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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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freund­lich blick­te und „Grüß Gott“ sag­te.
    „ Darf ich dir vors­tel­len“, sag­te Hol­mes, „hier ist der Mann, der zum Schmie­ren sei­nes Pro­jek­ti­ons­ap­pa­ra­tes ein be­son­de­res Öl ver­wen­det. Sa­gen Sie mei­nem Freund bit­te, wie Sie es nen­nen“, bat Hol­mes. Der Mann hielt mir eine Fla­sche hin, und ich glaub­te, mir wür­den die Sin­ne schwin­den. Es war ein Ge­fäß, daß der Am­pho­re stark ähnel­te. Die Form war die­sel­be, man konn­te al­ler­dings rasch se­hen, daß es sich um ein bil­li­ges Imi­tat han­del­te. Dar­auf stand in ver­schnör­kel­ter Süt­ter­lin­schrift: „Ori­gi­nal ägyp­ti­sches Por­phy­rei­aöl aus dem Hau­se Sie­gel­wit­zer. Alex­an­dria Im­port.“
    „ Ich verste­he“, schluck­te ich. „Ein ös­ter­rei­chi­sches Qua­li­täts­pro­dukt.“
    „ Ja, es ist dort häu­fig wie Oli­ven­öl“, er­klär­te Hol­mes. „Das Gan­ze hat mit dem Öl an sich nichts zu tun, Wat­son. Aber das Öl ist das Schmier­mit­tel für die Mu­mie. Es wur­de schon in al­ter Zeit beim Ein­bal­sa­mie­ren be­nutzt. Aber dar­über hin­aus­ge­hend hat es kei­ne Be­deu­tung.“
    „ Ich verste­he die Her­ren nicht?“ frag­te der Ki­no­be­sit­zer freund­lich.
    „ Wer sich vor dem Zu­griff der Mu­mie be­wah­ren will, muß nur ver­mei­den, mit die­sem Öl in Ver­bin­dung zu kom­men“, sag­te ich.
    „ Ja, das er­klärt, warum sich die Mu­mie nicht be­lie­big aus­brei­tet“, mein­te Hol­mes. Herr Schmied be­merk­te, mit ei­nem be­dau­ern­den Blick auf die Film­rol­le: „Sie ist jetzt wert­los ge­wor­den. Sie müs­sen wis­sen, sie war mein Le­bens­in­halt. Ich habe sie ei­nes Ta­ges ge­kauft und nicht ge­wusst, was sie ist, aber sie barg ein Ge­heim­nis, und das lag dar­in, daß das Kin­der­mäd­chen fehl­te. Die­ses Ge­heim­nis hat die Men­schen be­schäf­tigt, jetzt aber ist es nur mehr ein Film un­ter vie­len. Ich wer­de mir et­was Neu­es be­sor­gen müs­sen. Et­was, das ein Ge­heim­nis hat.“
    „ Ja, gute Idee“, sag­te Hol­mes, dem das Ge­spräch schon et­was läs­tig wur­de.
    „ Nur wenn et­was ein Ge­heim­nis hat, zählt es“, sag­te Herr Schmied mit er­ho­be­nem Zei­ge­fin­ger. Dann gab er uns über­ra­schend die Hand, und wir schüt­tel­ten sie, be­vor wir den Saal ver­lie­ßen.
     
    Drau­ßen tra­fen wir auf eine größe­re Men­schen­men­ge, die den rie­si­gen Kör­per ei­nes fah­len Got­tes um­gab, der längst aus sei­nen Klei­dern ge­platzt war und nur mehr not­dürf­tig be­klei­det dort stand wie ein haar­lo­ser Go­ril­la. Mir fiel auf, daß sein Ge­sicht ver­un­stal­tet war, und daß die Nar­ben dar­an re­la­tiv frisch wa­ren. Er schi­en Schmer­zen zu ha­ben und wirk­te wie in Trau­er er­starrt. Zwi­schen­durch stieß er lau­te Töne her­vor. Dann aber schi­en ihn ein Ge­dan­ke zu be­fal­len, und er wand­te sich nach rechts, die Sei­ne ent­lang, in die Rich­tung des Ei­fel­turms, der in der Fer­ne wink­te. Während Hol­mes und ich ihm folg­ten, fiel uns auf, daß er ein schweig­sa­mes Ge­fol­ge nach sich zog. Dar­un­ter be­fand sich auch je­ner merk­wür­di­ge Herr aus Wien, Graf Ue­ber­dank, der vor­gab, uns nicht zu er­ken­nen. Sie über­nah­men dann auf der Stras­se die Spit­ze ei­ner wei­te­ren, noch größe­ren Grup­pe von Uni­for­mier­ten, ei­nem Hu­sa­ren­re­gi­ment, wenn ich mich nicht ganz täu­sche, das sich wahr­schein­lich aus An­lass der Weltauss­tel­lung in der Stadt be­fand. Der große An­füh­rer, den wir Thor nann­te, ließ wei­ter­hin dump­fe Töne hören, die an Brunft­schreie er­in­ner­ten, aber et­was zu weh­mütig da­für wa­ren. Bald be­weg­te sich der Trau­er­zug ge­mes­se­nen Schrit­tes in die Rich­tung des Aus­s­tel­lungs­ge­län­des. Es wa­ren Deut­sche, das merk­te man schon dar­an, wie sie mar­schier­ten, und wie ih­nen re­spekt­voll, um nicht zu sa­gen, ängst­lich, der Rest der Aus­s­tel­lungs­be­su­cher, de­nen sie be­geg­ne­ten, aus­wich. Hol­mes und ich folg­ten in größe­rem Ab­stand. Es war ein Marsch, der im­mer wei­te­re, im­mer größe­re Bah­nen zog. Es war er­staun­lich, wer sich ihm al­les an­schloss, es moch­ten auch Neu­gie­ri­ge dar­un­ter sein, die der Ur­sa­che des

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