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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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Ver­knüp­fung im sprach­li­chen Be­reich: „Locke“ und „An­locken“. Aber es war zu tief, um es ge­nau­er zu er­for­schen. Jetzt wür­den wir nie ohne den ge­rings­ten Zwei­fel wis­sen, wie es kam, daß Elin das letzte Glied ei­ner Ket­te von Got­tes­an­be­te­rin­nen bil­de­te. Stamm­te sie wirk­lich von ei­ner Eis­prin­zes­sin ab, in die sich die von ei­nem rö­mi­schen Han­dels­mann in nor­di­sche Be­rei­che ver­schlepp­te Mu­mie ver­wan­delt hat­te, und hei­ra­te­te sie in Cum­ber­ton-Shoy­le einen Nach­kom­men des Soh­nes die­ser halb my­tho­lo­gi­schen Ge­stalt? El­ins Vor­gän­ge­rin­nen auf Tyne hat­ten bei der Af­fä­re den Kopf ver­lo­ren – doch wa­ren sie auch wirk­lich tot? Viel­leicht hat­ten auch sie ein zwei­tes Le­ben wie je­nes die­ser klei­nen Schau­spie­le­rin und fie­len nicht ei­nem Un­ge­heu­er zum Op­fer, son­dern hat­ten ein zwei­tes, leich­te­res Le­ben in ei­nem an­de­ren Land. Wenn das so war, dann wür­de auch Os­win Cum­ber­ton-Shoy­le noch le­ben, der letzte Spross ei­nes der äl­tes­ten bri­ti­schen Adels­ge­schlech­ter. Wie kam es aber, daß erst­mals in der Ge­schich­te die­ser Fa­mi­lie der Erbe, der männ­li­che Spross, dem Gott ge­op­fert wur­de? Hat­te es nicht doch et­was mit dem ei­nem ganz an­ders ge­ar­te­ten Rät­sel der Elin zu tun, einen Nach-Mu­mi­en-My­thos, der in der Zeit der Elek­tri­fi­zie­rung ge­bo­ren war und von uns durch sei­ne Neu­heit noch gar nicht er­kannt, ge­schwei­ge denn ana­ly­siert wer­den konn­te? Was be­deu­te­ten die Ge­fühle, die ich für sie emp­fun­den hat­te, und im­mer noch emp­fand? Was war der Ab­schieds­schmerz, der mich in­mit­ten des Licht­spiel­thea­ters mit trä­nen­über­ström­tem Ge­sicht hocken ließ, als Hol­mes längst ge­gan­gen war und der Pro­jek­tor aus­ge­schal­ten war? Je­den­falls schi­en ihre Ge­schich­te, dem Zel­lu­loid ent­sprun­gen zu sein, zu stim­men, und die hilflo­sen Er­klärungs­ver­su­che ei­nes Gra­fen Ue­ber­dank, der in ihr ein Vor­stadt­mäd­chen zu er­ken­nen ge­glaubt hat­te, mußten ver­stum­men vor den Tat­sa­chen. Ja, wir wa­ren nicht fähig, das We­sen die­ser Frau, die aus den Bil­dern ent­stan­den war, zu be­grei­fen.  Es mußte eine Kraft ge­ben, die Men­schen in blo­ße Ima­gi­na­tio­nen ver­wan­deln konn­te. Es mußte eine Kraft ge­ben, die den Men­schen ihre Le­bens­kraft nahm und sie schwäch­te, bis sie den Kampf auf­ga­ben und da­mit ein­ver­stan­den zeig­ten, nur mehr auf ei­ner Film­rol­le zu exis­tie­ren, und da­bei wil­len­los zu wer­den, je­der­zeit her­vor­ge­bracht, zum Le­ben er­weckt und da­bei je­des Mal die glei­che mäch­ti­ge Wir­kung auf die Vors­tel­lungs­kraft der Men­schen her­vor­zu­ru­fen, die sie auf der Lein­wand wie eine Göt­tin be­wun­dern wür­den.
    War denn das Licht­spiel, die­se teuf­li­sche Er­fin­dung, die­se Il­lu­si­on, nicht das Ge­fähr­lichs­te in dem gan­zen Vor­gang? Die wah­re Ur­sa­che für den Tod al­ler Il­lu­sio­nen, vor al­lem für den Volks­glau­ben, der der­glei­chen Phäno­me­ne über­haupt her­vor­ge­ru­fen hat­te? Und wenn selbst Thor vor elf Jah­ren beim An­blick die­ses Licht­spie­les be­tro­gen wor­den war, be­deu­te­te das nicht, daß wir alle vom Licht­spiel in ei­ner Wei­se ge­täuscht wur­den, die un­se­re al­ten Über­zeu­gun­gen, Hoff­nun­gen und Be­fürch­tun­gen aus­lösch­te und mit ei­nem neu­en, scha­len Nichts er­setzte?
     
    Ich war mut­los und ent­täuscht über die Af­fä­re, mehr noch als Hol­mes, den es zwar sicht­lich wurm­te, daß mit dem Ein­tritt der Elin in die Welt des Licht­spiels un­mög­lich ge­wor­den war, mehr über die Rät­sel und Ge­heim­nis­se der Am­pho­re, des Kel­ches und der Vor­gän­ge auf Tyne her­aus­zu­fin­den. Aber schon stand er tat­kräf­tig vor mir. Er hat­te die Film­rol­le as­ser­viert und in eine luft­dicht schlie­ßen­de Hül­le so­wie eine Blech­büch­se le­gen las­sen. An der an­de­ren Hand führ­te er einen wei­te­ren Ös­ter­rei­cher her­bei, der hier in Pa­ris ein Licht­spiel­thea­ter er­rich­tet hat­te. Sein Name war Schmied, ein ver­hut­zel­tes äl­te­res Männ­chen, das gleich­wohl

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