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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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ver­lo­ren, oder war ich be­rei­chert wor­den und wür­de die Mensch­heit mit die­sem Be­wusst­sein be­rei­chern kön­nen? Je­den­falls er­kann­te ich, während ich der kühlen Ana­ly­se des jun­gen Wat­son lausch­te, daß in mir eine tie­fe Ge­wiss­heit wuchs, die sei­nen Aus­le­gun­gen ent­ge­gen­stand.
    Hol­mes frag­te mich be­sorgt: „Was ist los, Wat­son, Sie ma­chen den Ein­druck, als hät­ten Sie ein Ge­spenst ge­se­hen.“
    „ Hol­mes“, sag­te ich, „ich glau­be, mir wird schlecht.“
    In die­sem Mo­ment übergab ich mich auf den Fuß­bo­den. Hol­mes mußte zur Sei­te sprin­gen, um nicht be­spritzt zu wer­den. Er läu­te­te dem Stu­ben­dienst, und reich­te mir einen Lap­pen, um mich ab­zu­wi­schen. Ich moch­te einen er­bärm­li­chen An­blick ab­ge­ge­ben ha­ben, denn er ließ mich wie­der los, um mir ein Glas Was­ser zu trin­ken zu ho­len. Dann hieß er mich hin­le­gen, und das war gut, denn eine große Schwäche hat­te mich er­fasst, und ich be­gann mit den Zäh­nen zu klap­pern.
    „ Was se­hen Sie, Wat­son?“, frag­te er ein­dring­lich. Ja, was sah ich? Ich schloss die Au­gen und er­blick­te vor mei­nem In­ne­ren einen Vo­gel­kopf. Es war das Haupt ei­nes Ad­lers, des­sen Ge­fie­der schwarz glänzte. Ich öff­ne­te die Au­gen wie­der und er­blick­te das von Gas­lam­pen er­leuch­te­te Ho­tel­zim­mer, das mir dunk­ler er­schi­en als noch eben zu­vor.
    „ Se­hen Sie den See­len­vo­gel? Ich habe üb­ri­gens her­aus­ge­fun­den, worum es sich bei die­sem Ge­flü­gel han­del­te, das wir auf Tyne sa­hen, Wat­son“, sag­te Hol­mes, „es sind die See­len von Ver­stor­be­nen. Sie tau­chen nach al­ter ägyp­ti­scher Über­lie­fe­rung im Au­gen­blick des To­des im Mund auf, um zur Son­nen zu flie­hen. Se­hen Sie die­sen Vo­gel?“
    Ich schwieg. Warum? Es war da et­was, das ich nicht wei­ter er­klären kann. Es lähm­te mei­ne Kie­fer, wenn ich dar­über spre­chen woll­te, es er­weck­te eine Form der Zufrie­den­heit, der Gleich­gül­tig­keit. Nun, was war es: Das Ge­fühl, nicht mehr le­ben zu wol­len, ja, so nann­te man es. Ich war ster­bens­mü­de, wie man so sagt.
    Et­was mei­ner Er­mu­ti­gung schi­en sich auf Hol­mes über­tra­gen zu ha­ben, denn auch er wirk­te nun be­drückt und sank in einen Ses­sel. Als das Zim­mer­mäd­chen klopf­te, er­gab sich eine gute Ge­le­gen­heit, eine Wei­le zu schwei­gen. Bald war ich so müde ge­wor­den, daß sich der Raum dreh­te und schließ­lich gin­gen in mir die Lich­ter aus. Ich hat­te da­bei kei­ne Angst, ganz im Ge­gen­teil. Wenn so Ster­ben ist, dach­te ich flüch­tig, habe ich nichts da­ge­gen. Und dann wur­de al­les um mich schwarz.
     
     
    12
    Was es ein Traum, oder war es so, daß ich Hol­mes die­se Ge­schich­te in tiefer Hyp­no­se erzählt habe? Je­den­falls hat er später be­rich­tet, ich sei von ei­nem al­ten Geist er­fasst wor­den und hät­te zwar auf Eng­lisch, aber mit ei­ner völ­lig ver­än­der­ten Stim­me als Py­theas ge­spro­chen und da­bei Auf­schlüs­se über die Vor­gän­ge auf Tyne be­rich­tet. Der Le­ser wird sich er­in­nern, daß schon Cum­ber­ton-Shoy­le auf Tyne da­von ge­spro­chen hat­te. Er kann­te die Le­gen­de ei­nes rö­mi­schen Händ­lers na­mens Py­theas von Mas­sa­lia, dem frühe­ren Mar­seil­le. Die­ser Py­theas ist da­für be­kannt ge­wor­den, daß er schon vor zwei Jahr­tau­sen­den, näm­lich im Al­ter­tum, mit sei­nem Schiff bis in die Nord­see kam. Die­ser Mann hat­te sich nun of­fen­bar über die sa­ran­goi­da­le Wir­kung des Por­phy­rei­aöls mei­nes Kör­pers be­mäch­tigt und ließ mich mit Zun­gen spre­chen. Hol­mes mach­te sich während­des­sen auf ei­ner Klad­de in sei­ner schwer ent­zif­fer­ba­ren Hand­schrift fol­gen­de No­ti­zen:
     
    Hat Han­del mit Ägyp­ten be­trie­ben
    Pha­rao­ne schon Jahr­hun­der­te tot, doch ihre Nach­fol­ger be­ach­te­ten noch die Wege der Al­ten
    Ihr Reich mäch­ti­ger als das Reich der Rö­mer
    Py­theas ein Aben­teu­rer
    Ho­her Stel­len­wert der Py­ra­mi­den
    Pha­rao­nen wie Göt­ter ver­ehrt
    Nach­kom­men des Son­nen­got­tes Osi­ris
    Osi­ris er­schi­en nach der Grün­dung der Welt im Ur­schleim, als Vo­gel
    Ur­vo­gel später

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