Voodoo Holmes Romane (German Edition)
Nun war er doch etwas blass geworden. „Ich plädiere eigentlich dafür, beim Spiel ästhetische Reize zu berücksichtigen“, sagte Holmes darauf, „doch nun, da Sie eine koloniale Duftnote in die Angelegenheit bringen, werde ich davon Abstand nehmen müssen.“ Es war eine Frage des Stils, daß er dabei das Geld nicht selbst berührte, sondern Maddox und dem jungen Polizeibeamten aus dem Raum folgte. Es war mir überlassen, einem Bedienten zu winken, um mir beim Einpacken der Scheine behilflich zu sein, die mehr als die Hälfte des Raums meiner Arzttasche einnahmen. Dabei betrachtete ich Lord Hogson, der starr an seinem Platz saß und etwas murmelte, während er unverwandt auf die Tischplatte blickte.
Die Kutschfahrt dauerte annähernd eine halbe Stunde, und wir kamen in den letzten Minuten an einer langen Reihe eindrucksvoller Landhäuser vorbei, die sich im Laufe der letzten Jahren nördlich von London etabliert haben. Es sind zum Großteil Industriekapitäne, die ihre geschäftlichen Erfolge in Übersee mit Prunkbauten dokumentieren wollen. Einige davon ähneln wirklichen Schlössern, und so war es auch mit dem sogenannten Hampton Palace, den sich Mr. Pennyfeather G. Hampton, dessen Reichtum auf südafrikanische Diamantenminen basierte, die ja auch jenes Juwel geliefert hatten, das man die „Rose von Hampton“ nannte. Dieser Hochkaräter war nicht nur einer der größten Diamanten der Welt, er wurde auch dadurch ausgezeichnet, daß ihm eine diskrete rosige Färbung eigen war, für die unsere Wissenschaft noch keine schlüssige Erklärung gefunden hat. Das edle Stück war vor annähernd vierzig Jahren gefunden worden und bildete das Kernstück einer Sammlung, die Mr. Hampton in seinem Palace angelegt hatte. Kaum war der Name Hampton gefallen und die Nachricht von ihrem gewaltsamen Tod durchgedrungen, dachte jeder automatisch an das Kernstück dieser Sammlung, denn Lady Hampton (der Titel war ihr von der Queen über ihren ersten Ehemann zugefallen, der ihn aufgrund seines Reichtums erhalten hatte) war auch landauf landab bekannt als „die Dame, die die Rosen liebte.“ Diese Geschichte war aber schon länger her. Ihr erster Ehemann war gestorben, und die zweite Ehe unglücklich und in einem Alter geschlossen worden, in dem Lady Hampton bereits Großmutter war.
Diese Kalamitäten, die nun im Ableben ihrer Dienstherrin geendet hatten, schienen das Personal von Hampton Palace über Jahre gequält zu haben: Sie wirkten allesamt blass und verhärmt, angefangen vom Butler, der uns auf der Freitreppe empfing, nachdem unsere Kalesche in großem Bogen über den Kies gebremst war, bis zu dem Stubenmädchen, das sie erdrosselt im Bett aufgefunden hatte. Das Wort „erdrosselt“, das uns zu früher Morgenstunde im Höchsttempo hierher gerufen hatte, schien übrigens nicht zuzutreffen, wie Maddox sofort anmerkte: Denn zweifellos war Lady Hampton tot, ihr Hals aber wies keinerlei Hinweise auf Würgemale auf. Als der Inspektor das Mädchen auf diese Tatsache vielleicht in einem etwas rüden Beamtenton hinwies, brach es sofort in Tränen aus und konnte nichts mehr sagen. Ja, besonders diese im Dienst ältlich gewordene, ausgemergelte Jane schien ein Nervenleiden entwickelt zu haben, und es mochte alles mit ihrer Herrin zu tun haben, die ebenso blass, ausgemergelt und leidend ihre letzten Jahre verbracht hatte. Als einziger anwesender Arzt oblag es mir, Lady Hampton zu untersuchen. Daß aus meiner Arzttasche beim Öffnen Geldscheine hervorquollen, war nicht dazu angetan, meine Umgebung günstig zu stimmen. Noch tollpatschiger war meine Bemerkung, als ich ihren Körper, der über sechzig Jahre alt
Weitere Kostenlose Bücher