Voodoo Holmes Romane (German Edition)
gesagt, im Irrenhaus. Man sagt mir, man habe nach Paris telegraphiert, da ich den Namen Sherlock Holmes als nächsten Angehörigen angeben habe, aber es kam keine Antwort, was in dem Trubel sicherlich verständlich ist. Ich warte darauf, bis ich wieder hinauskomme. Manchmal, wenn mir die Stunden zu lange werden, nehme ich den Regenmacher vom Boden auf, nähere mein Ohr dem abgegriffenen Holz und lausche genau darauf, was er mir zu sagen hat. In letzter Zeit ist das Flüstern und sind damit die Botschaften, die ich von ihr bekomme, leiser geworden. Die Ärzte fragen mich, ob der Trennungsschmerz, den ich empfinde, im Abklingen ist, und ich nicke dann oder sage sogar: „Was, Trennungsschmerz von einer Mumie? Sie müssen doch verrückt sein!“ und dann lächeln sie weise und wiegen die Köpfe und freuen sich darüber, daß ihre Therapien so gut anschlagen. Zwischendurch haben sie versucht, mir den Regenmacher zu rauben. Wahrscheinlich wollen sie mit ihm Experimente durchführen oder ihn zu privaten Zwecken mißbrachen, aber da habe ich Krach geschlagen und schließlich hat man sie mir doch wieder gegeben, weil ich ohne ihn nicht einschlafen kann.
In ein oder zwei Wochen soll ich nun entlassen werden. Sherlock hat der Anstaltsleitung telegraphisch mitgeteilt, er übernehme alle Kosten meines Aufenthaltes. Von Voodoo habe ich kein Wort erhalten. Auf die Agentur Holmes kommt nach der Geschichte in Paris ein ganzer Schwall von Aufträgen zu, ich glaube kaum, dass sich die Gebrüder um mich dabei noch viel Gedanken machen werden. Was passieren wird, wenn ich freikomme? Offen gestanden: Ich weiß es nicht. Es scheint mir ohne Elins Nähe alles sinnlos. Ich sehe natürlich ein, daß man Tote nicht wieder zum Leben erwecken kann, und daß manche Erfahrungen gemacht werden, um sie rasch wieder vergessen zu können. Ob ich die Mumie vergessen kann? Ich bin ein vernünftiger Mensch, ich glaube schon. Aber ich kann für nichts garantieren.
Die Rosenhexe
Vorspiel mit Rose
Alles, was mit Vehemenz in das Leben der Menschen tritt, birgt Gefahren, und das für alle Beteiligten. Ich ahnte dergleichen, als ich eines Morgens im Sommer des Jahres 1889 an der Seite meines Freundes Sherlock Holmes in den Polizeiwagen stieg, um zum Hampton Palace zu fahren, wo angeblich ein Mord verübt worden war. Es war das ein reiches, aber auch erschöpfendes Jahr für meinen Freund gewesen. Nun hatten uns einige schöne Ruder-Wochenenden an der Themse wieder in Form gebracht. Dazu gehörten Picknicks in den zahlreichen herrlichen Parks, die das Flussufer säumten, und träge in Klappstühlen verbrachte Nachmittage mit Zeitungen und reichlich Tee und Gebäck. Dabei war mir aufgefallen, daß Holmes wieder Zigarren zu rauchen begann, ein untrügliches Zeichen, daß dieser Juckreiz, wie er es nannte, wieder eingesetzt hatte. Er liebte das Kriminologische, und diese Leidenschaft hatte ihn am Nachmittag jenes Tages zu Scotland Yard geführt, um seinen alten Freund Inspektor Maddox aufzusuchen, der bedauerlicherweise mit keinen Neuigkeit aufwarten konnte und ihm stattdessen eine Runde Skat im Shay Club vorgeschlagen hatte. Ich stieß in den späten Abendstunden dazu, als einer der Spielpartner ausgefallen war. Es ging gegen ein Uhr morgens, als zwei weitere Spieler hinzustießen und man beschloss, zum Poker überzugehen. Die ersten beiden Runde gewann Lord Hogson, ein selbstbewusster Adliger, der in Übersee, in einer der zahlreichen Kolonien der Krone, sein Vermögen gemacht hatte. Hogson bestand nach seinen ersten Gewinnen sogleich darauf, mit erhöhten Einsätzen zu spielen. Wer konnte mit ihm mithalten? Hogson ging der Ruch voraus, unermesslich reich zu sein. Nach drei
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