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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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Si­cher­lich wuss­te das Voo­doo, als er sich mit sei­nen Kum­pa­nen auf eine Kon­zert­rei­se be­ge­ben hat­te. Wahr­schein­lich wuss­te es auch Sher­lock, als ihn die Hul­di­gun­gen der Franz­män­ner er­eil­ten. Was ich Mu­mie nann­te, hat­te er näm­lich schon früh als Pro­fes­sor Mo­ri­ar­ty be­zeich­net. Es ist das Böse schlecht­hin. Aber hat­te sich Elin mit ge­gen­über böse ver­hal­ten? Sie hat­te ge­fro­ren, und scheu dar­um ge­be­ten, ge­wärmt zu wer­den. Zu­erst die Hand, dann den gan­zen Kör­per. Das war al­les. Und sie hat­te mir den Kelch ge­schenkt, den man den „Gral“ nann­te, das höchs­te Gut in den Au­gen der Men­schen – und be­deu­tungs­los in mei­nen Au­gen.
     
    Wie hat­te nun al­les be­gon­nen? Mit die­sem ver­damm­ten Ge­räusch in den Pri­vat­ge­mächern des Sher­lock Hol­mes in der Ba­ker Street. Das Ge­räusch hat­te in mir Ohn­macht her­vor­ge­ru­fen, und das war der Test, der in den Au­gen des Voo­doo Hol­mes mei­ne Eig­nung be­wies, mit der Mu­mie in Kon­takt zu tre­ten. Er hat­te den Re­gen­ma­cher be­nutzt, um mit ihr im Shay-Club zu spre­chen. Wenn ich nun selbst den Re­gen­ma­cher als Hilfs­mit­tel be­nutzte, um die Mu­mie zu su­chen – wür­de es mir da­bei ge­lin­gen, Elin wie­der­zu­fin­den?
     
    So kam es, daß ich noch am sel­ben Abend – tie­fe Wol­ken ver­bar­gen den Him­mel –
    in das Haus in der Es­sex Road ein­brach und in der Stil­le und Dun­kel­heit des leer­ge­räum­ten La­dens den Re­gen­ma­cher be­weg­te. Lang­sam, me­di­ta­tiv und rhyth­misch schwenk­te ich ihn im Zwie­licht des Raums über der Stel­le, an der wir die Mu­mie in den Sar­ko­phag ein­ge­schlos­sen hat­ten, hin und her. Ich stand da und lausch­te zwi­schen den Klän­gen, bis das Mur­meln im Re­gen­ma­cher lau­ter wur­de. Zwi­schen­durch war mir, als höre ich ein Flüs­tern. Dann stieg ich hoch zu ei­nem der Woh­nun­gen, in de­nen da­mals von ei­ner ent­fes­sel­ten Mu­mie ein­ge­bro­chen wor­den war. Auch die­se hat­ten nicht wie­der ver­mie­tet wer­den kön­nen, wa­ren ver­schmutzt und her­un­ter­ge­kom­men und stan­den leer. Als ich in ei­ner der Woh­nun­gen die klei­nen Stein­chen in sei­nem In­ne­ren her­ab­stür­zen ließ wie Was­ser­trop­fen, flat­ter­ten da­bei Hun­der­te und Aber­hun­der­te von Fle­der­mäu­sen auf, prall­ten in Pa­nik ge­gen die Schei­ben und peitsch­ten mein Ge­sicht mit ih­ren sam­ti­gen Flü­geln, be­vor es still wur­de und ich in der Mit­te des Raum­es zwei Au­gen sah, die mich an­leuch­te­ten. In die­sem Au­gen­blick fuhr drau­ßen ein grel­ler Blitz aus ei­ner Wol­ke, und ich starr­te einen Wim­pern­schlag lang in das Ge­sicht ei­nes großen, schwar­zen Vo­gels, be­zie­hungs­wei­se eine Sta­tue, die einen Vo­gel dars­tell­te, der an sei­ner Stir­ne einen gol­de­nen Reif trug. Erst als das Bild wie­der ver­lösch­te, und drau­ßen ein oh­ren­be­täu­ben­der Lärm auf­klang, als Was­ser­trop­fen auf die Schei­ben pras­sel­ten, er­kann­te ich, um wel­ches Bild es sich hier ge­han­delt hat­te: Den Sar­ko­phag, der längst im Mu­se­um ruh­te. Ich tau­mel­te nach vor und tas­te­te mit zit­tern­den Hän­den im Dun­kel, aber da war nichts, es war nur ein Bild vor dem in­ne­ren Auge ge­we­sen, das mich ge­täuscht und doch in die rich­ti­ge Rich­tung ge­lei­tet hat­te.
     
    Es ging schon ge­gen Mit­ter­nacht, als ich mich in die Rich­tung des Bri­ti­schen Mu­se­ums auf den Weg mach­te. Es reg­ne­te so stark, daß nie­mand auf den Straßen war, und die Hälf­te der Gas­la­ter­nen der Straßen­be­leuch­tung er­lo­schen wa­ren. Die Stadt lag in ei­ner großen, läh­men­den Dun­kel­heit be­fan­gen, und ich war in kür­zes­ter Zeit bis auf die Un­ter­wä­sche durch­nässt. Nur mei­ne Hand um­klam­mer­te den senk­recht auf­re­gen­den Re­gen­ma­cher, der mir wie ein Leucht­stab den Weg wies, wie ein Ramm­bock, wie ein Bi­schofs­stab, der die ver­schlos­se­nen Tore der See­le auf­sprin­gen lässt. Die Tor­wa­che am Bri­ti­schen Mu­se­um war mir un­be­kannt, und be­trach­te­te mich mit höchs­tem Miss­trau­en, was an­ge­sichts der Uhr­zeit, zu der ich dort vor­sprach, nicht un­ge­wöhn­lich war. Aber

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