ich werde tun, was in meinen Kräften steht“, versprach ich.
„ Es geht doch darum, die Zeugung und die Geburt eines weiteren Ungeheuers zu verhindern, Watson“, schloss der junge Holmes. „Mit der Entführung Elins ist nämlich eine große Gefahr aufgetaucht, an der die Welt zugrunde gehen könnte: Daß sie als Urmutter von Ungeheuern dienen und den Traum des Strein zur Sünnitz und Konsorten wahr machen könnte: Die Weltherrschaft des Götterelektrons.“
Wir beschlossen, der späten Stunde zum Trotz noch etwas auszugehen. Paris wäre aber nicht Paris, wenn wir nicht bald durch seine Pracht und Lebenskultur aufgeheitert in ein gemütliches Lokal im Montmartre eingekehrt wären. Ich merkte nun zum ersten Mal, daß ich mit dem jungen Holmes wirklich warm geworden war. Meine Zweifel über seine Methode war einem Urvertrauen gewichen, das dem gleichkam, das ich sonst für Sherlock reserviert hatte. Ich war mir nun gewiss, einem der großen Geister unserer Zeit gegenüber zu sitzen und setzte meine Ganze Hoffnung darauf, daß es ihm gelingen würde, mich und die Welt zu retten.
„ Wie soll es nun weitergehen?“ fragte ich begierig.
„ Ich habe Ihnen noch keine Mitteilung davon gemacht, daß es auch eine offizielle Seite unserer Untersuchung gibt“, erzählte er. „Ich machte dem Bürgermeister der Stadt Paris vor zwei Tagen meine Aufwartung und stellte ihm die Frage, ob es in letzter Zeit Schwierigkeiten mit der Stromversorgung gegeben habe. Sie können sich nicht vorstellen, wie überrascht und hoffnungsfroh der sichtlich beunruhigte Mann war, in mir einen verständnisvollen Zuhörer zu finden. Sie werden sich entsinnen, daß wir am 18. August das brennende Schloss Tyne Richtung Chiswick verließen.“
„ Leider nur zu gut.“
Holmes’ Gesicht wurde eifrig: „Und dieses Datum ist exakt jenes, an dem man in Paris am Ausstellungsgelände atmosphärische Störungen wahrnahm. Ein Sturm, ein nächtliches Gewitter, hielt die Landschaft eine Nacht lang gepackt, mit Winden bis zu 150 Stundenkilometern. Seither meint man, es könne durch einen oder mehrere Blitze jenes Ungleichgewicht der Stromspannung entstanden sein, vielleicht eine Fülle von Kontaktfehlern, kurzum: Ein Leck, das wie eine dunkle Macht elektrische Spannung vom Ausstellungsgelände abzieht. Betrachten Sie Europa oder die Welt in der Nacht, und Ihnen wird schnell klar werden, daß nirgendwo sonst, nicht einmal in Amerika, die Elektrifizierung einer Stadt so weit gediehen ist wie hier, und deshalb die Anlagen nirgendwo so fachmännisch und technisch ausgereift sind. Dessen ungeachtet stellt eine Ausstellung, die in historisch einmaliger Ausprägung unendlich mehr Elektrizität benutzt und durch Drähte kriechen lässt, an dieses Netz große Herausforderungen. Ganz
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