Voodoo Holmes Romane (German Edition)
geht mir in Frankreich öfters so. Ich glaube, es war Duvalier oder Dussupyer oder so ähnlich.
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Ich gehe immer wieder einmal gern in der Essex Road vorbei. Das schwarze Haus ist noch da, mit den riesigen Fenstern im oberen Stockwerk, aus dem die Hilfeschreie der Menschen drangen. Unten, hinter den staubblinden Scheiben, sieht man leere Räume mit Tapeten, die zum Teil in Fetzen von den Wänden und von der Decke hängen. Wo einst allerlei Gerümpel zwischen den vielen ausgestopften Tieren stand, ist der ehemalige Laden der Tierpräparatorin ausgestorben. Keine Macht der Welt hat es bislang geschafft, einen neuen Mieter dieser Räume zu finden. Der Geruch nach Porphyreiaöl ist einfach zu stark.
Nun, die französische Hauptstadt hatte sich erst nach drei Wochen von ihrem Retter verabschieden wollten. Der Tod eines germanischen Gottes wurde in Paris wie eine nationale Befreiungsschlag empfunden, und das Zähneknirschen der Hundertschaft von Sünnitzianern, die mit Deutschländerparolen zum Eiffelturm gezogen waren, um dann zu erleben, wie ihr Idol in Millionen schwarze Körnchen zerstieb, all das wurde von den Zeitungen mit großem Enthusiasmus breitgetreten, was für die Agentur Holmes sicherlich einen bedeutsamen Werbeeffekt hatte. Ich sage Agentur Holmes, denn schon am folgenden Morgen fand sich Sherlock in der Stadt ein, um als Seniorpartner seinen Platz im Scheinwerferlicht einzunehmen. Wir waren zwischen politische Fronten geraten und begriffen erst in diesem Augenblick, welche Beklommenheit das Ungeheuer, das wir Thor oder Grendel getauft hatten, in der Seinestadt hervorgerufen hatte. Wie eine Spinne hatte es der Metropole nicht nur Elektrizität, sondern auch gesellschaftliche Kraft geraubt, und so wurde Sherlock, dessen Ruhm als Privatdetektiv ja längst etabliert war, als Retter des Abendlandes in Paris von Einladung zu Einladung weiter gereicht und damit mit unaussprechlichen Orden überhäuft. Und was geschah mit Voodoo? Er begab sich auf eine Tour durch die französischen Provinzen mit zwei weiteren Straßenmusikanten. Unter dem Namen „Les trois accordeons“ riefen sie auf Marktplätzen mit Spiel und Gesang große Aufregung hervor. Vor meiner Abreise ergab es sich zufällig, dass sie in Calais auftraten, und es war schon erstaunlich, welche Wirkung sie dabei im Jungvolk, gerade bei halbwüchsigen Mädchen, hatten. Als einfacher Mitarbeiter der Agentur Holmes blieb es mir überlassen, im Schutze der Dunkelheit den Kelch aus dem Lande zu bringen und dem englischen Geheimdienst in Dover zu übergeben. Worum es sich dabei letztendlich handelte, kann ich nicht sagen. Sherlock hatte den Deal eingefädelt. Nach seinen Angaben hat er die geheimnisvolle Schrift, deren Entzifferung ihm aufgetragen wurde, gelöst. Seine Aufzeichnungen gingen an Scotland Yard und sind der größten Geheimhaltung unterworfen. Soweit ich vermuten kann, ist es die Geschichte vom Heiligen Gral und der Mumie und erklärt, welche physikalischen, chemischen und biologischen Kräfte die Mumie benutzt, um die Menschen zu beeinflussen. Das Manuskript liefert auch eine Erklärung für die pharmakologische Wirkung von Porphyreiaöl auf den Menschen. Um welche es sich dabei handelt, gilt als Staatsgeheimnis. Das Interesse der britischen Krone wurde im Übrigen auch dadurch ausgelöst, dass sich die österreichischen deutschnationalen Geheimbündler um das Manuskript, das angeblich von Voodoo Holmes in einem afrikanischen Kraal aufgefunden worden sein soll, ebenso bemüht hatten wie die französischen und deutschen Geheimdienste, wie ich von Sherlock erfahren habe. Winzige Gravuren auf
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