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Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Voodoo Holmes Romane (German Edition)

Titel: Voodoo Holmes Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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Nun war er doch et­was blass ge­wor­den. „Ich plä­die­re ei­gent­lich da­für, beim Spiel äs­the­ti­sche Rei­ze zu be­rück­sich­ti­gen“, sag­te Hol­mes dar­auf, „doch nun, da Sie eine ko­lo­nia­le Duft­no­te in die An­ge­le­gen­heit brin­gen, wer­de ich da­von Ab­stand neh­men müs­sen.“ Es war eine Fra­ge des Stils, daß er da­bei das Geld nicht selbst be­rühr­te, son­dern Ma­ddox und dem jun­gen Po­li­zei­be­am­ten aus dem Raum folg­te. Es war mir über­las­sen, ei­nem Be­dien­ten zu win­ken, um mir beim Ein­packen der Schei­ne be­hilf­lich zu sein, die mehr als die Hälf­te des Raums mei­ner Arzt­ta­sche ein­nah­men. Da­bei be­trach­te­te ich Lord Hogson, der starr an sei­nem Platz saß und et­was mur­mel­te, während er un­ver­wandt auf die Tisch­plat­te blick­te.
     
    Die Kutsch­fahrt dau­er­te an­nähernd eine hal­be Stun­de, und wir ka­men in den letzten Mi­nu­ten an ei­ner lan­gen Rei­he ein­drucks­vol­ler Land­häu­ser vor­bei, die sich im Lau­fe der letzten Jah­ren nörd­lich von Lon­don eta­bliert ha­ben. Es sind zum Groß­teil In­dus­trie­ka­pi­tä­ne, die ihre ge­schäft­li­chen Er­fol­ge in Über­see mit Prunk­bau­ten do­ku­men­tie­ren wol­len. Ei­ni­ge da­von ähneln wirk­li­chen Schlös­sern, und so war es auch mit dem so­ge­nann­ten Hamp­ton Pa­lace, den sich Mr. Pen­ny­fea­ther G. Hamp­ton, des­sen Reich­tum auf süd­afri­ka­ni­sche Dia­man­ten­mi­nen ba­sier­te, die ja auch je­nes Ju­wel ge­lie­fert hat­ten, das man die „Rose von Hamp­ton“ nann­te. Die­ser Hoch­ka­räter war nicht nur ei­ner der größten Dia­man­ten der Welt, er wur­de auch da­durch aus­ge­zeich­net, daß ihm eine dis­kre­te ro­si­ge Fär­bung ei­gen war, für die un­se­re Wis­sen­schaft noch kei­ne schlüs­si­ge Er­klärung ge­fun­den hat. Das edle Stück war vor an­nähernd vier­zig Jah­ren ge­fun­den wor­den und bil­de­te das Kern­stück ei­ner Samm­lung, die Mr. Hamp­ton in sei­nem Pa­lace an­ge­legt hat­te. Kaum war der Name Hamp­ton ge­fal­len und die Nach­richt von ih­rem ge­walt­sa­men Tod durch­ge­drun­gen, dach­te je­der au­to­ma­tisch an das Kern­stück die­ser Samm­lung, denn Lady Hamp­ton (der Ti­tel war ihr von der Queen über ih­ren ers­ten Ehe­mann zu­ge­fal­len, der ihn auf­grund sei­nes Reich­tums er­hal­ten hat­te) war auch land­auf land­ab be­kannt als „die Dame, die die Ro­sen lieb­te.“ Die­se Ge­schich­te war aber schon län­ger her. Ihr ers­ter Ehe­mann war ge­stor­ben, und die zwei­te Ehe un­glück­lich und in ei­nem Al­ter ge­schlos­sen wor­den, in dem Lady Hamp­ton be­reits Großmut­ter war.
     
    Die­se Ka­la­mi­täten, die nun im Ab­le­ben ih­rer Diensther­rin ge­en­det hat­ten, schie­nen das Per­so­nal von Hamp­ton Pa­lace über Jah­re ge­quält zu ha­ben: Sie wirk­ten al­le­samt blass und ver­härmt, an­ge­fan­gen vom But­ler, der uns auf der Frei­trep­pe emp­fing, nach­dem un­se­re Ka­le­sche in großem Bo­gen über den Kies ge­bremst war, bis zu dem Stu­ben­mäd­chen, das sie er­dros­selt im Bett auf­ge­fun­den hat­te. Das Wort „er­dros­selt“, das uns zu früher Mor­gen­stun­de im Höchst­tem­po hier­her ge­ru­fen hat­te, schi­en üb­ri­gens nicht zuzu­tref­fen, wie Ma­ddox so­fort an­merk­te: Denn zwei­fel­los war Lady Hamp­ton tot, ihr Hals aber wies kei­ner­lei Hin­wei­se auf Wür­ge­ma­le auf. Als der In­spek­tor das Mäd­chen auf die­se Tat­sa­che viel­leicht in ei­nem et­was rü­den Be­am­ten­ton hin­wies, brach es so­fort in Trä­nen aus und konn­te nichts mehr sa­gen. Ja, be­son­ders die­se im Dienst ält­lich ge­wor­de­ne, aus­ge­mer­gel­te Jane schi­en ein Ner­ven­lei­den ent­wickelt zu ha­ben, und es moch­te al­les mit ih­rer Her­rin zu tun ha­ben, die eben­so blass, aus­ge­mer­gelt und lei­dend ihre letzten Jah­re ver­bracht hat­te. Als ein­zi­ger an­we­sen­der Arzt ob­lag es mir, Lady Hamp­ton zu un­ter­su­chen. Daß aus mei­ner Arzt­ta­sche beim Öff­nen Geld­schei­ne her­vor­quol­len, war nicht dazu an­ge­tan, mei­ne Um­ge­bung güns­tig zu stim­men. Noch toll­pat­schi­ger war mei­ne Be­mer­kung, als ich ih­ren Kör­per, der über sech­zig Jah­re alt

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