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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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frag­te ich ihn.
    „ Ich ver­mu­te es. Se­hen Sie nicht, was die Grä­fin von Ho­he­nems in Hän­den hält?“
    Ich schau­te hin, und für­wahr: Eine Rose. Es war eine rote Rose, ein per­fek­tes Ex­em­plar, fast zu scha­de da­für, daß man es auf ei­nem Bahns­teig spa­zie­ren trägt.
    „ Im letztes Jahr gab sie der To­ten ihre Rose. Um die­se Blu­me dreh­te sich letztend­lich al­les. Auf dem Heim­weg stieß Eli­sa­beth auf die Lei­che, in der Ver­wir­rung nach der Auf­fin­dung, als al­les durch­ein­an­der rann­te. Sie wird den Lärm ge­hört ha­ben und viel­leicht auf das Pflas­ter ge­tre­ten sein. Ver­mut­lich lebt ihr Lieb­ha­ber ir­gend­wo in der Nähe, viel­leicht am Pfahl­plätz­chen in dem Bür­ger­haus mit den Frat­zen. Sie hat sie ge­fun­den, und ihr die Au­gen zu­ge­drückt, und ihre Hän­de ge­fal­tet. Und ihr Ge­schenk an die Tote war dann die Rose, be­vor sie sie ih­rem Ge­schick über­ließ und sich da­von mach­te.“
    „ Eine Frau, die ge­liebt wird, kann nicht von ei­nem Bann ver­zau­bert wer­den, Hol­mes.“
    „ Das wäre Ihre ro­man­ti­sche Er­klärung, Wat­son. Aber ich hal­te sie für zu­läs­sig, durch­aus. Eli­sa­beth wur­de ge­liebt, und sie wird ge­liebt. Das ist ne­ben ih­rem na­tür­li­chen Adel all der Schutz, den sie braucht“, mein­te er.
    Ich konn­te es se­hen. Ja, sie schritt wie eine, die an die Lie­be denkt, und die Ver­zweif­lung ver­spürt ei­ner Frau, die ab­reist im Ge­dan­ken, nun ein Jahr lang den Ge­lieb­ten nicht mehr zu se­hen. Das er­klär­te al­les.
    „ Es ist in­ter­essant, daß die Op­fer der Hexe Tu­ber­ku­lo­se hat­ten, Hol­mes", merk­te ich an, um auch mein me­di­zi­ni­sches Wis­sen in die Dis­kus­si­on ein­flie­ßen zu las­sen. Es ist eine Krank­heit, die nur sel­ten in­fi­ziert, dann aber töd­lich sein kann. Sie be­fin­det sich in un­se­rer neu­en Zeit sicht­lich auf dem Rück­zug, und wenn man die In­di­vi­du­en, die sie be­fal­len hat, iso­liert, dann stirbt sie aus. Könn­te es sein, daß es eine Ro­sen­krank­heit ist, zu der ein alt­mo­di­sches, um nicht zu sa­gen, mit­tel­al­ter­li­ches Welt­bild ge­hört, Hol­mes?“
    „ Das sind fach­li­che Fra­gen, die Sie mit Ih­ren Kol­le­gen dis­ku­tie­ren soll­ten, und die ich nicht be­ant­wor­ten kann, Wat­son“, mein­te er, und zog wie­der an sei­ner Zi­gar­re.
    Ich be­schloss, mei­nem Freund kei­ne wei­te­ren Fra­gen zu stel­len. Ich setzte mich ein­fach ne­ben ihn auf die Bank und leg­te mei­nen Kopf auf das Ge­päck, um ein we­nig zu schlum­mern. Im­mer wie­der aber öff­ne­te ich die Au­gen, denn die Er­eig­nis­se des heu­ti­gen Ta­ges und der heu­ti­gen Nacht hat­ten mich in einen Rausch­zu­stand ver­setzt, der je­den Schlaf ver­umög­lich­te. Ich ver­trieb mir die Zeit bis zum Ein­tref­fen des Zu­ges da­mit, Eli­sa­beth zu be­trach­ten. Ich ver­stand jetzt, daß sie höf­lich und ent­schie­den jede Hil­fe, die wir ihr an­ge­bo­ten, aus­ge­schla­gen hat­te. Ja, sie spiel­te in ei­ner an­de­ren Liga. Das moch­te Vor­tei­le ha­ben, im We­sent­li­chen aber wa­ren es Nach­tei­le. Es schnei­te im­mer stär­ker, und ich hat­te ge­merkt, daß die Kai­se­rin dort drau­ßen den Schutz des Bahns­teig­dachs ver­las­sen hat­te und mit er­ho­be­nem Kopf da stand. Ihr Mund war of­fen, und sie ließ sich of­fen­sicht­lich Schnee­flocken auf die Zun­ge fal­len. Ich fand das Bild ir­gend­wie tref­fend. Dann hör­te ich das Rol­len und Brau­sen des ein­fah­ren­den Zugs, und im nächs­ten Au­gen­blick war al­les in Rauch und Dampf gehüllt. Dann mußten wir uns so­gar et­was spu­ten, denn so ein Zug hat­te hier nur re­la­tiv kur­z­en Auf­ent­halt.
     
     
     

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