Voodoo Holmes Romane (German Edition)
geworden war und deutliche Verfallserscheinungen zeigte, mit der halblauten Bemerkung bedachte: „Wie die aussieht, war das kein Mord, das war Altersschwäche.“ Es war keine Verletzungsspuren zu sehen, auch nicht am Hals, und der körperliche Zustand war so gebrechlich, daß ich mich zu dieser Aussage berufen fühlte.
Es erhob sich sofort ein Proteststurm, begonnen mit dem Butler, der in höchsten Tönen die Vitalität seiner Herrin bis zuletzt pries, wohl aber auch ihre durchgeistigte, zierliche, liebliche Gestalt. Er sprach mit einem starken deutschen Akzent und wirkte wie ein Fossil aus der Zeit der Romantik, als er in einer senil wirkenden Art hervorstotterte, sie sei in diesem Haus eine „Elfe“ gewesen, „von Mondschein umflort“, und „nicht geschaffen für die Unerbittlichkeit des Lebens“. Daneben stand ein Kammerdiener, der davon berichtete, sie habe bis zum letzten Tag lange Spaziergänge gemacht, wenn auch mit Stock wegen einer schmerzenden Hüfte. Das wurde allerdings sofort wieder von Jane, der engsten Gefährtin revidiert, die bekannt gab, seit einer Woche habe Lady Hampton keine feste Nahrung mehr zu sich genommen, und auch dieses Zimmer nicht mehr verlassen. Sie war mit ihren Rosen allein geblieben, von denen es hier zahlreiche Töpfe und Vasen gab, was dem Ort von Anfang an das Gepräge einer Leichenhalle mit dem entsprechend faulig-wässrig an Blumen erinnerndem Aroma gab, dem sich wohl auch noch aus menschlicher Quelle Duftstoffe beimischen – was meiner Ansicht nach nur die Verwandtschaft unterstreicht, die wir mit diesen gefälligen Pflanzen unterhalten.
Holmes stand während dieser Präliminarien mit verschränkten Armen hinten im Raum und sah nur zu, während Maddox und ich die Menschen brüskierten. Der einzige Mensch, der in seiner verwirrten, erregten Art Auskunft gab, war Meier, der Butler. Er hatte seine Herrin verehrt und übergoss uns nun mit einem Schwall diffuser Anschuldigungen gegen ihren treulosen zweiten Ehemann. Lady Hampton hatte sich kurz nach dem Tod ihres ersten Ehemannes wieder neu verehelicht. Die Hochzeitsreise war die einzige Zeit gewesen, die sie mit diesem Menschen dann auch verbracht hatte. Seither wanderte jener ziellos in Monte Carlo vom Casino in die Betten gelangweilter Witwen, und von dort zurück an die Spieltische, und hinterher in die Bars, wo ihm glücklose Unternehme wertlose Papiere aufschwatzen, und vieles andere mehr. Die Schulden, so der Butler, die dabei entstanden, wurden im Namen Hampton gemacht, und auf dieser Seite des Ärmelkanals beglichen bis zu dem Tag, an dem die arme Lady Fy sozusagen die Schnauze voll hatte und bis in die entferntesten Winkel Europas die Nachricht verbreiten ließ, daß ihrem Ehemann der Kredit gesperrt worden war. Das hinderte diesen nicht, sich weiterhin zu verschulden, sodaß es eines beherzten Detektivs bedurfte, der Mr. Hampton eines Tages im Hotel aufsuchte, um mit ihm ein klares Wort zu sprechen. Die Begegnung bewog den treulosen Ehemann sodann, nach London zurückzukehren. Er wurde an der Pforte vom Hampton Palace abgewiesen und ging ins Hotel, um Lady Hampton zwei Wochen lang aus der Ferne mit Bittgesuchen zu quälen, denen unvermeidlich ein Rosenstrauß beigefügt war.
Nach dieser im vertraulichen Ton übermittelten Indiskretion gingen wir alle in die Bibliothek, die fensterlos und mit starken Türen ausgestattet war, und wo das Personal den Beschuldigten, der im Garten ergriffen worden war, eingesperrt hatte. Daß sich das Personal an ihrem Herrn derartig vergriffen hatte, war ein Skandal, doch durchaus akzeptabel, denn er hatte hier nie gelebt.
Nun muß ich erwähnen, was in
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